Wassersparen: SWR wirbt fürs „Pipi machen unter der Dusche“ Ihre Zwangsgebühren im Einsatz

„Pinkeln gegen Putin“ – offen gestanden habe ich für eine Weile mit dieser Überschrift geliebäugelt. Es dann aber doch sein gelassen, weil sie mir zu polemisch scheint. Aber andererseits: Wie kann man ohne Polemik umgehen mit einem Beitrag des gebührenfinanzierten SWR, der allen Ernstes die Frage aufwirft, ob wir angesichts der Energiekrise nun beim Duschen urinieren sollen? Ich verkneife mir – gerade auch aus Respekt gegenüber meinen Schwäbischen Lesern, und nicht etwa, weil ich selbst als Augsburger (Bayerischer) Schwabe bin – auch jede Anspielung darauf, dass ausgerechnet der Sender aus Schwaben so einen Sparvorschlag in die Welt setzt.

Aber ganz im Ernst: Wie sehr sind wir in Deutschland auf den Hund gekommen, wenn jetzt solche Themen ohne jede Ironie erörtert werden? Wir waren einmal ein High-Tech-Land, auf das andere mit Neid blickten – und jetzt überlegen wir, ob wir zum Wassersparen beim Duschen gleich noch unser kleines Geschäft mit erledigen sollen.

Sie wollen es nicht glauben? Bitte sehr:

Als Text schreibt das „SWR Fernsehen“ zu diesem Bild in seinem Facebook-Post:  „Pipi machen unter der Dusche ist eklig? Vielleicht, aber es hat auch Vorteile: Man kommt nicht mit Bakterien auf der Klobrille in Berührung. Und es spart im Schnitt 6 Liter Wasser pro Toilettengang.“

Ihre Zwangsgebühren im Einsatz!

Sind die GEZ-Journalisten von allen guten Geistern verlassen, werden Sie sich nun vielleicht fragen? Ich überlasse die Antwort Ihnen.

Für mich ist der Post ein neuer Beleg dafür, dass Ideologie Hirn frisst. Vor allem, wenn diese Ideologie noch satt gepäppelt wird mit Zwangsgebühren. Bezeichnend auch die Infantilität des Posts, die bereits durch die Wortwahl „Pipi machen“ zum Ausdruck kommt.

Das Thema schlug noch weitere Wellen. Die „Schwäbische Zeitung“ griff es auf.

Ich kann Sie dahingehend beruhigen, dass die nicht-gebührenfinanzierte Zeitung doch noch etwas bodenständiger ist und von dieser Methode des Wassersparens abrät. Aber erst, nachdem sie ausgiebig die Pluspunkte aufgezählt hat. Und Formulierungen wir diese wählt: „Pro Toilettengang spülen wir sechs Liter Wasser in die Kanalisation. Zusätzlich muss jeder Mensch pro Tag rund siebenmal pinkeln gehen. Wer hier zumindest das Wasser von einem Spülgang sparen möchte, der pinkelt in die Dusche.“

„Wer unter der Dusche Wasser lässt, reinigt seinen Intimbereich hygienischer als mit Klopapier“, verrät uns die Schwäbische Zeitung – so als sei das Bidet nie erfunden worden: „Außerdem entsteht keine Reibung, die die Haut verletzen könnte. Und morgens spart man Zeit.“

Aufräumen mit ‘Mythen‘

Wow! Ich bin beeindruckt! Es kommen auch noch hilfreiche Tipps: „Wer beim Duschen pinkelt, sollte dabei die Dusche laufen lassen. Dadurch wird der Urin in den Abfluss gespült und bleibt nicht länger als nötig in der Duschwanne zurück. Ein Mythos ist zudem, dass das Urinieren in der Dusche Inkontinenz begünstigt. Das stimmt aber nicht.“

Sodann verrät das Blatt aber, dass „das Wasserlassen unter der Dusche nicht die beste Idee“ sei. Zum einem, weil sich „Uringeruch durch das Duschen stärker im Raum“ verbreite, und sich zudem „Urinstein in der Duschwanne und den Leitungen absetzen“ könne.

