„Man soll den Tag nicht vor dem Abend loben“, mahnte mich meine Großmutter regelmäßig, wenn ich mich über oder auf irgendetwas besonders stark freute. Doch soll man sich die Freude über gute Nachrichten deswegen ganz verderben lassen? Umso mehr in Zeiten wie diesen, wo es viel zu wenig gute Nachrichten gibt, dafür aber ständig irgendwelche Horror-Meldungen – ich erinnere nur an den Tag, an dem bekannt wurde, dass Karl Lauterbach tatsächlich Bundesgesundheitsminster wird. Wenn man sich sofort richtig ärgern darf über so etwas, dann muss man sich auch sofort richtig freuen dürfen über das, was heute bekannt wurde: „Elon Musk krallt sich Twitter“, so die Überschrift auf Focus Online. Die Tonlage zeigt schon, wie groß der Ärger in den großen Medien über den Deal ist.
Für diesen Ärger haben die Gralshüter der Regierungsmeinung in den mit Steuergeldern subventionierten Redaktionen auch guten Grund. Musk, dem ein guter Draht zu Donald Trump nachgesagt wird (allein das reicht in unseren Medien für die Meist-Beungünstigungsklausel), hat nie einen Hehl aus seiner Kritik an der Einschränkung der Meinungsfreiheit in den sozialen Medien allgemein und bei Twitter im Besonderen gemacht. Musk klagte, das stramm „woke“ Netzwerk Twitter untergrabe die Meinungsfreiheit, und kritisiert die teilweise völlig willkürliche, aber ideologisch immer stramm linientreue Löschpraxis des Unternehmens.
Glaubenskrieger als Konzernchef
Der Multimilliardär gab denn auch am 4. April bekannt, dass er rund neun Prozent der Twitter-Aktien halte. Und bot allen Aktionären 54,20 Dollar pro Aktie an. Die stramm ideologische Unternehmensführung um Vorstandschef Parag Agrawal kündigte Widerstand an. Es war klar, dass der Woke-Ideologe und Glaubenskrieger auf dem Chefsessel und Musk keine besten Freunde mehr werden. Für Agrawal war eindeutig die richtige „Haltung“ wichtiger als Meinungsfreiheit. Musk verglich ihn dafür mit Sowjet-Diktator Josef Stalin. Der Vorstand wehrte sich gegen den Übernahme-Versuch. Doch offenbar erfolglos.
Musk will nun den Twitter-Algorithmus zu einer „Open Source“ machen, so dass ihn jedermann einsehen und auch damit arbeiten kann. Die bisherige Löschpraxis wegen angeblicher „Falschinformationen“ – der Vorwand für Zensur – würde wohl der Vergangenheit angehören. Auch die Möglichkeit, dass Nutzer Tweets endlich bearbeiten können, was bisher nicht möglich ist, wird diskutiert.
Schon allein die Ankündigung von Musks Plänen hatte zu einem Aufschrei in der pseudolinken Blase in Politik und Medien gesorgt, die bisher die Lufthoheit über dem Netzwerk hatten. Es ging sogar so weit, dass man Musk vorschrieb, er komme als Diktator zu Twitter. Das wäre der erste Diktator in der Menschheitsgeschichte, der sich den Kampf für mehr Meinungsfreiheit auf die Fahnen geschrieben hat. Die Panik bei den Lifestyle-Linken in den USA und rotgrünlila in Deutschland ist so groß, weil sie fürchten, dass andere Meinungen, die nicht „woke“ genug sind, jetzt nicht mehr benachteiligt werden bei Twitter. Am Ende könnte gar noch echter Pluralismus und Meinungsfreiheit einziehen – für viele Ideologen der GAU – der größte anzunehmende Unfall.
Nun bleibt zu hoffen, dass er seine Ankündigungen wahr macht. Ein erster Schritt wäre die Rücknahme des Twitter-Banns von Ex-Präsident Donald Trump. Dessen Ausschluss aus dem Netzwerk – als noch amtierender Präsident – war ein beispielloser Anschlag auf die Meinungsfreiheit. Im Internet melden sich inzwischen Skeptiker zu Wort, ob Musk sich durchsetzen kann. Das Portal „Warroom“ schreibt: „Jüngste Äußerungen von Twitter-Mitarbeitern online und in den Medien haben deutlich gemacht, dass sie keine Lust haben, die Kultur innerhalb des Unternehmens zu ändern, und bald werden wir alle schnell erkennen, dass es einen großen Unterschied zwischen der Kontrolle von Twitter und der Kontrolle der Twitter-Richtlinien gibt.“
Weiter schreibt das Portal: „Musks einfache Vision für Twitter – dass es sich wieder zu einer Plattform entwickeln sollte, auf der freie Meinungsäußerung herrscht und die Benutzer ihre Meinung frei äußern und Informationen austauschen können – ist nur in dem Sinne extrem, dass so viele Menschen innerhalb und außerhalb von Twitter radikal dagegen sind. Die Kultur von Twitter ist eindeutig so in die linke Politik verstrickt, dass der Gedanke an eine Rückkehr zu den Prinzipien der Redefreiheit – also dass auch Konservative auf der Plattform frei sprechen dürfen – zu einer Kernschmelze geführt hat.“
Elon Musk schafft es im Schnelldurchlauf, die vermeintlichen Kämpfer für Vielfalt und Meinungsfreiheit zu demaskieren. pic.twitter.com/y5T5CHTbZK
— Gr@ntlɘr 🥨🍺 (@oida_grantler) April 25, 2022
— Argo Nerd (@argonerd) April 25, 2022
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