Eine Kollegin sagte mir vor ein paar Jahren, die rotgrünen Weltverbesserer erinnerten sie an kleine, heulende, strampelnde Babys, denen man ein Spielzeug wegnehmen will, wenn sie wieder einmal wie jetzt an Neujahr mit Realitäten konfrontiert werden, die mit ihrem Weltbild nicht in Einklang zu bringen sind. Sie habe deshalb aufgehört, sich aufzuregen oder zu wundern, so die Kollegin. Sie nehme deren „Strampeln“ nicht mehr ernst und setze sich inhaltlich nicht mehr auseinander – weil das genauso wenig Sinn mache wie bei einem heulenden Baby.
An die Worte der Kollegin musste ich denken, als ich auf die Reaktionen der rot-rot-grünen Blase auf die Schrecken der Neujahrsnacht stieß. Hier wurde offenbar ein ganz besonders wunder Punkt getroffen – widerlegt die Realität hier doch auf dramatische Weise die Mantras des polit-medialen Komplexes, die dieser mit dem Dogmatismus einer fundamentalistischen Religion verfolgt: Wer nicht einverstanden ist, ist Ketzer und muss verfolgt und „exkommuniziert“ werden. Etwa durch die Verleumdung als Nazi.
Heulen und Strampeln – daran musste ich nun auch bei Marie von den Benken denken. Die Dame mit dem wohlklingenden Namen und der strammen „Haltung“ bezeichnet sich selbst als Autor, Influencer & Model (dass sie „Influencer“ nicht gendert, kann ich mir nur durch mangelnde Englischkenntnisse erklären). Freizeitbeschäftigung der Dame mit dem Twitter-Namen „Regendelfin“ ist das Hetzen gegen mich, das sie mit einer an Besessenheit grenzenden Inbrunst betreibt, die fast schon etwas Amouröses hat. Denn Hass und Liebe liegen ja normalerweise dicht zusammen. Und wenn man die Meinung von einem Fremden nicht teilt, dann ignoriert man den normalerweise einfach. So halte auch ich es mit der Dame – strikt nach Franz Josef Strauß: nicht mal ignorieren.
Ein Tweet von ihr, den mir ein Leser zuschickte, ist aber derart faszinierend und symbolträchtig für das rotgrüne Heulen und Strampeln, dass ich ihn Ihnen einfach nicht vorenthalten kann. Allein schon, dass jemand, der hinter jedem nicht-linken Regierungskritiker einen „Verschwörungsideologen“ sieht, selbst einer – tatsächlichen und absurden – Verschwörungstheorie anhängt, spricht für sich. Voilà: „Eine zwar niederträchtige, aber dennoch sehr erfolgreiche Taktik des FDP/CDU/„WELT“-Freiheits-Joint-Ventures: Erst das bildungsferne Proll-Milieu hemmungslos zum antiwoken Protest-Böllern hochechauffieren – und dann das Eskalationsergebnis den Migranten in die Schuhe schieben.“
Das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen. Rational kann man es nicht kommentieren – genau so, wie die Kollegin einst warnte. In der Blase wird die Dame, die mittlerweile „Chefreporterin“ von „Germany´s next Topmodel“ als Berufsbezeichnung angibt, dafür gefeiert: Fast 5.500 Likes gab es für diesen Erguss, von 241.000 Followern. Doch damit nicht genug des Schreiens und Heulens. So schreibt sie etwa: „Alle CDU-Bundestagsabgeordnete aus dem Wahlkreis Hamburg-Mitte sind harte Rassisten.“ Die Kollegin hatte wirklich Recht – man kann da nicht mehr diskutieren und rational argumentieren.
Noch eine Kostprobe – wobei man eigentlich sämtliche Twitter-Tweets der „Chefreporterin“ seit Neujahr wiedergeben müsste, weil sie einfach zu lehrreich sind:
dieSe vErDaMmTeN aUsLäNdEr!!!!!!!!!!!!! pic.twitter.com/FgX46L1MUc
— Marie von den Benken (@Regendelfin) January 4, 2023
Dabei ist die „Regendelfin“ mit dem Heulen und Strampeln nicht allein. Im gleichen Duktus schlägt Niklas Schrader um sich, Abgeordneter der „Linken“ im Berliner Abgeordnetenhaus:
Neuer Gipfel der Schäbigkeit:
Die #CDU hat Fragen für den Innenausschuss zu #Silvester2022 eingereicht und fragt nach den Vornamen der deutschen Tatverdächtigen. Offenbar, um ihnen damit das Deutschsein abzusprechen. pic.twitter.com/R6OVRwBRtC
— Niklas Schrader (@nikschrader) January 5, 2023
Faszinierend, wie groß die Angst vor den Fakten und die Allergie gegen die Realität ist. So groß, dass man sich panisch fürchtet vor Vornamen! Das kann man sich nicht ausdenken.
