Impfnebenwirkungen: Die kuriose Kehrtwende des Gesundheitsministeriums Das BMG weist auf Twitter erstmals deutlich auf die Rate hin

Ein Gastbeitrag von Aaron Clark

Am gestrigen Mittwochmittag ereilte es die Gemeinde der seit mittlerweile zwei Jahren nimmermüden Kritiker des heimischen Corona-Wahnsinns wie eine Offenbarung: Auf dem offiziellen Twitter-Account des Bundesministeriums für Gesundheit wurde ein grafisch mittelprächtig aufgehübschter Hinweis gepostet, sich im Falle des Verdachts auf Nebenwirkungen durch die Corona-Schutzimpfung an einen Arzt zu wenden und die auftretenden Symptome über das entsprechende Formular an das Paul-Ehrlich-Institut zu melden. Zudem war der Hinweis mit der Information überschrieben, dass eine von 5.000 Personen von einer schweren Nebenwirkung nach einer Covid-19-Impfung betroffen sei.

Mein erster Gedanke: Himmel, Arsch und Zwirn – haben sie jetzt endlich auch beim BMG eingesehen, dass es sich bei den quasi-experimentellen und nach wie vor nur bedingt und in einem zweifelhaften Verfahren zugelassenen Corona-Impfstoffen keinesfalls um (mehr oder weniger) nebenwirkungsfreie Präparate handelt, so wie es ihr derzeitiger Chef Karl Lauterbach im vergangenen Jahr sowohl als Talkgast bei Anne Will als auch in seiner Funktion als digitaler Leierkastenmann auf Twitter dargestellt hatte.

Impfnebenwirkungen – das wohl heißeste Eisen in der Debatte um Corona

Machen wir uns nichts vor – kaum ein Thema hat im Zusammenhang mit der Corona-Krise dermaßen die Gemüter erhitzt und die Fronten verhärtet wie das Thema Impfung und in diesem Zusammenhang ganz besonders der Aspekt der Nebenwirkungen. Wachsame Beobachter der Zeitgeschichte erinnern sich noch gut an all die Zuschreibungen, denen sich das „Impfangebot“ aufgrund einer persönlichen Risiko–Nutzen-Abwägung ablehnende Menschen ausgesetzt sahen. Erst recht, wenn darauf verwiesen wurde, dass speziell die Fälle der schweren Nebenwirkungen in der europäischen und amerikanischen Impfdatenbank alle Rekorde brachen – vor allem verglichen mit anderen jahrzehntelang erprobten und überwachten Impfstoffen wie denen gegen Polio und Tuberkulose. Kurzum: Es bot sich an, genau darauf zu achten, in welchem Zusammenhang man Zweifel an der Sicherheit der neuartigen Impfstoffe äußerte.
Seit einiger Zeit jedoch hat sich die Situation um das Kleinreden von Impfschäden leise aber deutlich verändert. Sowohl öffentlich-rechtliche als auch verschiedene Leitmedien – sogar die von Bill Gates mit Millionenbeträgen geförderte Impf-Werbebroschüre Spiegel – haben sich in den letzten Wochen erstmalig den Leidensgeschichten von Impfgeschädigten gewidmet. Ganz besonders bedrückend an den Schilderungen der Betroffenen sind neben den nachhaltigen physiologischen und neurologischen Schäden vor allem die fassungslos machenden Versuche, den ruinierten Gesundheitszustand als Folge der mRNA-Injektion anerkennen zu lassen. Das Thema „schwere Impfnebenwirkungen“ ist für viele Mediziner offenbar nach wie vor ein zu heißes Eisen.

Und nur um an dieser Stelle kurz einzuordnen, was mit dem Hinweis des BMG konkret gemeint ist: Unter „schweren Nebenwirkungen“ werden laut PEI-Sicherheitsbericht Impfreaktionen wie Herzmuskelentzündung, tiefe Venenthrombose, akuter Myokardinfarkt, Hirnblutung, Guillain-Barré-Syndrom und Immunthrombozytopenie (eine Form der Blutungsstörung) verstanden, die in fünf Prozent der Meldefälle zu einem Todesfall oder zu bleibenden Schäden führen und bei einem Drittel zum Zeitpunkt der Meldung noch nicht medizinisch wiederhergestellt waren. Im Falle der Herzmuskelentzündung sind es insbesondere männliche Jugendliche, bei denen diese schwere Nebenwirkung gehäuft auftritt – was vor dem Hintergrund einer dadurch verursachten möglicherweise dauerhaften Schädigung des Herzgewebes ganz besonders perfide ist.

