Töten oder getötet werden – dramatische Zustände in Schweden Wie weit ist Deutschland von diesen Zuständen entfernt?

Von Daniel Weinmann

„Lagom“ ist ein schwedisches Wort, für das es keine deutsche Entsprechung gibt. Frei übersetzt wird es mit „genau richtig“, „angemessen“ oder „alles im Lot“. Es ist keine Neuschöpfung, sondern spiegelt eine traditionelle und fest in der schwedischen Kultur verankerte Lebenshaltung wider. Im World Happiness Report 2022 rangiert Schweden auf Rang sieben, während sich Deutschland mit dem 14. Platz begnügen muss.

Von „Lagom“ kann im Königreich, das lange als nordisches Musterland galt, indes kaum die Rede sein. Ein gnadenloser Krieg zwischen verfeindeten Banden hält Schweden in Atem. Allein in der Hauptstadt Stockholm wurden in der Nacht zum Samstag mehrere Schießereien und eine Explosion gemeldet. Ein Mann wurde getötet.

Das Land ringt seit einigen Jahren mit einer Bandenkriminalität, im vergangenen Jahr kam es zu 388 Schusswaffenvorfällen, die 61 Menschenleben kosteten. Während in sämtlichen Staaten Westeuropas die Mordraten seit den 1990er-Jahren zurückgehen, sind sie in Schweden im Steigen begriffen. Einem Bericht der nationalen Behörde für Gewaltprävention zufolge werden dort zwölf Menschen pro einer Million Einwohner Opfer eines Gewaltverbrechens, im Rest Europas sind es nur acht. Die aktuelle Lage ist verworren: Polizeiangaben zufolge handelt es um mehrere Konflikte, die parallel vor sich gehen. „Wir arbeiten an vielen, vielen Fronten“, sagte der kommissarische regionale Polizeichef Mattias Andersson am Freitag auf einer Pressekonferenz.

Die Bundesrepublik ist wie Schweden ein Land mit starker Immigration

„Die Bandenkriminalität eskaliert“, brachte Ministerpräsident Ulf Kristersson an diesem Samstag die prekäre Lage gegenüber dem Sender SVT auf den Punkt. „Das sind Menschen mit einem extremen Gewaltpotenzial, die auf der Suche nach Rache oder Status die Sicherheit und Freiheit anderer Menschen bedrohen.“

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Was hat dies mit Deutschland zu tun, mag sich mancher Leser fragen. Die Antwort: Es gibt einige Parallelen. Die Bundesrepublik ist wie Schweden ein Land mit starker Immigration – und die Mitglieder der Gangs stammen zunehmend aus Einwandererfamilien. Im Bereich „Straftaten gegen das Leben, Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung, Rohheitsdelikte und Straftaten gegen die persönliche Freiheit“ zählte das Bundeskriminalamt 2021 40.593 deutsche Opfer von Delikten, bei denen Zuwanderer als tatverdächtig ermittelt wurden. Umgekehrt wurden 11.107 Migranten Opfer einer Straftat durch einen deutschen Tatverdächtigen.

Zugleich hat die Bundesregierung bei der organisierten Kriminalität in Deutschland ein zunehmendes Gewaltpotenzial festgestellt. Als die wichtigsten Bedrohungspotenziale für die kommenden Jahre nennt sie in einer Antwort auf eine Kleine Anfrage der Unionsfraktion vom September vergangenen Jahres „das zunehmende Gewaltpotenzial im Bereich organisierte Kriminalität, welches sich unter anderem durch Bewaffnung (Schusswaffen) ausdrückt, die Reinvestition krimineller Gewinne in legale Geschäftszweige mit der Gefahr der Unterwanderung wirtschaftlicher Strukturen sowie der Versuch der Einflussnahme auf Polizei, Behörden und Wirtschaft durch Nutzung von Insidern oder Korrumpierung.“

Schweden will die Zuwanderung von Migranten erschweren

Eine weitere Paralelle: Es waren vor allem Migranten, die sich an den Silvester-Krawallen in Berlin beteiligten. Mit Blick auf die dortigen Ausschreitungen sprach der Pressesprecher der Berliner Feuerwehr von „einer ganz neuen Dimension von Aggressivität gegen Einsatzkräfte“. Wie in Schweden galt die gescheiterte Integration als Hauptursache.

Der große Unterschied liegt jedoch in der Reaktion der Politik. „Wir wollen kein Chinatown in Schweden, wir wollen kein Somalitown und kein Little Italy“, unterstrich Magdalena Andersson, die Chefin der schwedischen Sozialdemokraten, kurz vor der Parlamentswahl Mitte September. Von hochrangigen Sozialdemokraten waren solche Töne in Schweden bis dahin nie zu vernehmen.

Die neue schwedische Regierung, die im September ihre Amtsgeschäfte übernahm, will nicht nur die Zuwanderung von Migranten erschweren. Das Kabinett Kristersson will zudem deutlich die Zuwanderung begrenzen, Leistungen für Flüchtlinge reduzieren und die Rückwanderung vorantreiben.

»Die Bundesregierung darf diese unkontrollierte Migration nicht länger laufen lassen«

Die deutsche Bundesinnenministerin hingegen geht den umgekehrten Weg. Nancy Faeser will Einbürgerungen in Deutschland erleichtern und strebt nicht weniger als einen Paradigmenwechsel an. Künftig sollen Menschen nicht mehr dazu gezwungen werden, ihre frühere Staatsangehörigkeit aufzugeben. Zudem plant die SPD-Politikerin, dass Ausländer schon nach fünf statt nach acht Jahren den deutschen Pass beantragen können.

Angesichts der undifferenzierten Willkommenskultur von Scholz‘ und Faesers Gnaden bedarf es keiner allzu ausgeprägten prophetischen Kräfte, um vorauszusagen: Es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis Deutschland in Sachen Bandenkriminalität mit Schweden gleichzieht. Mehr noch: Sollten die Skandinavier ihre Politik der Eindämmung erfolgreich umsetzen, während die Ampelkoalition die Arme immer breiter öffnet, wird die Bundesrepublik das Königreich sogar ablösen. Berlin, Duisburg und Dortmund dürften nicht die einzigen Städte mit Bezirken bleiben, in denen sogar die Polizei Angst hat.

„Die Bundesregierung darf diese unkontrollierte Migration nicht länger laufen lassen“, mahnte die stellvertretende Unionsfraktionsvorsitzende Andrea Lindholz angesichts des stetig steigenden Migrationsdrucks bereits Ende September vergangenen Jahres. Geschehen ist bisher das Gegenteil.

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Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben immer die Meinung des Autors wieder, nicht meine. Ich schätze meine Leser als erwachsene Menschen und will ihnen unterschiedliche Blickwinkel bieten, damit sie sich selbst eine Meinung bilden können.

Daniel Weinmann arbeitete viele Jahre als Redakteur bei einem der bekanntesten deutschen Medien. Er schreibt hier unter Pseudonym.

Bild: Screenshot Twitter

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