(Selbst-)Entlarvung: Wie manipulativ Lauterbach mit Daten und Realität umgeht Wie der SPD-Politiker Fakten verdreht

Von Mario Martin

Wer dieser Tage noch immer abends den Fernseher einschaltet, der muss darauf gefasst sein, Karl Lauterbach zu sehen. Am 14.10. war es wieder so weit, Lauterbach war bei Maybrit Illner (noch bis 22.10. abrufbar) zu Gast im Corona-Talk. Illner verspricht in der Anmoderation eine Diskussion “ohne Zorn”. Zu diesem Zeitpunkt war ihr bewusst: Karl Lauterbach sitzt mit am Tisch.

Erlaubte sich Illner hier einen Scherz auf Kosten der Zuschauer?

Lauterbach war in Maischbergers letzter Sendung von selbiger der Lüge überführt worden. Da hatte er behauptet, die SPD-Bundetagsfraktion hätte für das gemeinsame Foto die Maske in den Räumlichkeiten des Bundestages nur einen kurzen Moment abgenommen.

Keine Oase in Sicht

Lauterbachs Eingangsstatement: Wir hätten es mit einer Pandemie der Ungeimpften zu tun. Eine Falschaussage, die sich im Hinblick auf die Länder mit hohen Impfquoten (Israel, Island, Portugal, Gibraltar etc.) widerlegen lässt. Es gibt sogar Länder, die überhaupt erst mit COVID-19 zu kämpfen haben, seitdem die Menschen die “Impfung” erhalten. Hier zwei Beispiele:

Verlauf Corona-Todesfälle vs. Impfquote Grenada
(Quelle: https://ourworldindata.org/)
Verlauf Corona-Todesfälle vs. Impfquote Mongolei
(Quelle: https://ourworldindata.org/)

Zurück nach Deutschland. Deutschland hat ein Problem mit seiner Datengrundlage. Auch hier wurde die Zahl der sog. Impfdurchbrüche verzerrt, indem mitunter nur Ungeimpfte im Krankenhaus getestet werden. Immer mehr Menschen auf den Intensivstationen sind jedoch doppelt geimpft. Das RKI spricht derzeit, je nach Altersgruppe, von bis zu 36,8 %. Zahlen aus dem Schweizer Kanton Zürich lassen eine besorgniserregende Tendenz erkennen. Der Anteil der hospitalisierten doppelt Geimpften nähert sich immer weiter dem der Nicht-Geimpften an.

Anteil Impfstatus vs. Hospitalisierungen bzw. Intensivpatienten
(Quelle: https://www.zh.ch/de/gesundheitsdirektion.html)

Bei Illner ist nun erstmal die falsch berechnete Impfquote Thema. Zuletzt wurden Details zur falsch berechneten Impfquote durch die vom RKI durchgeführte Covimo-Studie bekannt. Die Impfquote könnte um bis zu 5 % höher liegen, was zu einer Impfquote von 80 % der erwachsenen Bevölkerung in Deutschland führen würde.

Die offizielle Erklärung für diesen Sachverhalt: Nachdem Haus- und Betriebsärzte nun ebenfalls verstärkt „Impfungen“ verabreichen, würde nicht mehr so gründlich gemeldet, wie es von den Impfzentren vorgenommen wurde.

Merchandising

Lauterbach bestätigt auf Nachfrage von Illner den Sachverhalt. “Das wusste man seit langem.[…] Seit ein paar Monaten. Ich peile mal über den Daumen. Seit zwei Monaten wussten wir, dass die Zahlen des RKI – die offiziellen Zahlen – dass die nicht stimmen.”

Lauterbachs Ängste

Warum das nicht kommuniziert worden sei, fragt Illner. Lauterbach hält das Vorgehen für einen Fehler. Nicht etwa, weil damit der Bevölkerung essentielle Informationen vorenthalten worden wären, sondern weil dieses Vorgehen “Verschwörungstheorien nährt”. Man könne sogar auf die Idee kommen, das wäre absichtlich geschehen, fürchtet Lauterbach, um einen Freedom-Day hinauszuzögern. “Das war echt nicht der Fall.”

Wer könnte daran Zweifel haben?

An einen Freedom-Day ist noch nicht zu denken. “Wir sind noch nicht da, wo es möglich wäre, zu sagen: Okay, jetzt nehmen wir die Masken runter […], in Geschäften gilt kein 3G mehr.”

