Wir hätten mitgemacht Wie sich der neue Autoritarismus freiwillig etabliert – im Namen des „Guten"

Als ich den Artikel über die Kündigung eines Unternehmers durch die Consorsbank geschrieben hatte, kamen bei mir plötzlich die alten Wunden wieder zum Vorschein. Da waren sie wieder, die Kündigungen der eigenen Konten durch die Banken. Die Schikanen, die Ermittlungsverfahren, die Prügel durch die Polizei, die Beamten, die mich mit Gewalt festhielten. Die Ameisen unter der Haut. Dieses flaue Gefühl im Bauch.

Ich ertappte ich mich bei einem Gedanken, dass der Text nicht weit genug gegangen ist. Nicht tief genug schürfte. Dass noch etwas hinterher geschickt werden muss, das zeigt, dass alles viel tiefer geht als der konkrete Fall, in dem einem Mann mit 70 Angestellten das Konto, die Kreditkarte und der Dispo gelöscht wurden – nachdem er seinen Mitgliedsbeitrag an die AfD überwiesen hat. Denn so schlimm allein das ist – es ist nicht mal das Verstörendste.

Was mich an diesem und ähnlichen Fällen, auch meinem, so besonders erschüttert – und was ein eigenes Thema ist – das ist dieser neue, glatte, saubere, korrekt gebügelte Konformismus. Dieser vorauseilende Gehorsam ohne Kommando. Ein System, das nicht mehr schreien muss – weil seine Akteure längst wissen, was erwartet wird. Und liefern. Aus Überzeugung.

Kopp Vertreibung 2

Früher brauchte man Terror, um Regime zu stabilisieren. Heute reichen ESG-Kriterien, Schulungskataloge und ein richtig gesetzter Hashtag.

Die neuen Normen kommen nicht mit der Faust.
Sie kommen mit der Filterblase.
Mit dem „Team-Meeting“.
Mit der Diversity-Richtlinie.
Mit der stillen Angst, die falsche Mail zu lesen oder den falschen Tweet zu liken.

Die Gesinnungsgrenzen werden von oben vorgegeben – durch Medien, Politik, NGOs, globale Narrative. Aber sie werden bis auf wenige Ausnahmen nicht mit Gewalt durchgesetzt. Sondern mit vorauseilendem Gehorsam. Wo früher Diktaturen Gewalt brauchten, Menschen folterten und in Gulags wegsperrten, um alle gleichzuschalten, marschieren heute Medien, Banken, Behörden und Firmen wie von selbst im Gleichschritt. Nicht gezwungen. Nicht unter Druck. Sondern bereitwillig. Enthusiastisch. Innerlich überzeugt.

Ja, wer den Mund aufmacht, lebt auch heute gefährlich – nicht, was das Leben angeht, meistens auch nicht in Sachen Freiheit, aber in Sachen Existenz und Gesellschaft. Aber – und das ist entscheidend: Wer sich selbst bereitwillig zum Rädchen im System macht, dem droht kaum Gefahr. Bei der Consorsbank hätte wohl niemand mit Repressalien rechnen müssen, hätte er nicht den Kündigungsprozess ausgelöst. Die Polizisten, die mich schlugen und festhielten, hätten nichts riskiert, wenn sie das nicht gemacht hätten. Die Staatsanwälte, die gegen mich ermittelten, taten das nicht unter Gewaltandrohung.

Ich habe mich oft gefragt, wie ich mich in den 30er-Jahren verhalten hätte. Ob ich zu früh, zu spät oder gar nicht gemerkt hätte, wie sich die Dinge verschieben. Ob ich mitmarschiert wäre. Weggesehen hätte. Oder geschwiegen. Ich bin so vermessen, zu glauben, dass mir die Corona-Zeit und mein Verhalten in dieser eine Antwort gegeben hat. Und dass ich mich damals so verhalten habe, hat sehr viel damit zu tun, dass ich mir eben immer diese Frage gestellt habe – was hättest du damals getan?

Und dann erlebe ich heute Polizisten, die drauflos prügeln, Staatsanwälte und Richter, die stramm nach Gesinnung vorgehen, Institutionen wie der Consorsbank, Menschen, die kommentarlos kündigen und Gendersternchen verschicken und dabei auf die Grundrechte pfeifen. Da beginne ich zu ahnen, wie viele damals ganz selbstverständlich mitgemacht haben. Nicht, weil sie mussten. Sondern weil sie wollten. Weil sie sich dabei für moralisch überlegen hielten. Weil damals eben braun modern war, schick, in – nicht grün.

Lassen Sie es uns klar und deutlich benennen: Was wir heute erleben, ist ein neuer Autoritarismus. Schlimmer noch: Während der klassische Autoritarismus oft technokratisch oder ideologiefrei daherkam, erleben wir heute einen Autoritarismus, der auf totalitärem Denken basiert – und auf einer gruseligen Mischung aus alten Geheimdienstmethoden wie Zersetzung und Propaganda sowie neuer Überwachungstechnologie und Algorithmen. Der große russische Denker Alexander Herzen warnte einst vor einem Dschingis Khan mit Telegrafenmasten. Das war dann Stalin. Heute haben wir einen grünen Moral-Götzen mit WLAN, Google-Datenkralle und KI.

Er kommt nicht mit Stiefeln, sondern mit Schulungen.
Er hat kein Parteibuch, sondern ein Zertifikat.
Er braucht keinen Geheimdienst, weil sich alle selbst beobachten.
Er braucht keine Parteiversammlungen, weil es LinkedIn gibt.
Er braucht keinen Terror, weil es Karrierebesessenheit gibt.