Es kann nicht sein, was nicht sein darf

Natürlich haben die Impfbefürworter – oder sollte man sagen: Nebenwirkungsleugner? – bei jedem bisher veröffentlichten kritischen Blick auf die Entwicklung unerwünschter Impfreaktionen, insbesondere denen von besonderem Interesse, stante pede aus allen Rohren geschossen. In Erinnerung zu rufen wären da u. a. die Veröffentlichung des ehemaligen BKK-ProVita-Vorstandes Andreas Schöfbeck (auf die seine prompte Entlassung folgte), die Verunglimpfung des Leiters (und) der Charité-ImpfSurv-Studie Harald Matthes oder die in einem Atemzug mit der Veröffentlichung genannte Entschärfung der Zahlen zu Arztbesuchen aufgrund von Nebenwirkungen, die die Kassenärztliche Bundesvereinigung auf Druck des Bundestagsabgeordneten Martin Sichert herausgeben musste. Dort heißt es im letzten Satz: „Der Unterschied zwischen den von Ärztinnen und Ärzten dokumentierten im Vergleich zu den dem PEI gemeldeten Impfreaktionen ist […] nachvollziehbar und war zu erwarten.“ Also alles wie immer quasi.

Nun kommt die gestrige Verlautbarung des Gesundheitsministeriums ironischerweise zu einem Zeitpunkt, da sein oberster Chef in den Vereinigten Staaten weilt – wenn wir viel Glück haben, um mit Anthony Fauci die Modalitäten von dessen Nachfolge 2025 zu besprechen. Lauterbach selbst hatte nach seinen vollkommen unprofessionellen Äußerungen über die (mehr oder weniger) nicht vorhandenen Nebenwirkungen im letzten Jahr auch bereits begonnen, im Schongang gegenzusteuern: Höchstwahrscheinlich forciert durch den sich langsam drehenden Wind kommentierte er Mitte Juni einen Artikel des Spiegel über das brandneue „Post-Vac-Syndrom“ – Langzeitfolgen gibt es ja bei Corona-Impfstoffen nicht, das weiß vor allem der Joshua Kimmich sehr genau – um dann einige Tage später bei Sandra Maischberger zu bekräftigen, dass in allen Altersgruppen das Risiko-Nutzen-Profil grundsätzlich für die Impfung spräche. Diese Behauptung wird einerseits – aber nicht ausschließlich – durch eine u. a. von Peter Doshi durchgeführte Zweitanalyse der Zulassungsstudien von Pfizer und Moderna infrage gestellt, in deren Ergebnis das erhöhte Risiko für „schwerwiegende unerwünschte Ereignisse von besonderem Interesse“ die Risikoreduzierung für Covid-19-Krankenhausaufenthalte im Vergleich zur Placebogruppe für beide Impfstoffe übertraf. Andererseits stellt eine israelische Studie bereits zwei Monate vor Lauterbachs inszeniertem Einlenken fest, dass die Anzahl der wöchentlichen Notrufe mit Herzstillstand und akutem Koronarsyndrom in der 16- bis 39-jährigen Bevölkerung signifikant mit den Raten der ersten und zweiten Impfdosis für diese Altersgruppe zusammenhänge, nicht aber mit den COVID-19-Infektionsraten. Ganz zu schweigen von den aktuellen Meldungen des RKI  über die Impfraten deutscher Corona-Intensivpatienten, auch wenn letztere aufgrund der unklaren Definition nach wie vor mit Vorsicht zu genießen sind.

Kehrtwende beim BMG? Erst einmal Mathe-Nachhilfe …

Jetzt erzählt uns das BMG mit seinem Twitter-Servicepost von gestern grundsätzlich erstmal nichts Neues – dass die Melderate für schwerwiegende Impfreaktionen eine auf 5.000 geimpfte Personen beträgt, veröffentlichte die aktuelle Bundesregierung bereits im November 2021 auf Facebook, sozusagen als Anschubser für Bedenkenträger, allerdings ohne jeden ersichtlichen Warn- oder Aufforderungscharakter. Das Problem dabei: Mathematisch ist diese Information heute genauso falsch wie damals und lässt sich in dieser Form auch nur dann aus den Sicherheitsberichten des Paul-Ehrlich-Instituts herauslesen, wenn man es mit der Wissenschaft der Zahlen nicht allzu genau nimmt. Denn aus den seit Anfang März 2021 annähernd stabilen Melderaten zu schwerwiegenden Impfnebenwirkungen geht klar hervor, dass es sich mitnichten um eine schwere Impfreaktion auf 5.000 geimpfte Personen handelt, sondern um eine schwere Impfreaktion auf 5.000 Impfdosen. Auch ohne Impfregister ist der Unterschied zwischen den beiden Rechnungen immens – er unterscheidet sich im schlimmsten Fall nämlich knapp um den Faktor drei. Will sagen: Wenn unter den bis gestern mindestens einmal geimpften 64,7 Millionen Menschen jeder fünftausendste von einer schwerwiegenden Nebenwirkung heimgesucht wird, sprechen wir über eine Gesamtzahl von knapp 13.000 bemitleidenswerten Zeitgenossen. Bei einer schwerwiegenden Impfnebenwirkung alle 5.000 Dosen bedeutet das für 185,5 Millionen verabreichte Impfungen, dass ggf. über 37.000 Menschen bereits Opfer einer schwerwiegenden Impfreaktion wurden – oder entsprechend weniger Geimpfte mehr als einmal. Problematisch dabei ist, dass je größer die tatsächliche Zahl der Personen wird, umso höher ist die Wahrscheinlichkeit, es mit kerngesunden jungen Menschen zu tun zu haben, für die eine Corona-Infektion zu keinem Zeitpunkt mit dem Risiko eines kritischen Krankheitsverlaufs einherging.