“Wir haben ein Problem, das wir schlecht erklären können.” Es ginge um den hohen Anteil der 16 % ungeimpften Bevölkerung bei der Altersgruppe 65+. Kämen die in die Klinik, stürben diese Menschen in 10 % aller Fälle.

Lauterbach hantiert hier mit nicht belastbaren Zahlen. Zuvor haben wir festgestellt, weder die Zahlen zur Impfquote noch die Zahlen zu Impfdurchbrüchen und Impfstatus der Krankenhauspatienten sind korrekt.

Wie soll politisches Handeln aus diesem Datenmüll abgeleitet werden?

Zuvor hatte Epidemologe Klaus Stöhr dies nochmal auf Nachfrage von Illner bestätigt: “In Deutschland existiert tatsächlich eine Datenwüste.” Es sei schlichtweg nicht möglich, herauszufinden, wie viele Menschen in Deutschland geimpft sind.

“Wir haben kein Medikament.”

Aber nicht nur Lauterbach warnt vor einem Freedom-Day. Ute Teichert, die Vorsitzende des Bundesverbandes der Ärztinnen und Ärzte des Öffentlichen Gesundheitsdienstes, gibt zu bedenken: „Wir haben kein Medikament.“ […] „Ich bin Ärztin. Jeder, der krank wird, ist eine Person zu viel. Da stellt sich für mich die Frage nach einem Freedom-Day nicht.“

Eine weitere Falschaussage. Es spricht doch längst viel dafür, dass ein wirksames Behandlungsprotokoll für die Krankheit existiert. Am Beispiel Afrikas lässt sich dessen Wirksamkeit deutlich erkennen. Eine japanische Studie, die den Einsatz von Ivermectin in den afrikanischen Ländern vergleicht, liefert diese Ergebnisse. Während die blau markierten Länder Ivermectin einsetzen, verzichten die gelb markierten auf den Einsatz. In den Ländern, in denen Ivermectin nicht verabreicht wird, sind die Todesraten deutlich höher.

Todesrate pro 100.000 im Zeitverlauf
blau markiert: Land nutzt Ivermectin zur Behandlung
gelb markiert: Land nutzt kein Ivermectin zur Behandlung
(Quelle: https://www.medrxiv.org/content/10.1101/2021.03.26.21254377v1.full.pdf)

Selbstkritik Fehlanzeige

Am Ende der Sendung möchte Illner von Lauterbach wissen, ob eine gewisse Selbstkritik nicht angebracht wäre. Lauterbach gerät ins Straucheln und verhaspelt sich. Dann sagt er, die Diskussion bewege sich in Deutschland auf einem hohen, faktenreichen Niveau. Danach hatte Illner aber doch gar nicht gefragt und hakt nochmal nach: “Selbstkritik?”

Daraufhin Lauterbach: “Ja, gut. Also ich. Da hätte man mich ein bisschen vorbereiten müssen, um darüber nachzudenken. Da brauche ich noch eine Sekunde, darüber nachzudenken. Also. Weiß es nicht. [Pause] Also. Muss ich drüber nachdenken. Da gibt es sicherlich eine Menge.”

Diese Aussage belegt dann wohl, dass solche Gedanken Lauterbach völlig fremd sind und er es nicht für nötig hält, sich mit dieser Frage überhaupt zu befassen. Den Autor überrascht das nicht. Vielmehr sorgt er sich um die psychische Konstitution der Menschen, die sich immer noch Abend für Abend diese Formate ansehen. Die von Illner bekräftigte Zornfreiheit ist bei ihm angesichts solcher Gäste eine Illusion. Die psychische Kernschmelze ließe bei Dauerkonsum dieser Formate nicht lange auf sich warten.

Diejenigen, die selbst wenig haben, bitte ich ausdrücklich darum, das Wenige zu behalten. Umso mehr freut mich Unterstützung von allen, denen sie nicht weh tut!

Gastbeiträge geben immer die Meinung des Autors wieder, nicht meine. Ich schätze meine Leser als erwachsene Menschen und will ihnen unterschiedliche Blickwinkel bieten, damit sie sich selbst eine Meinung bilden können.

Mario Martin ist Ökonom und arbeitet als Software-Projektmanager in Berlin.

Bild: ZDF Mediathek
Text: Gast

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