Der vermeintliche Kampf gegen Rechts hat inzwischen Anzeichen von Irrsinn erreicht. Oft hat man den Eindruck: Wenn die AfD morgen sagen wird, dass die Erde eine Kugel sei, dann werden die anderen Parteien und die Medien beteuern, sie sei eben keine Kugel – nur um eben nicht vermeintlich gemeinsame Sache mit der stigmatisierten Partei zu machen.
Nicht allzu weit weg von dem beschriebenen absurden Beispiel ist das, was gerade in Hamburg passiert ist. In der Hansestadt wollte Star-Köchin Cornelia Poletto – bekannt durch ihre TV-Koch-Shows – mit ihrer Sendung „Palazzo“ von November bis März auf der Hamburger Moorweide auftreten. Die liegt hinter dem Bahnhof Dammtor im besten Viertel der Stadt.
Doch nun darf sie nicht. Und zwar wegen der SPD. Die hat dafür gesorgt, dass ein entsprechender Antrag nicht die nötige Mehrheit bekommt. Nicht, weil sie inhaltlich dagegen war. Sondern einzig und allein, „weil sie nicht so abstimmen wollte wie die AfD“, wie die „Bild“ berichtet: „Die SPD-Genossen des zuständigen Bezirkes Eimsbüttel wollten die Veranstaltung eigentlich vor den Grünen retten, die statt Festzelt lieber den Rasen und Bäume schonen wollten. Und ohnehin gegen ‘Kommerzialisierung‘ sind.“
Bei der Abstimmung in der Bezirksversammlung hätten die Befürworter der Koch-Aktion – also die SPD, die CDU, die FDP und die AfD) rein rechnerisch zwei Stimmen mehr haben müssen. Doch daraus wurde nichts. „Denn zwei Genossen verließen den Saal“, wie es in dem Bericht heißt: „Begründung: Die Stimmen der AfD dürften nicht entscheidend sein. Nur, um es noch einmal zu verdeutlichen: Es ging hier um die Nutzung einer Wiese – nicht um die Wahl zum Beispiel eines Ministerpräsidenten.“
Besonders bizarr ist die Logik, die die „Bild“ weiter ausführt: „Die Grünen hätten eine Mehrheit der Befürworter auch ohne AfD sichern können, hätte nur ein Grüner nicht mitgestimmt. Diesen Vorschlag lehnte Fraktionschef Ali Mir Agha (43) aber rundweg ab.“
Das erinnert weniger an Politik, als an Sandkasten und Kindergarten.
Der Fraktionschef der SPD, Gabor Gottlieb, hatte noch wenige Tage vor der Abstimmung gesagt: „Das beliebte Koch-Event muss weiter dort laufen können.“ Nun versucht er das Einknicken laut dem Bericht so zu begründen: „Wir mussten uns an die allgemeine Linie der Bundespartei im Umgang mit der AfD halten. Wir machen das grundsätzlich so.“
Top-Gastronomin Cornelia Poletto sagt fassungslos zur „Bild“: „Ich bin total traurig über die Entscheidung. Ich hätte es mir so sehr gewünscht, dass mein ,Palazzo‘ auf der Kleinen Moorweide stattfinden kann. Aber so ist leider Politik – oftmals einfach nicht zu verstehen.“
Ich verkneife mir jeden Kommentar. Er würde nicht druckreif ausfallen.
Nur eines noch: Wenn die AfD den Ball aufgreift, braucht sie überall einfach nur das als Antrag in die Parlamente einbringen, was sie verhindern will – weil dann die anderen Parteien nach dieser verqueren Logik gezwungen wären, dagegen zu stimmen. Auch wenn sie in Wirklichkeit dafür sind.
In Kindergärten geht es erwachsener zu.
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