Und das Erschreckendste: Er braucht keinen Zwang. Keine Vorschrift. Keine Gewalt. Nur ein System, das sich für das „Gute“ hält. Und Mitläufer, die glauben, Teil davon zu sein.

Wie viele heute würden wieder mitmachen?

Fast alle.
Sie bräuchten kein Mandat. Kein Parteiamt.
Nur das Gefühl, auf der richtigen Seite zu stehen.
Nur das kleine Nicken des Chefs.
Nur das Lob auf Social Media.

Die meisten würden auf Andersdenkende wohl nicht schießen. Würden sie nicht schlagen. Nicht mit Patronen oder Fäusten. Aber sie schießen und schlagen sozial. Indem sie Konten kündigen. Löschen. Isolieren. Melden. Denunzieren. Ausgrenzen. Und all das „mit freundlichen Grüßen“.

Und genau deshalb, finde ich, müssen wir darüber reden. Nicht hysterisch, nicht aufgeregt – sondern klar und kantig. Denn ein System, das sich selbst für so moralisch hält, dass es keinen Widerspruch mehr duldet, ist nicht gut. Es ist gefährlich. Gerade weil es sich für so gut hält, das es keinen Widerspruch aushält. Und es ist – historisch betrachtet – kein Fortschritt, sondern ein Rückfall in das alte Muster. Nur in neuer Verpackung.

Wenn ein Bundespräsident – und sinngleich ein Vizekanzler – unser Land zum „besten Deutschland aller Zeiten“ erklären, ist das eine Diagnose. Ein Warnsignal. Und ein klares Zeichen: Da sind die falschen Leute zur falschen Zeit am falschen Platz.

Das größte Versagen der vielgepriesenen deutschen „Vergangenheitsbewältigung“ ist, dass man den Menschen den Eindruck vermittelt hat, ihre Eltern, Großeltern und Urgroßeltern hätten 1933 bewusst für das „Böse“ gestimmt.

Aus heutiger Sicht mag das zutreffen – aber nicht aus der Sicht der Menschen im Jahre 1933.

Damals waren die Nationalsozialisten für sehr viele – in ihrer ideologischen Verblendung – das „Gute“. Sie standen in ihren Augen für Ordnung. Für Gerechtigkeit. Für Zukunft. Für Erlösung.

Sie glaubten, auf der richtigen Seite zu stehen. Und viele andere sahen apathisch zu. Oder machten aus Opportunismus mit. Viel zu wenige wagten es, sich der Welle zu widersetzen.

Stalin musste in der Sowjetunion Millionen in Lager pferchen und grausam ermorden, um seine Macht zu sichern. Hitler genügten zur Etablierung der Diktatur ein paar Tausend Verhaftungen und wenige spektakuläre Gewaltakte. Der Rest machte freiwillig mit. Oder schwieg. Stalin brauchte Terror. Hitler bekam Anpassung. Und genau das ist die eigentliche deutsche Tragödie. Vielleicht gerade deshalb wird dieser Aspekt so gut wie nie thematisiert. Ja mehr noch: Er wird gezielt vernebelt. Etwa, wenn heute so getan wird, als hätten die Deutschen das Kriegsende als „Befreiung“ empfunden. Schön wär’s. Schön wär’s. Aber das ist Legende. Und Geschichtsglättung. Und sie schützt genau die Mechanismen, die heute wieder greifen.

Aus all diesen Gründen – und gerade wegen der deutschen Neigung zum vorauseilenden Gehorsam und Obrigkeitshörigkeit – hat es damals funktioniert.

Und genau deshalb funktioniert es heute wieder.

Weil auch heute wieder viele glauben, sie seien auf der richtigen Seite. Weil sie denken, wer „das Richtige“ meint, darf mehr.
Darf zensieren. Darf ausgrenzen. Darf canceln.
Darf Grundrechte relativieren – solange es „die Richtigen“ trifft.
Und am Ende? Darf man dann auch schweigen.
Weil man ja nichts getan hat.
Nur mitgemacht.

„Nie wieder“ ist nur „nie wieder“, wenn es sich auch auf Ausgrenzung, Zensur und Schikanen bezieht. Dass diejenigen, die am lautesten „nie wieder“ schreien, genau darauf setzen, ist einer der bittersten Treppenwitze der Geschichte. Und eine Tragödie für unser Land.

Vielleicht liegt genau hier das Grundproblem unserer sogenannten „Vergangenheitsbewältigung“, für die wir uns so gern selbst feiern.

Dass sie zwar die Schrecken analysiert hat – aber nicht die Mechanismen, die zu ihnen führten.

Dass sie die Konzentrationslager und den Holocaust zum Maßstab erklärt hat – und nicht die schleichende Entmenschlichung davor.

Dass sie lehrte: Solange niemand verhaftet wird, sind wir frei.

Solange es keine Lager gibt, ist alles in Ordnung.

Aber das ist ein trügerischer Maßstab. Der unseren Kompass verschoben hat.

Denn Autoritarismus beginnt nicht im Lager. Sondern im Kopf. Im Denken. Im Urteilen. Im Sortieren. Im Schweigen.

Doch genau diese Erkenntnis wurde uns vorenthalten – und ersetzt durch ritualisierte Mahnformeln ohne echte Reflexion. Und nur deshalb ist es heute möglich, dass Menschen mit der Losung „Nie wieder“ beginnen, wieder auszugrenzen, zu schikanieren – und zu glauben, sie seien damit die Guten.

Wer heute Andersdenkende als „Nazis“ diffamiert, zeigt nicht Geschichtsbewusstsein, sondern historische Blindheit – und liegt im Denken gefährlich nah bei dem, was er zu bekämpfen vorgibt. Oder polemisch gesagt: Die Uniform hat gewechselt. Der Geist ist geblieben.

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