Von Kai Rebmann
Die mRNA-Impfstoffe wirken sehr effektiv, sind sicher und absolut frei von Nebenwirkungen. An diesem nicht zuletzt auch von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) verbreiteten und gebetsmühlenartig wiederholten Narrativ durfte es bis vor kurzem nicht den geringsten Zweifel geben. Erst als sich die „Einzelfälle“ schwerster Impfschäden immer mehr häuften und auch die regierungstreuen Mainstream-Medien nicht mehr an einer Berichterstattung darüber vorbeikamen, setzte Lauterbach zum zaghaften Zurückrudern an. Dabei dürfte Deutschlands oberster Impfapostel von der aktuellen Entwicklung eigentlich keineswegs überrascht sein.
Am 10. Juni 2020 veröffentlichte die Harvard T. H. Chan School of Public Health ein Interview, das John McDonough, der an der Elite-Uni einen Lehrstuhl als Professor für Öffentliches Gesundheitswesen innehat, mit Karl Lauterbach geführt hat. Der heutige Gesundheitsminister wird dem Publikum in den USA als Gesundheitsökonom, klinischer Epidemiologe an der Universität von Köln und Mitglied des Deutschen Bundestags vorgestellt. In dem auf Englisch geführten Interview erklärt Lauterbach seinem Gesprächspartner die aus seiner Sicht sehr erfolgreiche Corona-Politik in Deutschland und was die Bundesregierung alles besser macht als andere Länder, allen voran natürlich Schweden. So richtig interessant wird es aber im letzten Drittel des Videos, als Lauterbach über seine Meinung zu den mRNA-Impfstoffen befragt wird, die sich damals (wie heute) noch in der Entwicklung befanden und nur wenige Monate nach diesem Interview als ultimative Wunderwaffe gegen Corona verkauft wurden.
Noch keinerlei Erfahrung mit mRNA-Impfstoffen beim Menschen
Wir haben die wichtigste Passage aus diesem Interview ins Deutsche übersetzt und transkribiert. Um nichts aus dem Zusammenhang zu reißen oder sich selbiges vorwerfen lassen zu müssen, erfolgt hier die vollständige Wiedergabe des Teils, in dem es explizit um die mRNA-Impfstoffe ging:
McDonough: „Ich weiß, dass es in Ihrem Leben ein bestimmtes Muster gibt. Im Moment wird Ihr Tagesablauf ganz von der Politik bestimmt. Und selbst danach bleiben Sie bis zwei oder drei Uhr nachts wach und lesen medizinische Fachzeitschriften. Als guter Epidemiologie versuchen Sie, stets auf dem aktuellen Stand der Wissenschaft zu sein. In den Vereinigten Staaten fragen sich alle, wann wir mit einem Impfstoff rechnen können. Die meisten Experten sagen, es wird noch 12 bis 18 Monate dauern. Präsident Trump und andere Führungspersönlichkeiten sowie Leute aus der Industrie sagen, wir seien auf einem guten Weg und gehen davon aus, dass wir bald eine (Impfung haben werden). Dr. Fauci sagte, wir könnten bis Januar Hunderttausende (Dosen) Impfstoffe haben. Wie lautet Ihre ehrliche Einschätzung, bis wann wir mit einem wirksamen Impfstoff rechnen können?
Lauterbach: „Nun, in Bezug auf diese Frage kann ich sagen, dass ich die gesamte dazu verfügbare Literatur lese und praktisch täglich mit den führenden Virologen in Deutschland in Kontakt stehe. Meine Einschätzung lautet, dass es wahrscheinlicher ist, dass wir in 12 bis 18 Monaten einen Impfstoff haben werden – von jetzt an gerechnet. Ich wäre überrascht, wenn uns das früher gelingen würde. Ein Impfstoff, der funktioniert, muss sehr wirksam und gleichzeitig sehr sicher sein. Und das ist mit Blick auf ein Coronavirus eine schwierige Kombination. Viele von den, sagen wir mal sehr vielversprechenden, sehr modernen Arten von Impfstoffen, die derzeit getestet werden, wie die mRNA-Impfstoffe, funktionieren vielleicht – und lassen Sie uns hoffen, dass sie funktionieren – aber es ist nicht sehr wahrscheinlich, weil sie beim Menschen bisher noch nie funktioniert haben, sie wurden noch nie eingesetzt. Es wird sehr interessant sein zu sehen, wie es gelingen kann, einen Impfstoff für Menschen zu etablieren, von dem wir noch nie gesehen haben, dass er beim Menschen bei einer anderen Krankheit gewirkt hat. Ich würde also auf weitere Tests setzen, denn wenn Sie die Sicherheit erreichen wollen, die hier benötigt wird, dauert das normalerweise 12 bis 18 Monate. So würde ich das einschätzen, auch wenn ein früher verfügbarer Impfstoff willkommen wäre. Aber darauf verlassen wir uns in Deutschland nicht, definitiv nicht.“
Vom mRNA-Skeptiker zum Impf-Apologeten
Es war damals vielleicht die erste, aber bei weitem nicht letzte Kehrtwende von Karl Lauterbach in Sachen Corona und Impfung. Aber einige der noch im Juni 2020 getätigten Aussagen werfen dann doch einige Fragen auf. Der heutige Gesundheitsminister hat laut eigener Aussage frühestens im Sommer 2021, eher Richtung Herbst/Winter 2021, mit den Anforderungen entsprechenden mRNA-Impfstoffen gerechnet. Darüber hinaus hielt er es für „nicht sehr wahrscheinlich“, dass diese dann auch tatsächlich funktionieren würden, da sie bis dato noch nie beim Menschen eingesetzt worden seien. Und zumindest indirekt bekundete Lauterbach auch Verständnis für all jene Menschen, die er nur wenige Monate nach diesen Aussagen als „Corona-Leugner“ diffamieren sollte. Er wies ausdrücklich auf die Schwierigkeit hin, einen Impfstoff salonfähig zu machen, der noch nie beim Menschen eingesetzt wurde, geschweige denn jemals seine Wirksamkeit unter Beweis gestellt hätte.
Die aber wohl wichtigste Frage lautet: Wer oder was hat Karl Lauterbach in der kurzen Zeit zwischen Juni und Dezember 2020 vom mRNA-Saulus zum mRNA-Paulus gemacht?
Hier der Link zum Video.
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Kai Rebmann ist Publizist und Verleger. Er leitet einen Verlag und betreibt einen eigenen Blog.
Bild: Juergen Nowak / ShutterstockText: kr
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