„So kannst Du mit Deinen Klimagefühlen umgehen“ Öffentlich-rechtliche "Psychologie-Tipps" für Umgang mit German-Angst

Ein Gastbeitrag von Thomas Rießinger

Im Rahmen seines Aufklärungs- oder vielleicht besser Erziehungsauftrages leistet sich der Westdeutsche Rundfunk die öffentlich-rechtliche Medienmarke „Quarks“, deren zentralen Bestandteil das Fernsehmagazin gleichen Namens darstellt. Glaubt man dem entsprechenden Wikipedia-Artikel, so handelt es sich dabei um „eines der erfolgreichsten wissenschaftlichen Magazine im deutschen Fernsehen“, was allerdings in Anbetracht der erbärmlichen Qualität dieses deutschen Fernsehens nicht unbedingt viel bedeuten muss.

Die Quarks-Redaktion widmet sich vielen unterschiedlichen Themen aus verschiedenen Wissenschaften, und selbstverständlich mit ganz besonderer Freude und Intensität dem Klimawandel oder besser gesagt der Klimakrise. Doch wäre es völlig unzureichend, sich einfach nur den Fragen und Problemen der angeblich menschengemachten Klimakatastrophe zuzuwenden und beispielsweise einmal zu untersuchen, wie sich die Klimamodelle und ihre Temperaturprognosen wohl mit der Realität vertragen – das wäre eine ausgesprochen unzulässige Frage, eines Wissenschaftsmagazins des WDR nicht würdig, zumal neuerdings Stimmen auftauchen, die Zweifel am menschlichen Ursprung der alles verschlingenden Katastrophe gerne verbieten ließen.

Nein, es muss schon eine menschlichere Wissenschaft sein, die sich dann beispielsweise in Themen wie „Darum müssen wir über Klimaangst sprechen“ äußert. Und damit sich niemand mit einem langen Artikel überfordert fühlt, hat man für die geneigten Nutzer von Instagram auch gleich eine Kurzanleitung zum Umgang mit den eigenen Klimagefühlen zur Verfügung gestellt:

Man sieht: Es geht hier um Psychologie; gut, dass die Redaktion das ihren Benutzern mitteilt. Und tatsächlich könnte man dem Gedanken verfallen, der WDR habe hier in intensiver Arbeit und beraten von einem Heer klimabewegter Psychologen eine vierstufige Methode zum Umgang mit Klimagefühlen entwickelt: Gefühle akzeptieren, Gefühle nutzen, mit anderen zusammentun, globale Identität entwickeln.

Gefühle akzeptieren

Aber wie aussagekräftig sind die vorgelegten Ratschläge? Und wie spezifisch im Hinblick auf die vielbeschworenen Klimagefühle und die schon erwähnte Klimaangst? Es hält sich in Grenzen. Nehmen wir nur einmal an, jemand wie ich, der gerade auf einem Balkon im sonnigen Süden sitzt und den milden Abend genießt, ohne sich vom neuen RKI-Wochenbericht zur hitzebedingten Mortalität aus der Ruhe bringen zu lassen, fühlt einen gewissen Ärger, weil kein Tag vergeht, an dem die Klimahysterie nicht geschürt wird. Das ist vielleicht kein Klimagefühl, in jedem Fall aber ein Klimahysteriegefühl. Lässt sich das Quarks-Schema anwenden? Und wie! Beginnen wir mit dem ersten Hinweis: „Gefühle akzeptieren. Es ist normal und angemessen, solche Gefühle zur Klimahysterie zu haben.“ Dem kann ich kaum widersprechen. Verfolgt man den Irrsinn, der tagtäglich durch die Medien geistert, betrachtet man die apokalyptischen Szenarien – auf windigen Modellrechnungen beruhend, man darf sich hier gerne an die Coronahysterie erinnern –, von denen die Menschen in Angst und Schrecken versetzt werden sollen, nimmt man die wohlstands- und damit auch gesundheitsvernichtende Politik zur Kenntnis, die nur dank gründlich angefeuerter Klimahysterie überhaupt ausgesprochen werden kann, dann wäre es sehr unnormal und ebenso unangemessen, kein negativ-ärgerliches Gefühl zur Klimahysterie zu verspüren. Die Wut auf die Klimahysterie und ihre Anheizer kann man guten Gewissens akzeptieren, sie ist normal und angemessen.

