Ausgerechnet ein Urgestein der Süddeutschen Zeitung geht nach deren Hetz-Artikel gegen mich mit dem eigenen Blatt hart ins Gericht. „Wie eine Traditionszeitung kritischen Geistern das Leben schwer macht“ – unter dieser Überschrift veröffentlichte der Kollege Wolfgang Koydl, der von 1996 bis 2014 für die Süddeutsche schrieb, jetzt einen Beitrag in der Schweizer Weltwoche über den ganzseitigen Beitrag in der Münchner Tageszeitung. Er bezeichnet den Text als „Schmähartikel“. In seinem Kommentar heißt es: „Es ist überall dasselbe – in Brüssel, Bern oder Berlin: Hauptstadtmedien und Regierung haben ein symbiotisches Verhältnis. Man kennt sich, man braucht sich, man tut einander nicht weh. Boris Reitschuster ist anders. Wenn er Fragen stellt, tut es der Regierung weh. Wenn er mit einer Antwort nicht zufrieden ist, hakt er nach. Penetrant. Deshalb soll er weg.“
Kurz und prägnant zerlegt Koydl, der als Korrespondent unter anderem aus Kairo, Moskau, Washington, London, Zürich und Istanbul berichtete, den früheren Brötchengeber: „Doch die SZ hat gehört, dass sich Regierungssprecher über ihn (Reitschuster) beschwert hätten. Da springt man dem Staat gerne zur Seite. Dass in derselben Ausgabe eine ganzseitige Impf-Anzeige des Gesundheitsministeriums stand, ist wahrscheinlich reiner Zufall.“
Besonders berührt hat mich der Schluss-Absatz von Koydl, der ebenso wie ich früher in Russland arbeitete: „Wie unangenehm Reitschuster sein kann, bewies er schon in Moskau. Keiner kritisierte Putin mehr als er, und als er endlich ging, schlug man drei Kreuze. Nur hätte dort kein unabhängiges Blatt gemeinsame Sache mit dem Kreml gemacht.“
So sehr mich der Beitrag des Kollegen erfreute und bewegte, den ich persönlich nie kennenlernte, aber als Autor immer sehr schätzte (wir waren zu unterschiedlichen Zeiten in Moskau): Er macht auch das Generationsproblem im deutschen Journalismus deutlich. Der 1952 in Tübingen geborene Koydl steht für den Schlag von Medienleuten der alten Schule, die zu einem großen Teil bereits in Rente sind oder kurz davor stehen. Der Nachwuchs ist zu einem nicht unerheblichen Teil sehr ideologisch gefärbt. Nach einer Umfrage der Zeitschrift „Journalist“ würden etwa 57,1 Prozent des ARD-Nachwuchses für die Grünen stimmen, 23,4 für „Die Linke“ und 11,7 Prozent für die SPD. Nur unter ferner liefen und kaum noch messbar landet die Union bei 3,0 Prozent und die FDP bei 1,3 Prozent. Insgesamt käme Rot-Rot-Grün bei den Volontären damit auf 92 Prozent.
PS: Mein Dank geht an den Kollegen Koydl und viele andere Kollegen, die mir aktuell ihre Solidarität ausgesprochen haben – insbesondere auch an Alexander Fritsch, Alexander Wallasch, Focus-Gründer Helmut Markwort, Julian Marius Plutz und Dirk Maxeiner von der „Achse des Guten“ und Roland Tichy von Tichys Einblick sowie alle anderen.
PS: Vor diesem Hintergrund empfehle ich auch Dirk Meinhardts Buch „Wie ich meine Zeitung verlor“, in dem er als Insider auspackte, was er bei der Süddeutschen alles erlebt hat – nachzulesen hier: Die Selbstkastration der Medien: Ein Insider packt aus.
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Bild: Boris Reitschuster
Text: br