Wenn Volkserzieher und Ideologen Eigentore schießen, kann das sehr unterhaltsam sein. Und lehrreich. Ein Beispiel wie aus dem Lehrbuch dafür hat jetzt der gebührenfinanzierte Bayerische Rundfunk geliefert. Und wird dafür in den sozialen Netzwerken mit Spott übergossen – völlig zu Recht in meinen Augen.
Bei einer Diskussion des Senders machte sich dessen Journalistin Julia Fritzsche gemeinsam mit Landesschülersprecherin Fabia Klein für das Gendern stark. Nach allen Regeln der (Um-)Erziehungskunst. Sie stellten steile Thesen auf. Die Journalistin etwa sagt mit verrissenem Gesichtsausdruck: „Ich möchte unsere Zuhörenden alle ansprechen. Aber auch die Menschen, über die ich berichte. Wenn ich nicht binäre Menschen weglasse, weil ich zum Beispiel nicht Lehrkräfte sage oder Schüler:innen, dann verneine ich, dass sie existieren.“ Dann verweist sie positiv auf Schweden, wo ein drittes Pronomen verwendet werde – also nicht nur „er“ und „sie“. So als ob es im Deutschen kein „es“ gäbe.
Kein Wunder, dass solche kruden Aussagen zu einem Bauchklatscher führten. Bei einer gegen Ende der Diskussion durchgeführten Online-Umfrage spürt man förmlich, wie es den Damen auf dem Podium die Sprache verschlägt. Sie versuchen noch, die Ergebnisse schön zu reden. Aber auch das klappt nicht. Es kommt heraus, dass die Mehrheit der Schüler gegen das Gendern ist. Schlimmer noch: Kaum einer wurde durch die Sendung dazu angestiftet, seine bisherige Einstellung zu ändern und jetzt für das Gendern zu sein. Die umgekehrte Reaktion zeigten dagegen recht viele Schüler – nach der Diskussion hatte sich ihre Einstellung zum Gendern verschlechtert.
„Wir müssen die Umfrage schließen, denn so schwierig war die Frage nicht“, heißt es schließlich. „Unangenehm, wenn die Meinung der „Teilnehmenden“ über das Gendern nicht ins propagierte Weltbild passt“, kommentiert Judith Sevinc Basad auf Twitter.
Da wird im Bayrischen Rundfunk 40 Minuten lang Werbung für das #Gendern gemacht und danach lehnen die Schüler den vorgeführten kruden Sprachgebrauch noch stärker ab als vorher. Das passiert, wenn Ideologie auf Realität trifft.
1/3 pic.twitter.com/LjvLLb4M6r— Rico Apitz (@LibLbg) July 27, 2022
Was wäre nun eine normale Reaktion für einen öffentlich-rechtlichen Sender, der von Zwangsgebühren aller Menschen in Deutschland finanziert wird? In meinen Augen: Einmal in sich gehen, die eigene „Haltung“ überdenken, und vielleicht korrigieren. Stattdessen sagt die Moderatorin Claudia Stamm, früher Journalistin beim Bayerischen Rundfunk und dann eine Legislaturperiode lang Landtagsabgeordnete (zuerst Grüne, dann fraktionslos): „Das ist ein Aufruf, nächstes Jahr wieder diese Veranstaltung zu machen, ob sich etwas verändert hat in diesem Jahr!“ Also eine Neuauflage der Diskussion – oder genauer gesagt der Umerziehungsrunde.
Die Szene steht geradezu sinnbildlich für eine kleine, aber tonangebende Gruppe aus Journalisten und Politikern, die sich für eine Elite hält, die Menschen umerziehen möchte und dabei völlig die Bodenhaftung und die Verwurzelung bei den Menschen verloren hat. Künftige Historiker können sich anhand des Videos ein Bild davon machen, wie das „beste Deutschland aller Zeiten“ an die Wand gefahren wurde.
Sehen Sie sich die Szenen am besten selbst an – sie bringen einen viel mehr zum Lachen als alle aktuellen Satiren, die ich aus dem Öffentlich-Rechtlichen kenne:
Und hier Reaktionen aus dem Netz:
Gendern: Wenn der Erziehungsrundfunk versagt muss die Botschaft nur wiederholt werden.
Immer. Wieder.
(BR)
Die Umfrage zeigt immer dasselbe Ergebnis "Gendern finde ich unnötig" fiel immer auf dem ersten Platz, klare Ansage. Einfach genial 😅😂🤣 pic.twitter.com/OLsW25mIn8— GeorgeOrwell3 (@george_orwell3) July 27, 2022
https://twitter.com/NotBurningWitch/status/1552325292852760576
Schüler finden nach 45 Minuten "Diversity-Talk" Gendern laut Umfrage mehrheitlich unnötig oder doof.
BR-Moderatorin: "Das heißt aber auch, dass wir […] die Diskussion führen müssen, sozusagen wie wir die Veränderung weiterkriegen, also wie wir sie schneller vorankriegen." pic.twitter.com/YsIvpMrtH5
— Niklas Korber (@NiklasKorber) July 27, 2022
#Gendern find ich ab jetzt klasse" hat …leider niemand:in angekreuzt… ganz vorne "Gendern finde ich weiterhin unmöglich"
"Ist tatsächl ein Aufruf,die Sendung nächstes Jahr wieder zu machen."Genau,so lange,bis Gender:*in alle:innen klasse finden-also 1000 Jahre aufwärts😉
— Dr. Alrun Seidler – Infektiologie (@DrASeidler) July 27, 2022
Aber auch Gender-Anhänger melden sich natürlich lautstark zu Wort:
Bild: ShutterstockWisst ihr irgendwie kann ich fast verstehen, dass all diese weiße Cis-Heten so sehr gegen das #Gendern sind. Es hinterfragt Jahrhunderte alte angeborene Privilegie und mach die Menschen sichtbar auf deren Rücken diese Privilegien ausgetragen wurden.
— Erik Jödicke (@EJodicke) July 25, 2022
Text: br