Stellen Sie sich für eine Minute vor: Ein Fußballspieler bekommt bei einer Autogrammstunde ein Trikot vorgelegt, auf dem die Symbolik einer konservativen Partei prangt. Er weigert sich, darauf zu unterschreiben – und macht eine abfällige Bemerkung über „Nazis“. Wie wäre die Reaktion in unserer woken Gesellschaft? Ich glaube, man braucht darüber nicht lange nachzudenken – dem Profi wäre der Applaus von Medien und Politik sicher. Man würde ihn für seine „Haltung“ loben und dafür, dass er ein Zeichen gegen Hass und Hetze gesetzt hat.
Nicht so, wenn ein Fußballspieler unter anderen Vorzeichen seine politische Meinung zeigt. So geschehen jetzt in Wolfsburg. In der Stadt des Volkswagen-Konzerns, der einst ein Vorzeigeprojekt von Adolf Hitler war und auch jetzt wieder stramm politisch auf Linie ist, nur diesmal rot-grün. Nach dem Sieg des örtlichen Bundesligisten VfL Wolfsburg über Bochum gab es eine sogenannten Signierstunde. Dabei setzen die Profis ihre Unterschrift auf Fanartikel.
Der Ex-Nationalspieler Kevin Behrens (33), heute nur noch Ersatzspieler, sollte dabei ein Trikot unterschreiben, mit dem der Verein nach eigenen Angaben „ein Zeichen für Vielfalt und Toleranz setzen will“. Womit wir schon bei der ersten Frage sind: Seit wann ist es üblich gewesen, dass Fußball-Vereine sich als Haltungs-Organisationen sehen, die politische Zeichen setzen wollen oder müssen? In freiheitlichen Demokratien ist das befremdlich – es passt zu autoritären und totalitären Staaten.
Spätestens nach zwei Diktaturen hätte man in Deutschland eigentlich erwarten können, dass der Sport nicht mehr für politische Ziele missbraucht wird. Aber offenbar verstehen zu viele immer noch nicht, dass die Ideologien, egal ob braun, rot oder rot-grün bzw. regenbogenfarben, immer unter dem Deckmantel des vermeintlich „Guten“ daherkommen.
Wolfsburg ist seit Jahren besonders eifrig und vorauseilend im Gehorsam, was das Ziehen des Gesslerhuts vor der Wokeness angeht. So hat es jetzt für das selbsternannte „Gute“ eine Sonderedition des Spielshirts aufgelegt, auf dem Vereins- und Sponsoren-Logos oder Rückennummern und Namen in Regenbogenfarben aufgedruckt sind.
Profi Behrens soll sich laut einem Bericht der „Bild“ mehrfach geweigert haben, das Trikot zu unterschreiben.
In meinen Augen völlig in Ordnung. Warum sollte er sich zu einer Ideologie bekennen, die ihm nicht gefällt?
Angeblich soll Behrens folgenden Satz gesagt haben: „So eine schwule Scheiße unterschreibe ich nicht.“
Belege dafür gibt es nicht. Auch die „Bild“ begnügt sich mit einer Verdachtsberichterstattung, mit dem Wort „angeblich“.
Weiter schreibt das Blatt in übelstem Gender-Deutsch: „Bei den Mitarbeitenden des Vereins sorgte das für Entsetzen.“
Davon glaube ich kein Wort. Meine Lebenserfahrung sagt, dass normale Mitarbeiter so etwas eher schulterzuckend oder mit Sympathie quittieren.
Nicht so – das glaube ich wiederum – die „sportliche Leitung“ – wie es die „Bild“ nennt. Die in diesem Fall auch die „politische Leitung“ ist. Sie wurde, wie es in dem Bericht in bester DDR-Tradition steht, „umgehend über den Vorfall informiert“.
Warum eigentlich? Ein Spieler hat ein Problem mit einer Ideologie, möglicherweise auch mit Homosexualität. Das ist seine Privatsache. Genauso wie es Privatsache ist, wenn jemand ein Problem mit einer politischen Partei hat – ob nun den Grünen oder der AfD.
Doch es geht noch weiter: „Behrens musste sich gegenüber Sportdirektor Sebastian Schindzielorz (45) erklären“, heißt es in dem Bericht. Und weiter: „Dabei soll der Stürmer angeblich glaubhaft vermittelt haben, dass er keine Abneigung gegen Homosexuelle habe.“
Nicht nur die „Bild“, auch andere Medien wie „Focus“ oder „Welt“ stellen den Ex-Nationalspieler an den Pranger. Selbst der „Kicker“ macht bei der politischen Treibjagd mit. Die SPD-lastige „WAZ“ regt sogar perfide einen Rausschmiss des Profis an: „Homophobie-Skandal: Deshalb schmeißt der VfL Wolfsburg Kevin Behrens (noch) nicht raus“. Das ist der Geist der DDR. Und unglaublich. Nur leider haben wir uns an diesen Gesinnungsterror gewöhnt und sind abgestumpft.
