Spahn: Restaurantbesuch nach Schnelltest? Bundespressekonferenz mit Gesundheitsminister und RKI-Chef

„Zwei Wochen nach der Impfkampagne können wir erste Erfolge verzeichnen“, mit diesen Worten hat Jens Spahn (CDU) seinen Auftritt auf der Bundespressekonferenz begonnen. In einigen Ländern, so Spahn, seien schon die meisten über 80-Jährigen geimpft. Alle Altersheimbewohner hätten ein Impfangebot erhalten, so der Minister. Viele seien bereits zweitgeimpft. Es gebe Höchststände bei Impfungen. Weiter: „Noch liegt zu viel Stoff im Kühlschrank“. Impfen biete einen Weg aus der Pandemie, es sei aber kein Spaziergang, so Spahn, der sein Statement vom Blatt abliest. Insbesondere wegen der Mutationen. Ein wichtiger Weg sei, mehr zu testen. Schnelltests könnten helfen, mehr Sicherheit zu ermöglichen. So könne es etwa Schnelltests vor Restaurant-Besuchen geben.

Für den Einsatz der Tests seien praktikable Lösungen nötig, so Spahn. „Schnelltests können Teil unserer weiteren Strategie sein, wenn wir sie kostenlos oder niedrigpreisig anbieten“, so Spahn.

Wieler beteuerte erneut, dass die Maßnahmen wirken. Aber man müsse weiter wachsam sein. „Wir haben es selber in der Hand, die Fallzahlen zu reduzieren“. In manchen Gegenden seien Fallzahlen und  Infektionsgeschehen stabil, in anderen würden die Zahlen aber sprunghaft ansteigen – „besonders bei jüngeren Menschen“, so Wieler. Dabei könnten die Mutationen eine Rolle spielen, wobei man das noch nicht ganz genau abschätzen könne, so Wieler.

Es gebe zwar einige deutliche Anzeichen für eine Trendumkehr, es sei aber wichtig, weiter gemeinsam an einem Strang zu ziehen und Neuerkrankungen zu vermeiden, sonst drohe eine dritte Welle, so Wieler: „Lassen Sie uns deshalb weiter unsere Kontakte auf das Allernötigste beschränken, vor allem in Innenräumen, weil da die Infektionsgefahr größer ist…. Wenn irgend möglich in Innenräumen lüften!“ Faktisch ist das eine Warnung vor Lockerungen. Weiter sagte Wieler: „Die Impfungen schützen, sie sind der Weg aus der Pandemie“. Es gebe Daten aus anderen Ländern, die die Wirksamkeit der Schutzmaßnahmen eindeutig bestätigten.

„Selbsttests sind keine Wunderwaffe, aber eines von vielen Werkzeugen, das uns in dieser Pandemie zur Verfügung steht“, sagte Wieler:  Das wichtigste Werkzeug seien wir selbst. Dazu gehöre auch, dass wir uns impfen lassen. Nicht alle Selbsttests böten ausreichend Sicherheit, dass jemand nicht ansteckend ist: Ein negatives Testergebnis sei nicht hundertprozentig sicher, man könne auch weiter anstecken.

Nach Wieler kommt jetzt Lisa Federle zu Wort, leitende Notärztin und Pandemiebeauftragte der Stadt Tübingen. Sie stellt den „Tübinger Weg“ im Umgang mit der Pandemie vor. Dort wird etwa sehr viel mit Schnelltests gearbeitet. So würden etwa neben Friseuren auch die Friseur-Kunden getestet, wie Federle schreibt. Testen müsse so gewöhnlich wie „Zähneputzen werden“, forderte Federle. Bei Anrufen erlebe sie, dass sehr viele Menschen „Angst und Panik“ hätten. Schnelltests erlaubten, Eröffnungsperspektiven zu ermöglichen, die sonst aus medizinischer Sicht nicht zu vertreten wären.

Ein Kollege fragt Spahn, ob er von den Maskengeschäften seines Fraktionskollegen Georg Nüßlein gewusst habe, gegen den wegen des Verdachts der Bestechlichkeit ermittelt wird und dessen Büro und Privatwohnung von Ermittlern durchsucht wurden (siehe hier). Der Vize-Chef der Unions-Bundestagsfraktion soll für die Vermittlung von staatlichen Masken-Aufkäufen von einer hessischen Firma 660.000 Euro erhalten haben; er selbst bestreitet die Vorwürfe.

Spahn antwortet, es hätten zu Beginn der Pandemie Abgeordnete aller Parteien Angebote zum Maskenkauf gemacht oder weitergeleitet, täglich seien hunderte eingegangen. Im Falle Nüßlein seien die Abläufe die gleichen gewesen wie bei allen anderen: „Die Dinge sind genauso behandelt worden, wie alle anderen!“ Das kann man natürlich sehr unterschiedlich interpretieren!

Impfstoff bleibe derzeit liegen, weil an einigen Orten die Organisation der Terminvergabe noch nicht perfekt angelaufen sei. Ihm sei aber auch klar, dass manche sich mit dem Impfstoff von AstraZeneca nicht impfen lassen wollen. Das sei bedauernswert, weil es sich um einen äußerst wirksamen und von der Ständigen Impfkommission empfohlenen Impfstoff handle. Er sei sicher, dass auch der Astrazeneca-Impfstoff bald restlos verimpft werde. Wieler assistierte, er wäre froh, wenn er sich mit diesem Impfstoff impfen lassen könnte.

Auf die Frage, von wem das RKI mit dem Öffnungskonzept beauftragt worden sei, das jetzt veröffentlicht wurde, sagte Wieler, das RKI sei „eine Institution, die auch eigenständig denken kann“. An dem Konzept habe seine Behörde bereits seit Dezember gearbeitet. Es sei ohne besondere Ankündigung veröffentlicht worden, da das Website-Team des RKI völlig überlastet sei. Man habe schlicht vergessen, es zu twittern. Erst nach einigen Tagen hätten es dann Medien entdeckt und als „Geheimdokument“ bezeichnet. Das sei es aber gar nicht, so Wieler.

Auf die Frage nach einer Fixierung auf die Inzidenzwerte antwortete Wieler, es sei nicht unbedingt so, dass man nur auf eine Zahl schaue. Es gebe ein Konzept, eine Pandemiestrategie. Insgesamt habe man immer viele Faktoren berücksichtigt. Dies zeige auch der tägliche, ausführliche Situationsbericht des RKI. Leider werde dies nicht ausreichend wahrgenommen, so Wieler: „Es gibt eben nicht die eine Zahl, über die wir alles entscheiden können.“

Zur Stimmung in der Bevölkerung sagte Spahn: „Die Nerven liegen alle blank“. Es werde für alle immer anstrengender, ja mühsam, die Situation auszuhalten. „Aber es nützt ja alles nichts“, so der Minister. Die Situation sei nun mal wie sie ist und man müsse nun versuchen, das Virus in den Griff zu bekommen.

Diejenigen, die selbst wenig haben, bitte ich ausdrücklich darum, das Wenige zu behalten. Umso mehr freut mich Unterstützung von allen, denen sie nicht weh tut!

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Bild: Boris Reitschuster
Text: br


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