Raketen auf NATO-Territorium: Zwei Tote in Polen Kreml-Lautsprecherin: "Nato so beschissen geschützt, dass jeder, der es will, sie bumsen kann"

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Nach neuesten Erkenntnissen handelte es sich um Teile einer ukrainischen Flugabwehr-Rakete, die in Polen einschlugen. Der ukrainische Präsident Selenskyi bestreitet das jedoch. 
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Unweit von der Grenzlinie zur Ukraine töteten Raketen am Dienstag in dem polnischen Dorf Przewodów zwei Menschen. So heißt es in übereinstimmenden Geheimdienst- und Medienberichten. Demzufolge handelte es sich um russische Waffen, die einschlugen. Dies wäre die erste Bombardierung von Nato-Gebiet durch Russland. Polens Ministerpräsident rief den Sicherheitsrat des Landes zusammen. Auch in Ungarn tagt der Sicherheitsrat. Ersten Angaben zufolge sind die Raketen Irrläufer; das heißt, sie wurden ursprünglich auf Ziele in der Ukraine abgefeuert.

Die polnische Staatsführung mahnte zu Besonnenheit. Ein Regierungssprecher warnte davor, ungeprüfte Informationen zu streuen. Er versicherte, der Sicherheitsrat werde alle Quellen prüfen und dann die Öffentlichkeit informieren. Vom Verteidigungsministerium in Washington hieß es am Dienstag noch, aktuell habe man keine Bestätigung für einen russischen Raketeneinschlag. Moskau dementiert einen solchen.

Im Internet brodelte sofort die Gerüchteküche. Putins Anhänger verbreiten, es handle sich um eine Inszenierung bzw. Provokation durch die USA. Eine erstaunliche Erkenntnis, umso mehr so kurz nach dem Ereignis. Aktuell sieht es nämlich eher so aus, als wollten die Amerikaner beschwichtigten denn eskalieren.

Öl ins Feuer

Fakt ist, dass die Chefredakteurin der staatlichen Nachrichtenagentur Rossija Sewodnja, Margarita Simonjan, bereits massiv Öl ins Feuer gießt. Die 42-Jährige, die als Lautsprecherin des Kreml gilt, schreibt auf Twitter: „Wenn das keine gezielte Provokation war, dann gibt es hier eine gute Nachricht: Die Länder der Nato sind so beschissen geschützt, dass jeder, der es will, sie bumsen kann, und die ganze Nato weiß nicht, wer sie gebumst hat, mit was und wozu. Angesichts dessen, was uns bevorsteht, kann man nur hoffen, dass das bei denen an allen Grenzen so ist!“

Simonjan stimmt zwar nicht einzelne Tweets mit Putin ab, aber sie wird kaum gegen die Kreml-Linie verstoßen. Täte sie es, würde man sie zurechtweisen und sie müsste den Tweet löschen. Das ist nicht geschehen.

Wenn sich die Version, dass es sich um russische Raketen handelte, bewahrheitet, spricht sehr viel dafür, dass es tatsächlich Irrläufer waren – auch wenn man eine irrsinnige Aktion örtlicher Militärs nicht gänzlich ausschließen kann. In so einem Fall Öl ins Feuer zu gießen, wie Simonjan das tut, ist aber höchst unverantwortlich. Aber leider auch folgerichtig. In Moskau fühlt man sich seit Monaten im Krieg mit der gesamten Nato, die Medien stimmen die Menschen auf einen Weltkrieg ein. Viele Hardliner scheinen sich diesen regelrecht zu wünschen.

Man kann insofern nur hoffen, dass der Raketeneinschlag an der Grenze nicht der Funken ist, der das Pulverfass zum Explodieren bringt. Dass die Nato-Staaten bisher sehr besonnen reagieren, ist richtig. Wichtig wäre es aber auch, wenn sich der Verdacht bestätigt, Entschiedenheit an den Tag zu legen. Insbesondere, wenn Moskau statt mit einer Entschuldigung weiter mit verbalen Attacken reagiert.

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Bild: Imago Images/Ria Novosti

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