Von Kai Rebmann
Die vergangene Woche stand ganz im Zeichen der bundesweiten Bauern-Proteste gegen die Politik der Ampel-Koalition. Inzwischen haben sich zahlreiche weitere Branchen angeschlossen, die wegen der selbst verursachten Haushaltskrise der Bundesregierung zur Kasse gebeten werden sollen. Neben den Hotspots in den Großstädten gingen Landwirte, Spediteure und Handwerker aber auch in der Provinz auf die Straßen – zum Beispiel in Soest (NRW).
Dort kam es bereits am vergangenen Montag zu einem Zwischenfall, den die Prokuristin eines Unternehmens (Handel mit landwirtschaftlichen Erzeugnissen) jetzt öffentlich gemacht hat. Gegenüber reitschuster.de schildert die junge Frau die Geschehnisse wie folgt:
Ein Team der Firma habe sich an einer Demo in Soest beteiligt. In der Folge seien das Unternehmen und dessen Mitarbeiter im lokalen Sender „Radio Hellweg“ – sowohl in einem Podcast als auch im laufenden Programm – als „rechtsextrem“ diffamiert worden. Die vor Ort berichtende Reporterin des Senders legte via Instagram nach und veröffentlichte dort folgenden Post:
„Dieser Truck stand zwischen den Treckern. Hinter der Windschutzscheibe: ein eisernes Kreuz. Erkennungszeichen der extremen Rechten.“
Die kaum verhohlene Botschaft dahinter: Jeder, der solch ein Kreuz bei sich trägt oder mit sich führt, etwa im Führerhaus eines Lkw, ist per se ein Rechtsextremer. Dabei wird das Eiserne Kreuz nicht nur von aktiven Angehörigen der Bundeswehr getragen, sondern unter anderem auch von Veteranen. Selbst auf den Maschinen der Flugbereitschaft der Bundesregierung ist es zu sehen.
Tapferkeit, Freiheit und Ritterlichkeit
Die Unternehmerin sei von der Journalistin unter Verweis auf das Eiserne Kreuz im Führerhaus des Lkw gefragt worden, weshalb man hier „mit einem rechtsextremen Statement“ auftrete. Darauf wollte die Prokuristin von der Reporterin wissen, wie sie auf diese Verbindung komme. Antwort: „Das weiß ich nicht. Ich bin ja keine Rechtsexpertin.“
Fast könnte man über diese mit dem Wort „Rechts-Expertin“ wohl eher ungewollt zum Ausdruck gebrachte Doppeldeutigkeit lachen. Wenn es nicht so traurig wäre, mit welch krassem Unwissen – oder aber mit böser Absicht – sich hier aus der untersten Schublade der medialen Diffamierung bedient wurde.
Tatsächlich verbirgt sich in diesem konkreten Fall hinter dem Eisernen Kreuz im Führerhaus des Lkw eine gänzlich andere, sogar ziemlich rührende Geschichte: Es handelt sich um das Weihnachtsgeschenk eines der Kinder des Truckers, das ihm damit eine Freude machen wollte. Schließlich steht das Eiserne Kreuz laut Auskunft des Bundesverteidigungsministeriums nicht zuletzt für Eigenschaften wie Tapferkeit, Freiheitsliebe und Ritterlichkeit.
An dem Kreuz sind weder Hakenkreuze noch sonstige Symbole des Nationalsozialismus zu erkennen. Stattdessen wird es von einem leuchtenden Schriftzug eines bekannten Lkw-Herstellers geziert. Wie die Radio-Reporterin und/oder ihr Sender darauf kommen, dass es sich bei dem Trucker nur um einen „Rechtsextremen“ handeln kann, bleibt also völlig schleierhaft. Oder passte das Foto einfach nur bestens in das ohnehin schon gepflegte Narrativ?
Unternehmerin stellt Strafanzeige
Die Prokuristin sieht sich ihrerseits in der Fürsorgepflicht gegenüber ihrem Mitarbeiter und gibt gegenüber reitschuster.de zu Protokoll: „Zum Schutz meines Fahrers, der Firma und der Familie habe ich ein Statement abgegeben, öffentlich in Form eines Videos und gehe somit gegen solche Medien vor! Anzeige wurde erstattet.“
Anwaltliche Schreiben seien inzwischen sowohl an die Reporterin und „Hellweg Radio“ sowie die Landesanstalt für Medien als Aufsichtsbehörde über alle in NRW tätigen Medien gegangen: „Ich will diesen Hass und diese Hetze nicht mehr mitmachen und bekomme sehr viel Zuspruch dafür.“ Eigenen Angaben zufolge hat die Unternehmerin mit ihrem Video alleine innerhalb der ersten 15 Stunden nach der Veröffentlichung rund 125.000 Menschen erreicht.
Das juristische Vorgehen gegen diese Art der Diffamierung eines verfassungsrechtlich verbrieften Grundrechts begründet die junge Frau in ihrem öffentlichen Statement wie folgt: „Diese Aussage, diese Posts können Existenzen zerstören. Ich mache mir Sorgen um mein Unternehmen, ich habe zwei kleine Kinder. Ich kenne die Auswirkungen noch nicht, was das vielleicht auch für die zu bedeuten hat.“
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Kai Rebmann ist Publizist und Verleger. Er leitet einen Verlag und betreibt einen eigenen Blog.
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