Auch psychologisch, so warnt das Blatt, könne „das Pinkeln unter der Dusche einen ungewollten Nebeneffekt haben: Das Gehirn kann das Wasserplätschern der Dusche mit dem Urinieren verbinden“. Sobald man das Wasser laufen höre, könne sich dann „ein verstärkter Harndrang“ entwickeln, schreibt die Zeitung. Unter Berufung auf Wolfgang Bühmann, den Pressesprecher des Bundesverbandes der Deutschen Urologen.

Merkels Hofblatt

Diese Aussage wiederum stammt aus einem Beitrag von T-Online. Dem Haus- und Hofmedium des Kanzleramtes, das Angela Merkel schon mal als „Sonne in der Finsternis“ pries. Und besonders eifrig ist beim Hetzen gegen alle, die nicht stramm auf Regierungslinie sind.

Der Beitrag vom T-Online hat es in sich. Er ist Reklame fürs „Duschpinkeln“ – und ein Versuch, mit „Vorurteilen“ dagegen aufzuräumen.

Nein, Sie haben sich nicht verlesen.

In dem Text entlarven sich die Hofjournalisten selbst. Auf – um beim Thema zu bleiben – anrüchige Weise: „Viele tun es, doch nur wenige geben es zu: urinieren unter der Dusche.“

Woher T-Online-Autorin Jennifer Buchholz diese Erkenntnis hat, möchte ich lieber nicht wissen.

Weiter rührt sie kräftig die Werbetrommel fürs Urinieren unter der Dusche: „Übrigens: Urin riecht per se nicht unangenehm“, klärt sie uns Rückständige auf. Ihr Fazit: „Laut Experten können Frauen und Männer also problemlos beim Duschen pinkeln. Bühmann rät aus hygienischen Gründen allerdings dazu, die Dusche während des Urinierens laufen zu lassen. Somit werde die Flüssigkeit umgehend in den Abfluss gespült.“

Trockenpinkeln in der Dusche?

Allerdings hat die Sache doch einen Haken. Wie wir in der „Schwäbischen“ erfahren. Die warnt nämlich „Auch die tägliche Dusche muss bei den meisten Menschen nicht sein, besonders wenn sie keiner harten körperlichen Arbeit nachgehen. Eine Dusche an jedem zweiten Tag etwa schont auch die Haut.“

Sollen wir dann trockenpinkelnd in der Duschkabine?

Fragen über Fragen im „besten Deutschland aller Zeiten“.

Und man kann nur noch an einen legendären Ausspruch meines Freundes Henryk M. Broder denken: „Wäre Deutschland überdacht, wäre es eine geschlossene Anstalt.“

PS: Kommentar meines Korrektors nach Durchsicht des Textes: „Wusste nicht, dass wir in Deutschland jetzt auch ein Wasserproblem haben. Vor einigen Jahren war noch zu lesen, dass durch die Wasserspartasten der modernen WCs zu wenig Wasser in der Kanalisation landet und das Abwasser nicht mehr richtig fließt.

Habe dazu noch etwas gefunden: ‚In manchen Regionen Deutschlands fließt das Trinkwasser zu langsam durch die Rohre und es könnten sich dadurch Keime bilden. Stehendes Wasser kann zudem zu Korrosion in den Rohren führen.

Das Abwasser spült wegen der geringen Menge nicht mehr alle Ablagerungen aus der Kanalisation. Dadurch kann sich Schwefelsäure bilden, die dort Schäden verursachen. Es entsteht zudem Fäulnisgestank, vor allem in regenarmen Perioden, der dann wiederum mit aufgehängten Gelmatten bekämpft wird.

In manchen Gegenden Deutschlands ist noch ein anderes Phänomen zu beobachten: Der Grundwasserspiegel steigt, weil zu wenig Grundwasser entnommen wird. Das hat teilweise zur Folge, dass Wasser in die Häuser drückt.‘
Quelle hier.“

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