Trotz höherer Altersgrenze: Merkel will sich nicht mit AstraZeneca impfen lassen Nur ein Minister legt sich auf Problem-Impfstoff fest

Sehen Sie zu den beiden heutigen Bundespressekonferenzen auch mein Video, das in Kürze über diesen Link abrufbar ist

Die Begründung war überzeugend: Merkel sei 66 Jahre alt, der Corona-Impfstoff von AstraZeneca sei aber nur für Menschen bis zum 64. Lebensjahr empfohlen: Mit diesen Worten reagierte der Sprecher der Kanzlerin, Steffen Seibert, am Montag auf meine Frage in der Bundespressekonferenz, ob die Regierungschefin sich publikumswirksam vor laufenden Kameras den Problem-Impfstoff spritzen lassen werde. Genau das hatte ein Fachmann in der „Bild“ vorgeschlagen, und die Zeitung hatte eine große Schlagzeile daraus gemacht.

In Corona-Zeiten ändert sich binnen kürzester Zeit sehr viel. Und so kommt es, dass inzwischen auch der AstraZeneca-Impfstoff für Menschen über 64 Jahren empfohlen werden soll. Deshalb fand ich es nur logisch, heute gegenüber Seibert noch einmal meine Frage vom Montag zu wiederholen – angesichts der neuen Sachlage. Ob die Kanzlerin nun, wo die Altersbeschränkung offenbar wegfalle, zu einer öffentlichkeitswirksamen AstaZeneca-Impfung bereit sei. Seibert antwortete: „Es bleibt bei der Aussage, dass die Bundeskanzlerin sich dann impfen lassen will, wenn sie an der Reihe ist. Es sind derzeit noch andere priorisierte Bevölkerungsgruppen dran.“

Ich hakte nach: „Gibt es irgend jemanden im Saal, der von seinem Minister berichten kann, dass er vorhat, wenn er sich impfen lässt, sich symbolträchtig mit AstraZeneca impfen zu lassen?“

Zuerst gab es ein längeres Schweigen. Nach einer Weile, als es schon so wirkte, als melde sich niemand, ergriff der Sprecher von Jens Spahn (CDU), Sebastian Gülde, das Wort: „Herr Minister Spahn hat sich dazu geäußert. Er lässt sich auch mit AstraZeneca impfen, aber dann, wenn er an der Reihe ist.“

Ich hakte noch mal nach: „Also einer?“

Das kommentierte die Vorsitzende wie folgt: „Das war eine Frage, die grundsätzlich an alle Ministerien ging. Wir gehen jetzt nicht jedes Ministerium durch und rufen sie einzeln aufs Podium.“

Völlig zu Recht, das war auch nicht beabsichtigt.

Allerdings hätte man sich etwas mehr Einsatz für den AstraZeneca-Impfstoff, der im Moment liegen bleibt, durchaus vorstellen oder je nach Herangehensweise wünschen können.

Zuvor hatte ich in der Bundespressekonferenz mit Spahn und RKI-Chef Wieler endlich wieder einmal die Möglichkeit, eine Frage zu stellen (bei den letzten drei Bundespressekonferenzen mit ihnen kam ich leider nicht zu Wort).

Interessant war auch noch ein Austausch mit dem Kollegen Tilo Jung nach der Bundespressekonferenz – mehr dazu finden Sie in meinem Video, das in Kürze über diesen Link abrufbar ist. Detaillierte Informationen zur Pressekonferenz mit Spahn finden Sie in meinem Beitrag von heute Mittag hier.

PS: Eine Leserin schrieb mir: „Ich war verwundert, als ich heute auf Ihrer Seite von Herrn Spahns Aussage las, man müsse bezüglich des möglichen Anstiegs psychischer Probleme in Folge der Corona-Maßnahmen auf Abrechnungsdaten warten.

Die Abrechnungsdaten der GKV sind, um es vorsichtig auszudrücken, eine sehr behäbige Methode der Datenerhebung. Die Abrechnung erfolgt immer nur zum Quartalsende, und lediglich die gestellten Diagnosen und abgerechneten Leistungen wären auswertbar.

Ich bin selbst niedergelassene Psychotherapeutin für Erwachsene und habe den Eindruck, zurzeit deutlich mehr Anfragen zu bekommen als letztes Jahr. Viele Therapiesuchende muss ich zur Zeit ablehnen, weil ich an der Grenze meiner Kapazität angekommen bin. Diese Anfragenden werden aber in den Abrechnungsdaten nicht auftauchen, weil ja keine Leistungen erbracht wurden. Mein Berufsverband hat kürzlich eine Umfrage gemacht, die meinen Eindruck bestätigt. Hier der Link: https://t.co/JZEYvSwIyL?amp=1

Diejenigen, die selbst wenig haben, bitte ich ausdrücklich darum, das Wenige zu behalten. Umso mehr freut mich Unterstützung von allen, denen sie nicht weh tut!

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Bild: Boris Reitschuster
Text: br


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