Von Ekaterina Quehl
Wofür ich meine zweite Heimat Deutschland liebe, ist die kreative Herangehensweise an die Lösung von Problemen. Genauer gesagt, eine solche Herangehensweise, die den maximal komplizierten Weg für die Lösung eines einfachen Problems bietet – und im besten Fall das Problem zuvor selbst erschafft, weil es vorher gar nicht existierte. Tonnen von Corona-Masken kaufen, um sie danach zu verbrennen, weil der Weltuntergang verschoben wurde. Atomkraftwerke abschalten, um Atomenergie aus Frankreich zu importieren und den Energiemangel zu decken. Oder Radwege anstelle von Parkstreifen so bauen, dass die Feuerwehr in einem Notfall nicht nah genug an Gebäude herankommt – und dann Mieter fast zwingen, zu kündigen, weil im Notfall keine Hilfe geleistet werden kann. Für solche Fälle gibt es im Russischen einen Spruch: „Eine Eule auf den Globus spannen.“
Nun hat uns ein Leser ein neues Beispiel für eine solche kreative Herangehensweise geschickt:
„Die Residenzstadt Celle sucht zum nächstmöglichen Zeitpunkt mehrere Reinigungskräfte (d/m/w) in der Flüchtlingsunterkunft.“
Mit anderen Worten: Die Stadt Celle sucht jemanden, der am Wohnort der Asylbewerber für sie putzt.
Die Aufgabenbereiche sollen unter anderem Reinigung „der Funktionsflächen, der Teeküchen, der Flure und die Zimmerendreinigung einer Sammelunterkunft für Geflüchtete“ umfassen.
Vergütet wird die Stelle nach dem Tarifvertrag des Öffentlichen Dienstes (TVöD) nach der Entgeltgruppe 2Ü, „die nach den individuellen Erfahrungen zu Beschäftigungsbeginn einen Monatslohn von 2.000 € bis 2.483 € brutto umfasst“, was ein Netto ab ca. 1770 Euro bedeutet.
Spannend wird es, wenn man den daraus resultierenden Netto-Betrag den Asylbewerberleistungen gegenüberstellt. Nehmen wir eine Familie mit zwei Kindern im Alter bis 13 Jahre: Der monatliche Bedarf nach dem Asylbewerberleistungsgesetz beträgt für eine solche Familie 1.508 Euro, zuzüglich Wohnraum und Krankenversicherung. Und – wie aus der Stellenausschreibung hervorgeht – sogar zuzüglich der Reinigung.
Besonders auffällig ist, dass für diese Arbeit neben dem Gehalt nach TVöD eine Erschwerniszulage in Höhe von 145 Euro angeboten wird. Eine Erschwerniszulage, oder ein Erschwerniszuschlag, wird nach dem TVöD nicht etwa für besonders schwierige Arbeit angeboten – was bei einer Putzstelle fraglich wäre – sondern neben anderen Aspekten wie Hitze oder Strahlung auch dann, „wenn eine Tätigkeit eine besondere Gefährdung darstellt“. „Sollte es im Rahmen der Tätigkeit zu abnormalen und atypischen erschwerten Umständen kommen, die bisher noch nicht genannt worden sind, so ist ein Erschwerniszuschlag ebenso zu zahlen“, schreibt dazu das Infoportal für den Öffentlichen Dienst.
Mit anderen Worten bedeutet das, dass die Arbeit als Reinigungskraft in einer Asylunterkunft unter erschwerten, ja gefährlichen Bedingungen erfolgt. Ein Schelm, wer dabei Böses denkt.
Die erste Frage, die sich stellt, wenn man diese Stellenausschreibung liest, ist selbstverständlich zugleich die Lösung des Problems: Warum – um Gottes Willen – können die Asylbewerber ihre Wohnräume nicht selbst putzen?
Doch statt die Antwort auf diese Frage zu suchen, versuche ich, die Logik des Arbeitgebers nachzuvollziehen. Denn immer alles als Absurdität abzustempeln, könnte als feindliches, verschwörungstheoretisches oder gar rechtsradikales Gedankengut verstanden werden – und ist zudem unfair.
