Ein gewöhnlich sowohl in Deutschland als auch in Amerika bestens informierter Bekannter schickte mir heute ein Foto aus den USA, das ihn in Rage bringt. Es soll die geheimen Dokumente zeigen, die bei der Razzia im Anwesen von Ex-Präsident Donald Trump am 8. August dieses Jahres in Mar-a-Lago in Florida beschlagnahmt wurden. Mein Bekannter ist sich sicher: Das Bild ist „inszeniert“. Seine Argumentationskette: Ermittler legen nicht geheime Dokumente einfach fein säuberlich am Ort der Razzia auf den Boden, wenn schon, dann fotografieren sie sie am Fundort. Ob mein Bekannter Recht hat oder nicht, kann ich Ihnen leider nicht sagen. Ich kann Ihnen nur noch mehr Details berichten von dem Vorfall, den die deutschen Medien mal wieder weitgehend ignorieren. Wie so vieles, was in den USA nicht in ihr stramm rotgrünes Weltbild passt, in dem Biden der Erlöser und Trump der Erzbösewicht ist.
Hier nun zunächst einmal das Bild:
Tatsächlich steht das „Federal Bureau of Investigation“ (FBI) wegen des von ihm veröffentlichten Fotos nun massiv politisch unter Beschuss. Das Bild verbreitete sich schnell in den sozialen Medien, nachdem es als Teil eines Antrags des Justizministerium bei Bundesrichterin Aileen M. Cannon eingereicht wurde. Ausführlich beschäftigt sich mit der Causa das Portal „Breitbart“, das für Rotgrüne in Deutschland die Inkarnation des Bösen und „rechts“ ist. Da ich aber finde, dass mündige Leser keine Schere im Kopf haben sollten, gebe ich Ihnen hier die wichtigsten Zitate aus dem „Breitbart“-Artikel wieder. Auf dass Sie sich selbst ein Bild machen können.
„Das Justizministerium gewinnt die tägliche PR-Schlacht mit einem Foto von geheimen Dokumenten, die in Mar-a-Lago auf dem Boden verstreut sind“, schrieb Byron York, der politische Chefkorrespondent des Washington Examiner, dem Bericht zufolge. „Die Story ist Trumps angeblicher falscher Umgang mit geheimen Dokumenten, und sehen Sie sie sich an – sie liegen überall auf dem Boden verstreut! Können Sie das glauben?“
Trumps Anhänger monieren, das FBI erwecke mit dem Bild den Eindruck, Trump habe geheime Dokumente auf dem Boden verstreut aufbewahrt. „Das FBI-Foto von auf dem Boden verstreuten Dokumenten impliziert, dass Trump mit Regierungsdokumenten nachlässig umgegangen ist“, twitterte die Kolumnistin der New York Post, Betsy McCaughey. „Tatsächlich ist es das FBI, das die Dokumente für ein inszeniertes Foto auf den Boden gelegt hat. Auch Sie könnten das Opfer dieser Art von unehrlicher ‘Strafverfolgung‘ werden. Seien Sie gewarnt. #FBI“
„Ich liebe inszenierte Fototermine“, sagte Trumps Anwältin Alina Habba laut „Breitbart„. „Ich meine, es ist erstaunlich, wie sie gezielt darauf reagieren.“
Kash Patel, früher hochrangiger Beamter der Trump-Regierung, hält das Bild ebenfalls für nicht authentisch: „Also zunächst einmal ist es inszeniert. Ich war nicht dort. Ich weiß nicht, ob sie die Papiere so gefunden haben, aber ich bezweifle es. Und diese roten und gelben Dinge, die Sie auf den Bodenabdeckungen sehen, die sind nicht geheim“.
Patel legt laut dem Portal noch einen drauf: „Und alles, was ich sehe, ist, dass diese Razzia weiter nach hinten losgeht, weil sie nicht von der Strafverfolgung durchgeführt wird, sondern von Regierungsgangstern wie [FBI-Direktor] Chris Wray und [Generalstaatsanwalt] Merrick Garland“.
Patel behauptet zudem, dass die Regierungsbeamten, die an der FBI-Razzia in Mar-a-Lago beteiligt waren, mit den Beamten in Verbindung stehen, die an dem „Russland-Kollusionsschwindel“ beteiligt waren – also dem nach seiner Ansicht angeblich fälschlich erweckten Eindruck von Trumps Abhängigkeit von Russland.
