Pandemie-Ende? Nein! Drosten fühlt sich missverstanden Hütchenspiel? Phänomenaler Gesinnungswandel nach 17 Tagen

Drosten bkk

Die Prawda des neuen Deutschlands, die „Tagesschau“, vermeldete am zweiten Weihnachtsfeiertag des gerade vergangenen Jahres ganz offiziell: „Drosten zur Corona-Lage: ‘Die Pandemie ist vorbei‘“. Weiter hieß es bei der ARD: „Der Virologe Drosten hält die Corona-Pandemie in Deutschland für überwunden. Es gebe in diesem Winter die erste endemische Welle“. Die Nachricht ging durch alle Medien. Auch auf meiner Seite griffen meine Kollegen und ich sie mehrfach auf.

Hätte Drosten etwas gegen diese Nachricht gehabt, hätte er sich sofort zu Wort melden können. Das tat er nicht. Mehr als zwei Wochen lang ließ er die Meldung durch alle Medien ziehen. Jetzt, sage und schreibe siebzehn Tage später, hat er es sich anders überlegt. Die „Süddeutsche Zeitung“, bei Kritikern als „Alpen-Prawda“ verschrien (im Gegensatz zur „Elb-Prawda“, der Tagesschau), schreibt jetzt in einer Überschrift: „Pandemie beendet? Drosten fühlt sich missverstanden.“ Ich dachte zuerst an einen missglückten Scherz. Oder an eine entgleiste Eheberatung nach einem Ehebruch – da fühlt sich der ertappte Übeltäter auch regelmäßig missverstanden. Oder die Übeltäterin (nein, „das Übeltäter“ füge ich nicht hinzu, obwohl man es heute muss). Aber mitnichten. Drosten meint es ernst. Und macht sich damit endgültig zur Lachnummer.

Alles nur ein Missverständnis

Weiter führt das Blatt aus: „Der Virologe Christian Drosten fühlt sich missverstanden. Nach einem Interview mit dem Berliner Tagesspiegel von Ende 2022 wurde er mit der Feststellung zitiert, die Pandemie sei beendet. ‚Das ist ein Missverständnis‘, sagt der Charité-Professor. In dem Interview habe er eigentlich etwas ganz anderes gesagt, als das, was dann schließlich in der Öffentlichkeit angekommen sei. ‚Was ich gesagt habe, ist: Ich erwarte, dass die jetzt kommende Winterwelle eher eine endemische Welle sein wird (…) und dass damit dann die Pandemie vorbei ist.‘ Das Pandemie-Ende lasse sich nicht vorab ankündigen, man könne dies nur im Nachhinein – also nach dieser Welle – betrachten.“

Der Mann, der maßgeblich zur absurden Corona-Politik beigetragen hat und bereits bei der Schweinegrippe 2009 genau so alarmistisch agierte wie 2020 bei Corona, nur damals noch erfolglos, kritisierte die Lesart einiger Medien und Politiker, wonach er die Pandemie für beendet erklärt habe, so die „Süddeutsche Zeitung“. Demnach sagte er: „Ich glaube, alle, die mich bisher kommunizieren gehört haben, wissen, dass ich solche forschen Dinge eigentlich nicht in der Öffentlichkeit sage.“ Er könne nur sagen, was er erwarte: „Dass wir demnächst, in ein paar Monaten sagen werden: Im Nachhinein betrachtet, war das die erste endemische Welle dieses Virus‘, und damit ist die Pandemie vorbei.‘“

Irreführung der Öffentlichkeit?

Kritiker wie der Arzt und Ex-SPD-Bundestagsabgeordnete Wolfgang Wodarg halten Drosten seit langem für unseriös und werfen ihm Irreführung der Öffentlichkeit vor (um es diplomatisch auszudrücken). Wodarg konnte 2009 verhindern, dass die Panikmache Drostens in Sachen Schweinegrippe zu einer Maßnahmen-Politik wie 2020 führte. Die vor allem von Drosten propagierten PCR-Tests (bei denen ein Abteilungsleiter des RKI geschäftlich mitmischte) haben die Schrecken der Pandemie-Politik maßgeblich geprägt.

Wenn man sich nun die Geschichte seiner Aussage ansieht, verdichtet sich der Verdacht, dass Drosten mit gezinkten Karten spielt. Der „Tagesspiegel“ mit seinem Interview war die Quelle für die Nachricht, Drosten habe die Pandemie für beendet erklärt. Das Blatt titelte am 26. Dezember: „Exklusiv: Christian Drosten zur Corona-Lage in Deutschland: ‚Nach meiner Einschätzung ist die Pandemie vorbei.'“ Wer auch nur ein bisschen Ahnung vom Mediengeschäft hat, weiß, dass solche Überschriften für Interviews in der Regel mit dem Interviewten abgesprochen werden. Eine Unsitte, aber leider heute meistens Standard. Und oft sogar Bedingung für ein Interview.

Aber selbst wenn wir davon ausgehen, dass der „Tagesspiegel“ sich anders verhielt als die meisten anderen Medien und die Überschrift des Interviews nicht mit Drosten absprach: Spätestens in dem Moment, als das Interview online war, hätte Drosten um eine Änderung der Überschrift bitten müssen, wenn er sich falsch verstanden fühlte. Noch mehr wäre dies nötig gewesen, als die Meldung, er habe die Pandemie für beendet erklärt, durch alle Nachrichten ging.

Aber Drosten schwieg.

Und autorisierte damit die Aussage stillschweigend.

17 Tage später zieht er sie zurück. Aber auch das wieder verklausuliert, mit Schlupfloch.

Hier wird offensichtlich: Der Mann, der von vielen „Zeugen Coronas“ wie ein Heiliger verehrt wird, pflegt einen taktischen Umgang mit Fakten. Geht es darum, auf der Zeitgeist-Welle zu reiten? Oder ist es Opportunismus? War doch für Lauterbach & Co. seine Deklaration des Pandemie-Endes politisch fast so tödlich wie der Dolch des Brutus für Julius Caesar.

Zugespitzt könnte man die Diagnose stellen, dass Drosten (nicht nur) hier mehr an einen Hütchenspieler erinnert als einen seriösen Wissenschafter.

Die großen Medien, die ich auf die Schnelle durchsehen konnte, verschweigen die brisanten Umstände von Drostens „Widerruf“. Weil eine solche Selbstentlarvung des Corona-Säulenheiligen nicht ins Narrativ passt?

Dieser Beitrag ist in tiefster Nacht entstanden – weil ich nicht anders konnte, als das noch niederzuschreiben. Bitte verzeihen Sie eventuelle Rechtschreibfehler, die dem Schlafmangel geschuldet sind. Für Korrekturhinweise bin ich sehr dankbar!

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Bild: Boris Reitschuster

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