Um also die Logik zu verstehen, sollte man sich Gedanken darüber machen, wie eine Flüchtlingsunterkunft verwaltet wird, von wem sie mit allem Notwendigen versorgt wird und wie sie überhaupt als Zusammenkunft von Menschen unterschiedlicher Nationalitäten halbwegs friedlich funktioniert – zumindest eine solche, die bis jetzt nicht in den Nachrichten vorgekommen ist. Leben Flüchtlinge in einem Luxushotel, müssen wir uns nicht so viele Sorgen machen. Der Staat hat einfach Ihr Geld an den Hotelbetreiber outgesourct, der sich um alles kümmert, inklusive Zimmerreinigung. Leben aber die Asylbewerber – wie in alten Zeiten – noch in einem dafür vorgesehenen Wohnheim, muss eine Verwaltung her. Dass der Staat sie finanziert, klingt plausibel. Nicht plausibel ist aber, warum der Staat ihre Reinigung finanzieren soll. Oder ist es ein Versuch, Flüchtlingswohnheime auf das Niveau von Luxushotels zu bringen, damit alle Asylbewerber gleiche Lebensbedingungen haben?
Vielleicht könnte man annehmen, dass viele Asylbewerber krank oder behindert sind und deshalb nicht in der Lage, ihre Räume selbst zu reinigen. Doch liest man die Stellenanzeige genauer, so fällt auf, dass „Schwerbehinderte Bewerberinnen und Bewerber bei gleicher Eignung bevorzugt berücksichtigt“ werden. An einer Erkrankung oder Behinderung kann es also nicht liegen. Woran denn sonst?
Zur Erinnerung: Die Reinigungskräfte werden vom Staat finanziert. Die Bezahlung erfolgt nach dem Tarifvertrag des Öffentlichen Dienstes (TVöD). Das bedeutet, dass Angestellte einen Aufenthaltstitel oder Status in Deutschland haben müssen, mit dem sie arbeiten dürfen. Mit einer Aufenthaltserlaubnis als Asylbewerber darf man in Deutschland jedoch nicht regulär arbeiten.
Besteht das Dilemma also darin, dass die Reinigung eigener Wohnräume als Arbeit im Sinne eines Arbeitsmarktes betrachtet wird, so dürfen diejenigen, die in diesen Räumen wohnen, diese auch nicht selbst putzen. In diesem Fall muss natürlich eine kreative Lösung à la „Eine Eule auf den Globus spannen“ her: Steuergeld ausgeben für Reinigungskräfte, die die Räume säubern, in denen Asylbewerber wohnen.
Denkt man diese Logik weiter, könnten Asylbewerbern noch zusätzliche Dienstleistungen angeboten werden. Warum nicht ein Concierge-Service, ein wöchentliches Wellness-Angebot oder ein Rund-um-die-Uhr-Catering? Vielleicht auch ein Fahrdienst, um Behördengänge zu erleichtern – schließlich sind öffentliche Verkehrsmittel in letzter Zeit nicht nur unzuverlässig, sondern auch nicht ungefährlich geworden.
Ein System von externen Arbeitskräften, das vom Staat finanziert wird, ist nicht nur eine sinnvolle Verwendung von Steuergeldern, sondern auch ein wertvoller Beitrag zur Integration. „Ihr müsst nichts tun, der Staat regelt alles.“ – Diese Botschaft sollte vielleicht das erste sein, was Asylbewerber auf Deutsch lernen, wenn sie in dieses Land kommen.
Am Ende bleibt eine ernst gemeinte Frage: Wie lange können wir es uns noch leisten, Probleme dort zu schaffen, wo es keine gibt, nur um dann einen Apparat zur Lösung zu bauen, der „Eulen auf den Globus spannt“? Und wie lange wird man diejenigen diffamieren, die es wagen zu fragen: „Warum – um Gottes Willen – können die Asylbewerber ihre Wohnräume nicht selbst putzen?“
P. S.: Leserkommentar:
„Ich arbeite in einem Asylheim da leben aktuell 150 Bewohner (selbstverständlich alles Männer). Da kommen vormittag und nachmittag 2 Reinigungskräfte die denen den scheiß nachputzen. Vollversorgung natürlich durch Catering. Da ist das Essen in Pflege oder Altenheimen nix dagegen. Ganz wichtig natürlich zum Abendessen das arabische Brot was extra besorgt wird. Tägliche Besuche durch Ärzte. Und selbstverständlich gibt es einen Fahrdienst der durch den Sicherheitsdienst übernommen werden muss damit die Facharbeiter von A nach B kommen. Grüße aus Bayern“.
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Ekaterina Quehl ist gebürtige St. Petersburgerin, russische Jüdin und lebt seit über 20 Jahren in Deutschland. Pioniergruß, Schuluniform und Samisdat-Bücher gehörten zu ihrem Leben wie Perestroika und Lebensmittelmarken. Ihre Affinität zur deutschen Sprache hat sie bereits als Schulkind entwickelt. Aus dieser heraus weigert sie sich hartnäckig, zu gendern. Sie arbeitet für reitschuster.de.
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