Trumps früherer Botschafter in Berlin, Richard Grenell, wies darauf hin, dass die fotografierten Dokumente von Trump freigegeben wurden, und zog den Vergleich zwischen Trumps Umgang mit Dokumenten und der gescheiterten Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton: „Es waren alles deklassifizierte Papiere (nicht digital zugänglich) und sie wurden im Büro eines ehemaligen Präsidenten aufbewahrt – bewacht vom United States Secret Service“, twitterte Grenell. „Hillary war nie Präsidentin, ihre Dokumente wurden nie deklassifiziert und waren alle digital ONLINE für Hacker verfügbar.“
Der Ex-Abgeordnete Jason Chaffetz, der den Vorsitz des „House Oversight Committee“ innehat, erhob bei „Fox News“ schwere Vorwürfe gegen das FBI und die Regierung: „Ich habe den Eindruck, dass es eine PR-Maßnahme war. Das wird in einem Gerichtsdokument nicht gebraucht, um den Fall dem amtierenden Richter zu unterbreiten. Das wurde in dem Wissen veröffentlicht, dass sie an die Medien gehen würden.“ Er fügte hinzu: „Die Vorstellung, dass sie die Papiere auf dem Boden ausbreiteten und begannen, Fotos von ihnen zu machen, erweckt kein Vertrauen in die Art und Weise, wie wir Recht sprechen sollen“.
Der Townhall-Mitarbeiter Chris Stigall geht auf Twitter sogar noch weiter mit seinen Vorwürfen: „Das Justizministerium hat ein Propagandafoto erstellt. Warum konnten Trumps Anwälte nicht anwesend sein, wenn das Justizministerium Fotoshootings machen und Dokumente im Internet veröffentlichen wollte? Wenn wir diese Dokumente sehen können, warum dann nicht auch Trumps Anwälte?“ .
Andere spekulierten, so „Breitbart“, dass die Ermittlungen der Bundesregierung gegen Trump „ein politischer Trick sind, um Trumps Namen in den Schlagzeilen zu halten, um den anfälligen Demokraten zu helfen, die im November mit den Zwischenwahlen einen schweren Stand“ haben. Scott McConnell, Mitbegründer von The American Conservative, twitterte: „Ich glaube immer noch, dass es nur eine Taktik ist, um Trump wieder in den Mittelpunkt der Nachrichten zu rücken, um die Wahlchancen der Demokraten zu verbessern.“
Auch Trump selbst hat sich mittlerweile laut „Breitbart“ zu dem Foto geäußert: „Schrecklich, wie das FBI bei der Razzia in Mar-a-Lago die Dokumente wahllos auf den Boden geworfen hat (vielleicht so getan hat, als wäre ich es gewesen!) und dann angefangen hat, Fotos davon zu machen, damit die Öffentlichkeit sie sehen kann. Sie dachten, sie wollten sie geheim halten? Zum Glück sind die Papiere von mir von der Geheimhaltung entbunden worden.“
Die FBI-Beamten hätten die Bilder „aus Kartons genommen und auf dem Teppich verteilt, damit es wie ein großer „Fund für sie aussieht“, so Trump weiter. „Sie haben sie fallen gelassen, nicht ich – sehr irreführend… Und denken Sie daran, dass wir während der Razzia KEINE Vertreter, einschließlich Anwälte, dabeihaben durften. Sie wurden angewiesen, draußen zu warten.“
Fakt ist: Es dürfte spannend bleiben in den USA. Bidens Regierung steht vor den „Zwischenwahlen“ im November mit dem Rücken zur Wand. Ihr droht ein Verlust der Mehrheit in beiden Kammern des Kongresses. Damit hätten die Republikaner weitreichende Befugnisse. Einen solchen Machtverlust wollen die „Demokraten“ offenbar um jeden Preis verhindern. Es wird sogar spekuliert, dass sie vor einer Festnahme Trumps vor den Wahlen nicht zurückschrecken könnten. Was die ohnehin massiven inneren Verwerfungen in den USA noch einmal verstärken würde. Fakt ist, dass wir in den Vereinigten Staaten vor einem politisch heißen Herbst zu stehen scheinen.
Text: br