In dem „Bild“-Bericht steht weiter: „Auf Anfrage von SPORT BILD teilt der VfL mit: ‚Während eines internen Termins gab es Äußerungen, die nicht im Einklang mit der Haltung des VfL Wolfsburg stehen. Der Vorfall wurde intern unverzüglich aufgearbeitet. Der VfL Wolfsburg betont, dass er sich seiner gesellschaftlichen Verantwortung bewusst ist. Der Klub und seine Angestellten stehen für Vielfalt und Toleranz, grundsätzliche Werte wie Respekt, Aufrichtigkeit und Offenheit sind seit jeher fest in der Vereins-Philosophie verankert.‘“
Ihr sollt Fußball spielen und keine Philosophen sein!
Was für ein Irrsinn, wenn ein Verein glaubt, er müsse für „Vielfalt und Toleranz“ stehen und für „grundsätzliche Werte wie Respekt, Aufrichtigkeit und Offenheit“.
Es ist Verlogenheit und Bekenntniszwang, die aus diesen Zeilen geradezu schreien.
Eine verquere „Haltung“, die auf die gleichen Wurzeln zurückgeht wie der nationale und der internationale Sozialismus.
Behrens musste inzwischen ins Büßergewand schlüpfen und öffentlich Abbitte leisten wie im Mittelalter. „Er äußerte sich auf SPORT-BILD-Anfrage am Dienstagabend“, schreibt die Zeitung, so, als sei sie ein Hilfsorgan der ökosozialistischen Inquisition. Voilà: „Der Stürmer sagt: ‚Meine spontanen Äußerungen waren absolut nicht in Ordnung. Dafür möchte ich mich entschuldigen. Das Thema wurde intern klar besprochen und ich bitte um Verständnis, dass ich mich dazu nicht weiter äußern möchte.‘“
Das Blatt fährt fort, und zwar offenbar missbilligend: „Von einer internen Strafe gegen Behrens ist nichts bekannt. Am vergangenen Wochenende stand er im Kader der Bundesliga-Mannschaft.“
Weiter heißt es in dem Bericht: „Tatsächlich findet das Thema Vielfalt beim VfL Wolfsburg und Gesellschafter Volkswagen große Beachtung. Angestoßen von der damaligen Abwehrspielerin Nilla Fischer (40) war der Verein der erste in Deutschland, dessen Kapitäne aller Mannschaften mit Regenbogen-Binden aufliefen. Im Fanshop gibt es unter anderem Schals, Tassen oder Pins mit Regenbogen-Logo. Und eben regelmäßig Spiele in Sondertrikots an Aktionsspieltagen. Mindestens einmal im Jahr werden alle Mitarbeitenden – und auch die Spieler – in einer Vielfalts-Schulung für das Thema sensibilisiert.“
Zu Zeiten der DDR nannte man das nicht „Vielfalts-Schulung zur Sensibilisierung“, sondern „politische Schulung” oder „Parteischulung“. Dabei ging es darum, den sozialistischen Werktätigen per Indoktrination einen „gefestigten Klassenstandpunkt“ aufzuzwingen.
Nichts anderes geschieht im Prinzip heute – nur in einem Regenbogen-Schafspelz verpackt.
Der Fußball ist wieder durchideologisiert wie in Diktaturen. So gab es in den Medien bereits 2018 einen Aufschrei, als sich der Wolfsburger Mittelfeldspieler Josip Brekalo (26) 2018 weigerte, die Regenbogen-Binde zu tragen. Wegen seiner christlichen Überzeugung. Eine solche Weigerung sollte die normalste Sache der Welt sein. Dass sie skandalisiert wird, zeigt, wie weit wir uns von der freiheitlich-demokratischen Grundordnung Richtung Gesinnungsstaat entfernt haben.
Auch 2023 hyperventilierten die Medien – wegen eines Social-Media-Posts des damaligen Wolfsburgers Felix Nmecha, in dem er sich einer Ketzerei der angeblichen „Transphobie“ schuldig gemacht haben soll – durch eine ablehnende „Haltung“ gegenüber transsexuellen Menschen.
Allein diese ideologische Sprache geht mir schwer über die Lippen bzw. die Tastatur.
Unsere Gesellschaft pendelt von einem Extrem ins andere: So schlimm ich finde, wie Homosexuelle früher behandelt wurden, so schlimm finde ich, wie heute aus der Homosexualität eine Religion gemacht wird. Von Transsexualität etc. ganz zu schweigen.
Das Urteil der „Bild“-Inquisition am Ende des Artikels: „Für Behrens ist der Vorfall ein unrühmliches Kapitel in einer Karriere, deren Verlauf zuletzt stark abfiel.“
Für mich ist der „Bild“-Artikel von Robert Schreier– und auch ähnliche Beiträge in anderen Medien – ein unrühmliches Kapitel in der „Karriere“ der „Bild“. Die Journalisten machen sich hier zu willigen Büchsenspannern und Vollstreckern der woken Ideologen, die heute die Schalthebel in Medien und Politik erobert haben. Sie stellen einen Menschen an den Pranger, weil er die „falsche“ Meinung hat. Solche Journalisten hätten in jeder Diktatur gute Karrierechancen gehabt.
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