Von reitschuster.de
Wieder meldet sich Sahra Wagenknecht prägnant und meinungsstark zu Wort. Ihre Kritik richtet sich diesmal auf die Außenpolitik Deutschlands und die Doppelstandards der Grünen – die zu Lasten der Verbraucher, der Umwelt und der Industrie in Deutschland gehen, so Wagenknecht. Sie schreibt in ihrem Post auf Facebook von heute:
Man dürfe nicht zwischen guten und schlechten Diktaturen unterscheiden, sagte Landwirtschaftsminister Özdemir noch vor der letzten Bundestagswahl im August. Nun verbeugt sich Habeck vor dem Handelsminister in Katar – einem Land, in dem die Scharia gilt, Homosexuellen die Todesstrafe droht und Gastarbeiter rechtlos wie Sklaven behandelt werden. Sieht so die wertegeleitete Außenpolitik der Grünen aus, von der Außenministerin Baerbock so gern redet? Menschenrechte, Klimaschutz, Feminismus und die Ablehnung von Aggressionskriegen – in der Außenpolitik der Grünen scheinen diese Werte nur eine Rolle zu spielen, wenn es gegen Russland geht. Und deshalb bettelt man jetzt in Katar um teures LNG-Gas, das mit Tankern tausende Kilometer nach Deutschland transportiert werden muss – aus einem Land, das eine lupenreine Diktatur ist und schwere Kriegsverbrechen im Jemen-Krieg zu verantworten hat. Das ist Heuchelei zu Lasten der Verbraucher, der Umwelt und der Industrie in Deutschland.
Auszug aus dem aktuellen Wochenbriefing von Boris Reitschuster:
Liebe Leserinnen und Leser,
vorab möchte ich mich bei Ihnen entschuldigen – weil ich mit den Wochenbriefings ins Hintertreffen geraten bin. Verzeihen Sie mir bitte die Pause – aber aktuell bin ich wie so viele in einer Ausnahmesituation. Sowohl was die Arbeitsbelastung angeht als auch die emotionale Belastung. Ich bin ebenso wie mit Russland, wo ich 16 Jahre lebte, mit der Ukraine und mit vielen Ukrainern eng verbunden. Kiew, Lemberg (Lviv), Czernowitz – das sind Städte, in denen ich mich immer zuhause gefühlt habe. Der Großvater meiner kleinen Tochter lebt in Winnyzi. Mehrere Bomben sind in seiner Umgebung eingeschlagen. Der Krieg ist für mich leider sehr, sehr nahe. Unerträglich nahe. Einerseits. Andererseits muss ich dankbar sein, weit weg vom Kriegsgeschehen in Sicherheit zu leben.
Was mir meine alten Freunde und neu angekommenen Flüchtlinge erzählen, bricht mir das Herz. Es sind Geschichten, die einfach unerträglich sind. Vor meinen Augen bekam eine Frau, die mit dem Auto aus Kiew geflüchtet ist, einen Anruf aus ihrer Heimat. Das Nachbarhaus wurde getroffen, ihres steht noch. Aber wie lange noch? Ihre siebenjährige Tochter ist traumatisiert, sie selbst spricht zum Teil immer noch nur stockend, kann kaum schlafen. Meine eigene Tochter macht sich Sorgen um ihren Opa in Winnyzi, traut sich aber nicht, davon viel zu erzählen. Sie will tapfer sein. In ihrer (russischen) Schule beschwerten sich schon andere Eltern, dass sie über Putin schimpfte.
Der Krieg geht mir nahe, er ist in der Familie angekommen, nichts ist mehr so wie vorher. Es geht mir nahe, wenn ich unter meinen Artikeln und Posts in den sozialen Medien immer wieder Rechtfertigungen für Putin und seinen Krieg lese. Die teilweise so weit gehen, dass geschrieben wird, Putin möge Deutschland befreien. Für mich ist damit eine Schmerzgrenze erreicht. Ich akzeptiere gerne andere Meinungen, ja bin dankbar dafür, dass es unterschiedliche Meinungen gibt. Die Verurteilung eines Angriffskrieges und von Kriegsverbrechen muss aber in meinen Augen ein Minimalkonsens sein. Ganz egal, von wem dieser Angriffskrieg ausgeht.
Bild: Foto-berlin.net/Shutterstock/Sarah Wagenknecht/Facebook
Text: red
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