Natürlich legten die aufmerksamen Beobachter auf Twitter umgehend den Finger in die Wunde der Diskrepanz zwischen BMG und PEI und innerhalb weniger Stunden liefen die Kanäle voll mit der Information vom geständigen, aber zur korrekten Interpretation der Sicherheitsberichte der ihm unterstellten zuständigen Behörde offensichtlich unfähigen Gesundheitsministerium. Nur sieben Stunden später – ich war geradezu positiv überrascht, – ergänzte das Ministerium seinen ersten Tweet dann um die Information, dass es sich richtigerweise um die Zahl der Impfdosen handele, nicht um die Zahl der geimpften Personen. Böse Zungen behaupten an mehreren Stellen, das Gesundheitsministerium habe versucht, das pro Person mit jeder neuen Impfung steigende Risiko einer schweren Nebenwirkung zu verschleiern. Statistisch gesehen wurden gestern vom Erscheinen des ersten Tweets an knapp 50.000 Injektionen verabreicht, bis der vermeintliche Bluff aufflog. Waren also wieder zehn schwere Reaktionen mit dabei.

Kriegen wir die Kurve noch?

Als Reaktion auf die Verlautbarung des Gesundheitsministeriums war die damit verbundene Erwartungshaltung in den Diskussionsgruppen verständlicherweise ziemlich hoch: Vom sofortigen Ende der Impfkampagne und der einrichtungsbezogenen Impfpflicht war da die Rede, von der Entlassung des Gesundheitsministers, von Klagewellen gegen die Verantwortlichen in Politik, Wirtschaft und Medien und auch einige weniger schöne Ideen. Es ist mir ein persönliches Anliegen, an dieser Stelle kurz darauf hinzuweisen, dass – so sachlich und moralisch geboten all diese Forderungen auch sein mögen – wir es mit einem sehr potenten Gegner zu tun haben, der seit geraumer Zeit auf zahlreichen Bühnen die Fäden zieht und über nur schwer vorstellbare Ressourcen verfügt. Diesen Start–Ziel-Sprint wird es daher nicht geben, es ist und bleibt ein Langstreckenlauf. Und wir sind gut beraten, unsere Kräfte dementsprechend einzuteilen.

Um speziell über das Thema Corona auf dem Laufenden zu bleiben, lade ich Interessierte ein, meinen Telegram-Kanal zu besuchen.

Update:

im Laufe des heutigen Tages wurde der Original-Tweet des Gesundheitsministeriums gelöscht, jetzt ist nur noch die Korrektur dort zu finden. Daneben stuft Twitter die englische Übersetzung des Original-Tweets als „irreführend“ ein. Wie irre ist das denn…? 

Diejenigen, die selbst wenig haben, bitte ich ausdrücklich darum, das Wenige zu behalten. Umso mehr freut mich Unterstützung von allen, denen sie nicht weh tut!

Gastbeiträge geben immer die Meinung des Autors wieder, nicht meine. Und ich bin der Ansicht, dass gerade Beiträge von streitbaren Autoren für die Diskussion und die Demokratie besonders wertvoll sind. Ich schätze meine Leser als erwachsene Menschen und will ihnen unterschiedliche Blickwinkel bieten, damit sie sich selbst eine Meinung bilden können.

Aaron Clark lebt in Berlin, schreibt unter Pseudonym und ist seit 2020 begeisterter Leser von reitschuster.de. (Das ist kein Eigenlob, genau diese Worte hat er mir als Autorenzeile übermittelt).

Bild: Shutterstock
Text: Gast

mehr von Aaron Clark auf reitschuster.de

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert