Wenn Meinung zur Gefahr wird: Der Song, der ins Schwarze trifft „Wenn du deine Freiheit zu sehr liebst, was glaubst du denn, na du bist dran!“

Ein Gastbeitrag von Thomas Rießinger

Ich muss nicht immer selbst reden, manchmal lasse ich auch gerne andere zu Wort kommen.

Während der Zeit der seltsamen PCR-Pandemie ist der Sänger Estéban Cortez mehrfach mit kritischen Songs zur irrsinnigen Maßnahmenpolitik aufgefallen. Inzwischen ist diese Zeit fürs Erste vorbei, noch haben Christian Drosten und Karl Lauterbach es nicht geschafft, die Angst vor einer weiteren Pandemie unters Volk zu bringen.

Doch die Zustände in Deutschland haben sich nicht nennenswert gebessert, und da gerade kein Virus zur Unterdrückung abweichender Meinungen und Verhaltensweisen zur Verfügung steht, ist man auf das schöne Begriffspaar „Hass und Hetze“ verfallen, um kritisch-abweichende Auffassungen erst gar nicht aufkommen zu lassen und sie am besten gleich im Keim zu ersticken, indem man in gut geplanter Regelmäßigkeit mit polizeilich-juristischen Methoden gegen Abweichler zu Felde zieht.

Dagegen kann man schreiben, dagegen kann man demonstrieren – und dagegen kann man auch singen. Vor wenigen Wochen hat Estéban Cortez einen Song herausgebracht, der wie kein anderer den Kampf gegen die Meinungsfreiheit, der hierzulande immer intensiver geführt wird, aufs Korn nimmt. Mehr Worte will ich hier gar nicht verlieren, sondern jeden dazu einladen, sich das Lied selbst anzuhören, das zugehörige Video selbst anzusehen, es hat jede Aufmerksamkeit verdient.

Meinungsdelikte

Der Text ist recht lang, weshalb ich ihn in den folgenden Zeilen zum Nachlesen zitiert habe.

Wenn du einen Mann im Kleid nicht als Frau erkennst,
dann bist du dran.
Wenn du Robert Habeck einen Schwachkopf nennst,
na ja, dann bist du dran.
Und wenn du sagst, Emilia Fester wär’ ’ne dumme Göre,
bist du dran.
Und wenn du meinst, dass unser Land doch nur uns selbst gehöre,
bist du dran.

Sie klingen bei dir morgens um sechs Uhr,
die Hüter der Gesinnungsdiktatur.
Dann stell’n sie dir die Bude auf den Kopp,
ich sags mal jetzt salopp.
Die Meinung war dir einmal rausgerutscht,
da war der Drops für dich auch schon gelutscht.
Sie schicken ihre Büttel zu dir rauf,
lass gleich die Türe auf!

Wenn du auf der Straße laut das Grundgesetz zitierst,
dann bist du dran.
Wenn du dich nicht für die Klimascheiße int’ressierst,
dann bist du dran.
wenn du Vergewaltiger allzu sehr beschimpfst,
dann bist du dran
Und wenn du dich nicht wie befohlen widerwillig impfst,
dann bist du dran.

Bei Tagesanbruch zieh’n sie vor dein Haus,
aus dieser Nummer kommst du nicht mehr raus!
Leg dir den Morgenmantel schon mal hin,
denn Flucht hat keinen Sinn.
Die Spießgesellen bleiben anonym,
sie geben sich bewusst ganz ungestüm.
Sie denken sich ja selber nichts dabei,
für sie denkt nur die Partei.

Wenn du für den Frieden dich zu laut mal engagierst,
dann bist du dran.
Wenn du ihre Propaganda zu sehr boykottierst,
dann bist du dran.
Wenn du mit den falschen Leuten dich auch noch umgibst,
dann bist du dran,
und wenn du deine Freiheit zu sehr liebst,
was glaubst du denn, na du bist dran!

Sie treten morgens deine Türe ein,
da kannst du noch so unbescholten sein.
Sie krempeln dann dein ganzes Leben um,
du weißt nicht mal warum.
Faschisten sind von Haus aus immer streng,
doch langsam wird’s für sie so richtig eng.
Sie haben für den Terror einen Grund,
denn bald geht’s wieder rund.
Denn wenn sie irgendwann endlich den Bogen überspann’,
dann sind sie dran.
Wenn sie kein’ mehr haben, der für sie noch prügeln kann,
dann sind sie dran.
wenn der Letzte endlich mal ihr mieses Spiel durchschaut,
dann sind sie dran.

Wenn niemand mehr den dreisten Lügen traut,
oh ja bei Gott, dann sind sie dran.
Dann steht der Kaiser ohne Kleider da,
und Nackte sind nur selten ’ne Gefahr.
Die Namen und Gesichter, unbewacht,
werden öffentlich gemacht.
Nimmst du ihnen die Anonymität,
dann siehst du, wie ihr bisschen Macht vergeht,
und dann weiß endlich einmal jedes Kind,
wer die wahren Täter sind.

Man mag sich an manchen Stellen über die Wortwahl streiten, doch die Situationsschilderung, die der Text liefert, ist so erschütternd, wie sie wahr ist. Nur in einem Punkt muss ich dem Autor widersprechen: Der Kaiser steht schon lange ohne Kleider da, jeder kann schon lange wissen, wer hier die Freiheit untergräbt und dazu auch gleich noch das Land ruiniert. Aber sie sind noch immer obenauf, und nach der Bundestagswahl im nächsten Februar werden sie es weiterhin sein, egal ob wir alle wissen, „wer die wahren Täter sind“. Ich fürchte, „ihr bisschen Macht“ wird keineswegs vergehen, sondern in anderer Gewandung weiter ausgeübt.

Sollte ich mich irren, soll es mir recht sein.

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Thomas Rießinger ist promovierter Mathematiker und war Professor für Mathematik und Informatik an der Fachhochschule Frankfurt am Main. Neben einigen Fachbüchern über Mathematik hat er auch Aufsätze zur Philosophie und Geschichte sowie ein Buch zur Unterhaltungsmathematik publiziert.

Bild: Screenshot Youtube-Video Esteban Cortez

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