Gefühle nutzen und mit anderen zusammentun

Und der zweite Teil? Ja, selbstverständlich, der passt auch. „Gefühle nutzen. Wut kann zum Beispiel hilfreich sein, weil sie motiviert, etwas gegen die Klimahysterie zu unternehmen.“ Was könnte klarer sein? Wer sich in Frieden über nichts aufregt, wird wohl kaum zu Aktivitäten gegen die verhängnisvolle klimahysterische Politik zu motivieren sein. Um den Wunsch zu verspüren, aktiv zu werden, muss ein Missstand vorliegen, hinreichend stark, um Ärger oder auch Wut hervorzurufen, sonst wird man nichts tun. „Gefühle nutzen“ nennt man das bei Quarks und glaubt vermutlich, einen besonders originellen Ratschlag gegeben zu haben.

Das gilt auch für den dritten Rat zu den Klimagefühlen. Übersetzt lautet er: „Mit anderen zusammentun. Allein erscheint das Problem der Klimahysterie zu groß und unlösbar. In einer Gruppe bekommt man das Gefühl: Gemeinsam können wir etwas bewegen.“ Darauf wäre man ohne die Psychologen des WDR nicht gekommen. Bisher dachte ich, ich müsste nur hinreichend lange einmal pro Stunde vor mich hin murmeln, dass die Klimahysterie völlig unangebracht und unfundiert ist, und schon wäre das Problem gelöst. Und jetzt erfahre ich, dass man in aller Regel ein Problem, das inzwischen bedauerlicherweise gigantische Ausmaße angenommen hat – das Problem der Klimahysterie – keineswegs alleine, sondern nur zusammen mit anderen, am besten mit vielen, erfolgreich angehen kann. Gepriesen sei die Quarks-Redaktion für diese großartige Idee!

Globale Identität entwickeln

Der vierte Hinweis zielt auf die Internationalität. „Globale Identität entwickeln. Die Klimahysterie ist ein globales Problem. Studien zeigen: Wenn wir uns als Teil einer globalen Lösung verstehen, sind wir motivierter zu handeln.“ Wer will das bestreiten? Nicht erst seit der vielgeliebte UN-Generalsekretär Guterres die Menschheit warnte, der Klimanotstand sei ein Wettlauf, den wir verlieren, aber es sei ein Rennen, das wir gewinnen können und müssen, wird weltweit erfolgreich auf der Klaviatur der Klimahysterie gespielt. Und es ist ohne Frage wahr: Eine Vernetzung der internationalen Gegner klimahysterischen Denkens und Handelns könnte eher zu einer allgemeinen Rückkehr zur Vernunft führen.

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Bisher ist festzustellen, dass die Ratschläge der WDR-Psychologen sich klag- und problemlos auch auf den Ärger und die Wut über die allgemeine Klimahysterie anwenden lassen – ob das so gedacht war, möchte ich bezweifeln. Handelt es sich aber tatsächlich um brauchbare Ratschläge, um Hinweise, die keinem ohne das segensreiche Wirken der Quarks-Redaktion in den Sinn gekommen wären? Eher nicht. Was hier von einem Wissenschaftsmagazin als Ratschlagkollektion für den Umgang mit bestimmten Gefühlen angeboten wird, ist nichts weiter als eine Ansammlung von Banalitäten, die sich jederzeit auf annähernd jedes unangenehme Gefühl anwenden lässt. Man hat innere Probleme mit der Unfähigkeit der politischen Kaste? Nur zu, man akzeptiere das Gefühl, denn es ist ganz offensichtlich normal und angemessen. Man kann das Gefühl auch nutzen, es kann hilfreich sein, weil es dazu motiviert, sich gegen die herrschende Politik zu wenden, und selbstverständlich ist das Problem inkompetenter Politiker erstens kaum alleine lösbar und zweitens ein globales Phänomen, weshalb das Entwickeln einer „globalen Identität“ der vernünftig Gebliebenen ohne Frage zur Motivationsförderung beitragen könnte.

