In der Berichterstattung über Corona kann man leicht den Überblick und den Durchblick verlieren. Das geht so weit, dass etwa der Vorsitzende des Deutschen Netzwerks für evidenzbasierte Medizin, Prof. Dr. Andreas Sönnichsen beklagt, dass teilweise Medienkanäle, die sich auf die Fahnen schreiben, Fakenews zu bekämpfen, inzwischen selbst zu Verbreitern von Fakenews geworden sind. Manche Medienportale wie etwa Focus Online (bei dessen Verlag der Ehemann von Gesundheitsminister Jens Spahn das Berliner Büro leitet) lesen sich inzwischen, als sei das Motto dort: „Unsere tägliche Corona-Angst gibt uns heute“.
Dem will ich zwei Graphiken gegenüber stellen, die ein Leser anhand der offiziellen Statistiken für mich erstellt hat. Und zwei aus dem Deutschen Ärzteblatt. In der ersten Graphik sehen Sie die Entwicklung der Zahl der Patienten in intensivmedizinischer Behandlung – „geplottet ohne die sonst leider sehr verbreiteten Verzerrungen“, wie der Leser ergänzend schrieb. Quelle ist das offizielle Intensivregister.
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Bemerkenswert sind hier zweierlei Faktoren: Eine der wichtigsten Begründungen für den Lockdown ist, dass die Überlastung der Krankenhäuser vermieden werden soll. Die Graphik zeigt, dass die Zahl der belegten Intensivbetten fast gleich bleibt, also keine dramatische Entwicklung zu erkennen ist. Zwar steigt die Zahl der Patienten mit Covid-19, die in Intensivstationen liegen. Da allerdings die Gesamtbelegung gleich bleibt, liegt hier der Verdacht nahe, dass viele von ihnen nicht wegen, sondern mit Covid-19 dort behandelt werden. Zahlen dazu – ob mit oder wegen Covid-19 – liegen leider nicht vor.
Die zweite Graphik zeigt die Todesfälle in Deutschland im Vergleich zu den Vorjahren. Die Zahlen liegen nur bis Mitte Oktober aktuell vor. Auch hier ist eine drastische Übersterblichkeit nicht zu erkennen.
Hier noch zwei Graphiken aus dem Ärzteblatt, die den Zusammenhang zwischen Alter und Todesfällen aufzeigen. In vielen Medien wird ein Eindruck erweckt, der diesen Zahlen völlig entgegenläuft – dass auch jüngere Menschen sehr gefährdet seien. In Folge dieser Art der Berichterstattung haben auch sehr viele junge Menschen Angst. Bei 20-39-Jährigen liegt den Daten zufolge etwa das Risiko, an Covid-19 zu sterben, bei 0,00019 Prozent. In der Gruppe mit dem höchsten Risiko, Männern über 80, liegt das Risiko bei 0,1222 Prozent (alles anhand der Zahlen bis Mitte Mai, bezogen auf die Bevölkerungszahlen 2018 – aber dass sich an der Altersstruktur der Verstorbenen an einer bestimmten Krankheit binnen Monaten wesentliche Änderung ergeben, ist sehr unwahrscheinlich).
Interessant ist auch der prozentuale Anteil der Covid-19-Todesfälle bezogen auf die Gesamtsterberate in den jeweiligen Bevölkerungsgruppen.
Fazit des Ärzteblattes: „Die Inzidenz der Todesfälle im Zusammenhang mit COVID-19 geht im Wesentlichen parallel zur normalen Sterblichkeit in den jeweiligen Altersklassen“. Diese Erkenntnis und diese Daten müssten zumindest berücksichtigt werden bei der Abwägung zwischen Grundrechten auf der einen Seite und Gesundheitsschutz auf der anderen. Und bei der Frage nach der Strategie – weitgehender Lockdown, der alle betrifft, oder besonderer Schutz für die Risikogruppen.
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Text: br
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Maskenpflicht: Alle gleich, nur Regierung etwas gleicher
Der gemein sterbliche Journalist muss die Maske auch noch beim Sprechen tragen, Merkel-Sprecher Seibert und die Ministeriumssprecher auf dem Podium dürfen dagegen "oben ohne", selbst wenn sie nur zuhören.
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