Von Daniel Weinmann
Husten, Schnupfen, Heiserkeit: Der Herbst ist seit jeher prädestiniert für Atemwegserkrankungen. So weit, so normal. In diesem Jahr sind die Zahlen jedoch besonders hoch. So viele Atemwegserkrankungen um den Novemberbeginn wie zurzeit zählte das Robert Koch-Institut (RKI) seit 2011 nicht mehr. Damals waren in der 43. Kalenderwoche 6473 Fälle pro 100 000 Bundesbürger gemeldet worden. In diesem Jahr waren es laut aktuellen RKI-Zahlen in der 42. Kalenderwoche 7944 – Tendenz steigend. Insgesamt waren in der vergangenen Woche 6,6 Millionen Bundesbürger betroffen.
„Die Aktivität akuter Atemwegserkrankungen (ARE-Inzidenz) in der Bevölkerung ist in der 42. Kalenderwoche 2023 im Vergleich zur Vorwoche gestiegen und lag bei 8.000 Erkrankten pro 100.000 Einwohner (Vorwoche: 7.000)“, heißt es aktuell auf der Website des RKI. Vor allem bei den bis 14-Jährigen und in der Gruppe der 35- bis 39-Jährigen stiegen die Fallzahlen im Vergleich zur Vorwoche an.
Selbst während der gesamten Coronakrise lagen die Zahlen niedriger. In den Hochphasen der „Pandemie“ lag die sogenannte Inzidenz im gleichen Zeitraum bei 3428 im Jahr 2020, 6088 (2021) und 6303 (2022). Das RKI spricht dennoch von einem „für den Herbst üblichen, erhöhten Niveau“.
Fehlende Maskenpflicht als vorgeschobener Grund für mehr Atemwegserkrankungen
Die angeblichen Gründe für diese Entwicklung sind schnell gefunden. „Sind unsere Immunsysteme durch die Coronapandemie geschwächt? Oder achten wir einfach genauer auf Krankheitssymptome?“, fragt „Bild“ und malt gleich „die schlimmste Krankheitswelle seit fünf Jahren“ an die Wand.
Damit die geneigten Leser auch ja nicht auf abwegige Gedanken kommen, legt das Blatt nur zwei Absätze später nach: „Einer der Gründe, warum die Zahlen jetzt deutlich darüber liegen: Die Maskenpflicht wurde im öffentlichen Raum komplett abgeschafft. Die Wahrscheinlichkeit, sich im Alltag anzustecken, hat somit deutlich zugenommen.“
Ähnlich sieht es der „Tagesspiegel“: Eine Ursache der derzeitig steigenden Fallzahlen sei „mit großer Wahrscheinlichkeit, dass die meisten Menschen hierzulande eher „postpandemisch“ agieren: weder Maske tragen, noch bei grippeähnlichen Symptomen zu Hause bleiben oder Abstand halten. Das hält die Infektionsgefahr für andere auf hohem Niveau“. Corona zirkuliere und infiziere weiter, zusätzlich zu den anderen endemischen Atemwegsviren.
»Die Hausarztpraxen sind sehr voll«
Dass die Corona-Impfung das Immunsystem schwächen und damit zu einer stetig wachsenden Anzahl von Atemwegserkrankungen führen kann, wird von keinem einzigen Medium (u.a. berichteten die „Frankfurter Rundschau“, „Merkur Online“, der „SWR“ und die „Zeit“) erwogen. Dabei gab es bereits im Februar vergangenen Jahres gleich reihenweise ernstzunehmende Analysen, die dies bestätigten. Der österreichische Biologe Clemens Arvay, den die mediale Hetze in den Selbstmord trieb, thematisierte noch früher, nämlich Mitte 2021, die Umprogrammierung des Immunsystems durch mRNA-Impfstoffe.
Der deutsche Blätterwald hält dennoch eisern und geschlossen am althergebrachten Narrativ fest.
„Die Hausarztpraxen sind sehr voll“, zitiert „Bild“ Markus Beier, den Bundesvorsitzenden des Hausärztinnen- und Hausärzteverbandes. Die Belastung für die Kollegen und ihre Teams sei „schon jetzt enorm – und das, obwohl uns die Grippewelle noch bevorsteht.“ Den Grund dafür sieht der Mediziner indes weniger der gestiegenen Fallzahl als in der Politik: „Die Politik lässt die Hausarztpraxen schlichtweg im Stich“, so Beier, „keine der versprochenen Verbesserungen, die notwendig wären, um auch in den Infektwellen eine bestmögliche Versorgung sicherzustellen, wurden bisher umgesetzt.“
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Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben immer die Meinung des Autors wieder, nicht meine. Ich schätze meine Leser als erwachsene Menschen und will ihnen unterschiedliche Blickwinkel bieten, damit sie sich selbst eine Meinung bilden können.
Daniel Weinmann arbeitete viele Jahre als Redakteur bei einem der bekanntesten deutschen Medien. Er schreibt hier unter Pseudonym.
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