Vergessene Bedrohung – Brandenburg bereitet sich auf Blackouts vor Landesweit über 300 „Katastrophenschutz-Leuchttürme“

Von Kai Rebmann

Deutschland ist gut durch den Winter 2022/23 gekommen. Zu verdanken haben sollen wir das dem zuletzt immer stärker in die Kritik geratenen Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne), so zumindest die Darstellung seiner Parteifreunde. Zwei Fakten, die dazu geführt haben, dass die Gasspeicher in Deutschland stets ausreichend gefüllt waren, werden dabei aber geflissentlich ignoriert. Erstens war der zurückliegende Winter äußerst mild und zweitens musste Gas im Spätjahr 2022 zu regelrechten Mondpreisen eingekauft werden.

Und auch in diesen Tagen wird Klaus Müller, der Chef der Bundesnetzagentur, in vielen Medien mit der vermeintlich frohen Botschaft zitiert: „Wenn alles gut geht, werden wir im Spätsommer volle Speicher haben.“ Was aber ist, wenn nicht „alles gut geht“, lässt Müller gegenüber den Zeitungen der Funke Mediengruppe offen und fügt stattdessen hinzu: „Man muss den Sommer dazu nutzen, um das Haus oder die Wohnung winterfest zu machen.“

Was der Agenturchef damit meint? Müller wirbt für den Einbau einer neuen Heizung, eine bessere Dämmung der eigenen vier Wände oder empfiehlt, „beim Vermieter einen hydraulischen Abgleich der Heizung vornehmen zu lassen“, was in jedem Winter Geld spare. Die Energiekrise sei noch nicht ausgestanden und „wenn es ein kalter Winter in Europa wird, werden wir froh sein, wenn wir wieder gut vorgesorgt haben“.

‚Wärmeinseln‘ und ‚Leuchttürme‘ in Brandenburg

Gut vorsorgen will man offenbar auch in Brandenburg. Einem Bericht der „Märkischen Oderzeitung“ zufolge hat das Innenministerium den Landkreisen und kreisfreien Städten in der vergangenen Woche grünes Licht für die sogenannten „Katastrophenschutz-Leuchttürme“ gegeben. Hinter dieser Bezeichnung verstecken sich Anlaufstellen für die Bevölkerung, an die sie sich im Falle eines Falles – sprich eines Blackouts – wenden können.

Insgesamt sind in Brandenburg 308 solcher „Leuchttürme“ geplant, die sich das Land rund 40 Millionen Euro kosten lässt. Damit löst Innenminister Michael Stübgen (CDU) ein bereits im vergangenen Jahr gegebenes Versprechen ein, wonach er die Menschen in Brandenburg besser auf das Szenario langanhaltender Stromausfälle vorbereiten will.

Neben „aktuellen Informationen zur Lage“ sollen dort unter anderem Trinkwasser, Erste Hilfe, Kochstellen oder Ladestationen für Handys zur Verfügung gestellt werden. Im Winter, also dann, wenn die Folgen eines möglichen Blackouts besonders verheerend wären, sollen aus den „Leuchttürmen“ dann kurzerhand „Wärmeinseln“ werden, die es bundesweit zuletzt schon in einigen Kommunen und Landkreisen gegeben hat.

Taugt die Theorie auch für den Ernstfall?

Brandenburg ist offenbar darum bemüht, die „Leuchttürme“ respektive „Wärmeinseln“ möglichst gleichmäßig und vor allem in Abhängigkeit zur Bevölkerung und Fläche der einzelnen Landkreise zu verteilen. So sollen in und um Potsdam zum Beispiel 22 solcher Anlaufstellen entstehen, im Landkreis Oberspreewald-Lausitz 15 und in dünner besiedelten Regionen entsprechend weniger. Die Zuwendungsbescheide für die jeweils notwendigen Umbaumaßnahmen seien bereits Anfang Juni an die Kreise verschickt worden, wie das Innenministerium weiter mitteilt.

In der Theorie mögen die ausgetüftelten Szenarien plausibel erscheinen. Allerdings hätte bis vor gut drei Jahren auch jeder Gesundheitsminister noch versichert, man sei bestens auf jedes denkbare Szenario einer vermeintlichen oder tatsächlichen Pandemie vorbereitet. Und dann gehört zur Wahrheit natürlich auch, dass die im Spätjahr 2022 eingeleiteten Energiespar-Maßnahmen womöglich bereits weit schwerwiegendere Folgen gezeitigt haben, als man sich das in Politik und Medien einzugestehen bereit ist.

Noch hat der Sommer nicht richtig begonnen und der nächste Winter scheint noch weit weg. Spätestens ab Oktober werden die Deutschen aber wohl wieder zum Energiesparen aufgerufen, wenn nicht sogar genötigt – sei es durch fragwürdige bis peinliche Kampagnen oder andere „geeignete“ Mittel, derer sich die Bundesregierung im Zweifelsfall bemächtigen wird.

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Kai Rebmann ist Publizist und Verleger. Er leitet einen Verlag und betreibt einen eigenen Blog.

Bild: Screenshot Youtube-Video afp

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