Regelmäßig schreiben mir Leser in Kommentaren zu Meldungen über den alltäglichen Irrsinn, ich solle mir solche Berichte sparen. Denn das alles sei nicht neu. Ich finde: Wenn man sich gewöhnt an den Irrsinn, wenn man schweigt, macht man sich mitschuldig und mitverantwortlich. Deshalb sei hier die neueste Episode vermeldet. „Ricarda Lang verbittet sich Vergleich zwischen ‘Letzter Generation‘ und RAF“, schreibt die JF. „Grünen-Chefin Ricarda Lang hält Vergleiche zwischen den radikalen Klimaschützern der ‘Letzten Generation‘ und der Terrororganisation RAF für inakzeptabel. Wer hier Parallelen ziehe, verharmlose das Leid der RAF-Opfer.“
Auslöser für Langs Aussage ist massive Kritik an den von den Grünen gehätschelten Klima-Extremisten nach dem tragischen Tod einer 44-jährigen Radfahrerin in Berlin. Der Rüstwagen, der für die schnelle Bergung der Frau nötig war, blieb in einem Stau stecken, den die Extremisten bei einer ihrer illegalen Nötigungs-Aktionen verursacht hatten. Grüne und Journalisten nahmen die Extremisten daraufhin gegen die Kritik in Schutz.
Wenig überraschend ist, dass die Politikerin ohne abgeschlossenes Studium oder Berufsausbildung bei ihrer Verteidigung der Extremisten wie viele andere auch Vergleiche und Gleichsetzungen gleichsetzt, obwohl das ein Unding ist. So kann man durchaus Adolf Hitler mit Mahatma Ghandi vergleichen, um dann zu dem Schluss zu kommen, dass zwei Menschen gegensätzlicher kaum sein können. Ein Gleichsetzen der beiden dagegen wäre völlig absurd.
In sich hat es die Begründung, mit der sich die 28 Jahre junge Politikerin die Vergleiche verbittet: „Wer hier Parallelen zieht und die aktuellen Proteste mit der RAF in einem Atemzug nennt, verharmlost den damaligen Terror und verhöhnt das Leid der Opfer und Hinterbliebenen“, sagte sie der Funke-Mediengruppe.
Wie bitte? Die Politikerin der Partei, zu deren Mantras es gehört, ständig Menschen mit anderer Meinung mit Nazis gleichzusetzen und damit die schlimmsten Verbrechen der Nationalsozialisten zu verharmlosen und zu instrumentalisieren, verbittet sich nun genau diese gleiche Methode, wenn sie von anderen angewandt wird?
Das ist fast schon Realsatire und zeigt, wie selbstgerecht und bar jeder Selbstreflexion selbsternannte Moralapostel wie Lang sind.
Dabei ist eine Gleichsetzung von Nazis und Andersdenkenden etwas ganz anderes, als auf Parallelen bei der Entwicklung der extremistischen Klima-Bewegungen mit den Anfängen der RAF hinzuweisen. Was eben keine Gleichsetzung ist, sondern ein Vergleichen, das Unterschiede ebenso wie Parallelen zu Tage fördert.
Aber ob man das jemandem wie Ricarda Lang erklären kann?
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