Man ärgert sich darüber, dass man die Grundrechenarten nicht beherrscht? Unter den Führungskräften der Ampelkoalition kann dieses Gefühl kaum aufkommen, denn nicht rechnen zu können dürfte in diesen Kreisen eher als Qualitätskriterium gelten. Aber für andere Menschen gilt: Man akzeptiere das Gefühl, denn es ist normal und angemessen, sofern man wirklich nicht mit einfachem Rechnen zurechtkommt. Und natürlich ist dieses Gefühl hilfreich, weil es dazu motiviert, sich mit den Grundrechenarten zu befassen, ohne diesen Ärger würde man wohl kaum damit anfangen. Alleine lösbar ist das Problem nicht, man braucht in aller Regel jemanden, der die Rechenvorgänge erklärt, und findet man noch Mitstreiter mit ähnlichen Problemen, sollte das die Motivation steigern. Die globale Identität kommt hier zugegebenermaßen kaum ins Spiel, aber das muss sie auch nicht, denn sie ist nur eine global aufgebauschte Version des dritten Ratschlags, in der die Gruppe der Mitstreiter über den Globus verteilt wird. Und um nicht im Negativen steckenzubleiben: Wie sieht es denn mit den Sommergefühlen aus, die man vor unseren klimahysterischen Zeiten zu hegen pflegte? Das Quarks-Schema gilt immer. Es ist sehr angemessen und normal, freundliche Sommergefühle zu haben, obwohl Klimahysteriker sie nicht begreifen. Diese Gefühle kann man auch nutzen, weil sie dazu motivieren, nach draußen zu gehen, sich der Außenwelt zu widmen und natürlich – der dritte Punkt – sich mit anderen zusammenzutun, weil es im Schwimmbad mit Gesellschaft unterhaltsamer ist als ohne. Selbst die globale Identität muss in Bezug auf Sommergefühle nicht fehlen, sobald man nämlich zur Sommerzeit auf Reisen geht.

Wie man sieht, ist das Quarks-Schema so universell wie banal. Gefühle nicht zur Seite schieben, sie zur Motivation nutzen und sich dabei mit anderen Leuten austauschen, sei es nun in der näheren oder der globalen Umgebung: das sind die bahnbrechenden Ratschläge eines Wissenschaftsmagazins, zu deren Entwicklung sicher einiges an Zwangsgebührengeldern benötigt wurde.

„Zwei mal zwei gleich vier ist Wahrheit.
 Schade, daß sie leicht und leer ist,
 denn ich wollte lieber Klarheit
 über das, was voll und schwer ist“, schrieb vor langer Zeit Wilhelm Busch und beschrieb damit zwei wichtige Aspekte der Wissenschaft. Denn zum einen geht es dabei um Wahrheit; das Ziel der Wissenschaft sollte es sein, so gut wie möglich nach wahren Aussagen über die Wirklichkeit zu suchen, auch wenn man Wahrheit niemals garantieren kann – die letzten drei Jahre haben uns zudem leider gezeigt, dass man immer sogenannte Wissenschaftler findet, die dieses Ziel als eher zweitrangig betrachten. Aber Wahrheit alleine reicht nicht. Es braucht interessante und inhaltsreiche Wahrheiten, aus denen sich tatsächlich etwas lernen lässt, und keine trivialen Banalitäten im Stil des vierstufigen Quarks-Schemas. Ein sogenanntes Wissenschaftsmagazin, das psychologisch verbrämte Küchenweisheiten für echte Erkenntnisse hält, hat diese Bezeichnung und unsere Gebühren nicht verdient.

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Gastbeiträge geben immer die Meinung des Autors wieder, nicht meine. Ich schätze meine Leser als erwachsene Menschen und will ihnen unterschiedliche Blickwinkel bieten, damit sie sich selbst eine Meinung bilden können.

Thomas Rießinger ist promovierter Mathematiker und war Professor für Mathematik und Informatik an der Fachhochschule Frankfurt am Main. Neben einigen Fachbüchern über Mathematik hat er auch Aufsätze zur Philosophie und Geschichte sowie ein Buch zur Unterhaltungsmathematik publiziert.

 

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