Schwulsein als geistiger Schaden: Der Skandal hinter dem Skandal Zwischenfall entlarvt betreutes Informieren im ZDF

Ganz sicher haben Sie die Nachricht schon gelesen, denn alle großen Medien haben prominent darüber berichtet: Katars WM-Botschafter Khalid Salman hat in einem Interview mit dem ZDF erklärt, Homosexualität sei unvereinbar mit den Werten seines Landes. Und mehr noch: In seinen Augen sei die Liebe zwischen Männern „haram“ und somit eine Sünde, erklärte der frühere Fußball-Profi. Als ZDF-Journalist Jochen Breyer nachhakte, warum der WM-Botschafter Schwulsein für „haram“ halte, antwortete dieser – nach eigenem Bekenntnis gar kein strenger Moslem, Homosexualität sei ein „geistiger Schaden“. Besonders mit Blick auf Kinder äußerte Salman Vorbehalte gegenüber Homosexuellen. Wenn Minderjährige diese sähen, lernten sie etwas, das nicht gut sei, so der WM-Botschafter.

So weit, so gut, bzw. so schlecht. Dass in arabischen Ländern ebenso wie etwa in der früheren Sowjetunion und weiten Teilen Osteuropas die Einstellung zu „sexuellen Minderheiten“, wie man sie dort nennt, eine ganz andere ist als bei uns im Westen, mag man bedauern oder verurteilen. Es ist aber nicht neu. Und es war auch bekannt, als die FIFA die Fußball-Weltmeisterschaft nach Katar vergab. Auch, als die Fernsehrechte für riesige Beträge aufgekauft wurden. Dass jetzt einige so tun, als hätten sie die Feindlichkeit gegenüber Homosexuellen in anderen Kulturen bisher nicht gekannt, ist verwunderlich.

Ich maße mir hier nicht an, Richter zu sein in dem ewigen Zwiespalt zwischen dem Wunsch, eigene Werte auch in fernen Ländern durchsetzen zu wollen, und der Notwendigkeit, andere Kulturen zu respektieren. Der Begriff „Toleranz“ ist in diesem Spannungsgebiet sehr zwiespältig. Aber ist für viele Glaubenskrieger wohl zu intellektuell.

Erst kürzlich hatte ich einen Kommentar gelesen, in dem es hieß, dass das Gebaren gegenüber Katar kolonalistisch sei. Das ist besonders bizarr, weil diejenigen, die sich jetzt am lautesten über den Wüstenstaat echauffieren, wohl mehrheitlich den Kolonialismus streng verurteilen. Und wahrscheinlich nicht einmal ahnen, dass dieser auch mit der Übertragung vermeintlich besserer westlicher Werte gerechtfertigt wurde.

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Vor diesem Hintergrund zu verstehen ist auch die Aussage von Katars Außenminister Mohammed bin Abdulrahman Al-Thani. Der hatte am Montag die Kritik an der Menschenrechtslage in seinem Land scharf zurückgewiesen. Die Vorwürfe aus dem fernen Europa seien „sehr arrogant und sehr rassistisch“, sagte er im Gespräch mit der FAZ.

Wie gesagt, die Causa ist komplexer, als es vielen unermüdlichen Kämpfern für alles Gute und Edle scheinen mag.

Und es gibt viele Fallstricke: Dass die westlichen Moralisten in der Causa Khalid Salman selbst in ein tiefes Fettnäpfchen getreten sind, ist offenbar gar niemandem aufgefallen. Denn wenn man sich massiv für westliche Werte einsetzt, dann sollte man das in allen Bereichen tun. Auch in Sachen Pressefreiheit.

Und nun lesen Sie sich bitte den Satz durch, der so oder ähnlich formuliert in fast allen Medien zu finden war, dessen Problematik aber offenbar niemandem auffiel: „>Der Pressesprecher des WM-Organisationskomitees, der das ZDF-Team bei den Dreharbeiten begleitet und kontrolliert hatte, brach das Gespräch laut dem Sender nach Salmans Aussage über den vermeintlichen ‘geistigen Schaden‘ von Schwulen ab.“

Merkwürdiger Vorgang

Nein, Sie haben sich nicht verlesen. Das ZDF lässt Interviews vom WM-Organisationskomitee kontrollieren. Dass Pressesprecher bei Interviews anwesend sind, ist unproblematisch. Nicht aber, dass sie dabei als Zensoren agieren und den Interviewten kontrollieren, ja einfach nach Gutdünken das Interview abbrechen können – gerade wenn es heikel und damit gerade journalistisch interessant wird. Faktisch ist das eine Art der Zensur durch das WM-Organisationskomitee. Ohne den Skandal mit dem WM-Botschäfter hätte der Zuschauer von diesem problematischen Begleitumständen nichts erfahren.

Das kann man sich nicht ausdenken: Die Hohepriester der Freiheit, die als Schulmeister gegenüber dem Katar auftreten, lassen sich ganz handzahm und ohne das klar den Gebührenzahlern gegenüber zu kommunizieren auf betreute Interviews und damit betreute Berichterstattung ein. Und nicht nur im Katar. Etwa auch bei den Live-Übertragungen behält sich die FIFA das Recht auf faktische Zensur vor. Und hat bei früheren Veranstaltungen schon mehrfach heikle Szenen einfach nicht gezeigt.

Was das ZDF – und sicher nicht nur dieses – hier betreibt, sind doppelte Standards und Doppelmoral. Das sind wir inzwischen leider gewöhnt. Nicht gewöhnen sollte man sich aber daran, dass dies inzwischen niemandem mehr auffällt. Und dass für dieses „betreute Informieren“ Zwangsgebühren erhoben werden.

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