Wenn die Deutschen etwas machen, machen sie es gründlicher als andere. Und oft genug führen sie mit dem ihnen eigenen Fanatismus geradezu ad absurdum. Das sagen uns viele unserer Nachbarn nach. Und leider lehrt uns die Geschichte, dass sie nicht Unrecht haben.
Wir können das beim Thema Klima beobachten. Wo das winzige Deutschland die Welt retten will. Oder generell beim Thema Umwelt: Journalisten werben jetzt sogar schon dafür, unter der Dusche zu urinieren, um Wasser zu sparen (kein Witz – siehe hier). Auch die Corona-Politik treibt in Deutschland – und Österreich – Blüten, über die man anderswo nur noch den Kopf schüttelt.
Kein Wunder also, dass wir nun beim Thema Energiesparen das gleiche erleben. Minister und Ministerpräsidenten, die uns vorschreiben wollen, wie wir heizen sollen, wie wir duschen sollen, wie wir uns waschen sollen. Erzählt man im Ausland von diesen Auswüchsen des Erziehungsstaates in „Germany“, erntet man erst nur Unglauben. Und dann, noch nach Versicherung, dass man keinen Witz macht, Kopfschütteln und Lachen.
Jetzt gibt es die neuesten Auswüchse: Mit dem Otto-Konzern lässt ein großes deutsches Unternehmen seine Büros auf 15 Grad abkühlen und schließt im Winter ganze Bürogebäude. Verkauft wird das alles als „großes Energiesparpaket“. Die Mitarbeiter sollen zusammenrücken oder von zu Hause arbeiten, wie die „Welt“ berichtet: „Die Personalchefin betont die neue Kreativität, die durch diese Bedingungen entstehe.“
Statt etwa auf die Straße zu gehen gegen eine irrsinnige Energiepolitik oder die Abschaltung der Atomkraftwerke – mindestens eines soll in jedem Fall vom Netz gehen, weil im entsprechenden Bundesland eine Landtagswahl ist – ziehen es die Deutschen vor, sich selbst zu kasteien. Obrigkeitshörigkeit, ja gar Masochismus als Staatsräson?
Otto will dem Bericht zufolge, die Temperatur „in mehreren Büro- und Arbeitsgebäuden auf 15 beziehungsweise sechs Grad Celsius“ herunterregeln. Aus „arbeitsschutzrechtlichen Gründen“ seien dann dort „für ein halbes Jahr keine Arbeitsaktivitäten erlaubt“, teilte das Unternehmen mit, das seit langem auch brav gendert und dem Zeitgeist mit besonderer Inbrunst hinterherhechelt.
Bei Ottos Paket-Tochter Hermes sollen drei von vier zentralen Bürogebäude in Hamburg schließen, schreibt die „Welt“: „Die Büroarbeit werde dann „auf geteilte Schreibtische im energieeffizientesten Gebäude konzentriert. Beim Otto-Versandhändler Witt werde die Beleuchtung der Räume runtergefahren. Elektrogeräte wie Kühlschränke, Kaffeemaschinen, Geschirrspüler würden vom Stromnetz genommen. Zudem will die Gruppe das warme Wasser und Leuchtreklame abschalten.“
Über Weihnachten und Neujahr will der Konzern dann noch mehr Büroflächen in der Konzernzentrale in Hamburg herunterkühlen lassen. Wer auch in dieser Zeit arbeiten müsse, solle dies von Zuhause aus tun. Personalchefin Petra Scharner-Wolff versuchte in einer Pressemitteilung, die Einschnitte als etwas Positives zu verkaufen. Sie brächten Kreativität: Durch das Zusammenrücken in den Büros entstünden neue Konstellationen von Kollegen, die nun eine gemeinsame Fläche nutzen würden.
Quadratur des Kreises
Was kommt als Nächstes? Die Beteuerung, dass Temperaturen von 15 Grad am Arbeitsplatz die Denkleistung inspirieren? Oder gesund seien, weil man sich ständig bewegen muss, um nicht in Kältestarre zu verfallen?
Laut „Welt“ haben mehrere Gemeinden sogar die Warmwasserzeiten reduziert oder sogar auf Null reduziert – wie man das aus Entwicklungsländern kennt. Bibliotheken denken über „Schließtage“ fürs Energiesparen nach, auch die Weihnachtsbeleuchtung wird in Frage gestellt.
Gar nicht zu reden von all den Kultur- und Freizeitangeboten, die jetzt wegen der Energiekrise gestrichen werden. Und auf die viele Menschen, allen voran Kinder und Jugendliche, wegen der Corona-Politik auch so lange verzichten mussten.
Zur Erinnerung: Wir leben nicht in einem Entwicklungsland, sondern einem Land, das bis vor kurzem noch als führende Industrienation galt. Das glaubt, es könne das Weltklima retten – und gleichzeitig seine Arbeiter frieren lassen muss.
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