Öffentlich-rechtliche und andere Medien machten Logik-Purzelbäume und Versteckspiele, um die Probleme nicht beim Namen zu nennen. Niedersachsens SPD-Innenminister Boris Pistorius fand eine besonders eigenwillige Erklärung für die Krawalle:
Gefahr von Rechts in der Neujahrsnacht?
Phänomenal! pic.twitter.com/Tt39VMLdZt— Boris Reitschuster (@reitschuster) January 4, 2023
Die Liste der Beispiele ließe sich schier unendlich verlängern. Nur zwei noch: Von einem gewissen Erik Jödicke, der sich selbst bezeichnet als LGBTIQ*Aktivist🏳️⚧️🏳️🌈| Kampagnenleiter bei @ChangeGER | Politik, Community| Mittel- und Osteuropa| Bundesvorstand bei Lambda Deutschland“ (ein „queerer“ Jugendverband). Jödicke, der schon auf seinem Profilfoto dem eingangs beschriebenen Zustand nahe kommt, schreibt: „Nicht die #Zuwanderung ist das Problem gewesen an #Silvester, sondern der ungehemmte Zugang zu #Feuerwerk !
Jeder das das zu einem Problem von Migrant*Innen macht, statt zu einem gesamtgesellschaftlichen ist ein Rassist!“
Ich griff das auf für folgende Replik: „Ist es dann mit Messern genauso? Ist der freie Zugang zu Messern das Problem?
Oder der freie Zugang zu Feuerlöschern – mit denen ja auch geworfen wurde?
Ist nicht die Alkoholfahrt mit Todesfolge das Problem, sondern der ungehinderte Zugang zu Alkohol?
Und ist nicht die Vergewaltigung das Problem, sondern der ungehinderte Zugang zu Pornographie?
Anders als mit Galgenhumor lassen sich Aussagen wie die unten nicht mehr kommentieren.
Mindestens eins ist sicher: Ein Problem sind Menschen, die aus Ideologie heraus die Realität negieren.“
Jödicke schrieb zurück: „Welche Ideologie soll das sein? Nicht Gruppen zu verurteilen für Einzelfälle?“
Komisch, dass das bei „Nazis“ – also allen, die nicht „rotgrün-woke“ sind, immer umgekehrt ist.
Der SPD-Bundestagsabgeordnete Helge Lindh tweetete: „Warum haben wir ein Rassismusproblem? Weil @jensspahn & Co statt knallhart Gewalt anzuprangern lieber wieder über „ungeregelte Migration“& „gescheiterte Integration“ reden. Derselbe Spahn, der aber keine Debatte über strukturellen Rassismus nach den Morden von Hanau forderte.“
Wie aus dem Lehrbuch. Ein Mob mit Migrationshintergrund liefert in Berlin bürgerkriegsähnliche Szenen – und worüber empört man sich in der Blase: Über alle, die Klartext darüber sprechen.
Das Spiel ist seit vielen Jahren das Gleiche. Doch es scheint jetzt auf das Endspiel zuzugehen – und zwar von beiden Seiten: Die Missstände werden immer eklatanter, und das Heulen und Strampeln immer absurder.
Die ganze Menschheitsgeschichte ist voll von Episoden, in denen Fanatiker mit festen Überzeugungen, also Ideologien, gegen die Realität ankämpfen. Nur die Gewänder ändern sich. Gut ging es nie. Meistens scheiterte es spektakulär. Wir nähern uns dem Finale.
Ändern werden sich wieder nur die Gewänder. Die „Heuler und Schreier“ von heute werden dann dem nächsten Glauben blind hinterherrennen. Und die kritischen Geister von heute werden auch an den Ideologen von morgen verzweifeln. Die einzige Hoffnung: Eine nicht allzu kurze ideologiearme Zwischenpause, wie sie die Bundesreplik viele Jahrzehnte lang hatte. Wir haben sie nur nicht ausreichend geschätzt.