„Wir tun unser Bestes, um uns anzupassen – dabei sollte es doch umgekehrt sein?!“ Aus dem verstörenden Alltag eines Rettungsdienstlers

Von Kai Rebmann

Die leider wiederholten Berichte über Angriffe auf Personal in Krankenhäusern und Arztpraxen – aber auch Einsatzkräfte von Polizei und Feuerwehr – hat ein Leser zum Anlass genommen, uns aus seinem Alltag als Rettungsdienstler zu berichten. Schwieriges Klientel und prekäre Einsatzlagen habe es zwar immer schon gegeben, seit Einsetzen der Flüchtlingswelle im Jahr 2015 stünden er und seine Kollegen aber vor ganz neuen, so bisher nie dagewesenen Herausforderungen.

Was der Insider damit meint: „Sogenannte ‚Asozialen-Wohnungen‘ gab und gibt es seit jeher – Alkohol, Zigaretten, schlechte hygienische Zustände, Schreie, Gewalt, lallende Patienten und so weiter.“ Das alles gehöre bei seiner Arbeit mehr oder weniger dazu und man habe im Laufe der Zeit gelernt, damit umzugehen. Dies habe sich in den letzten Jahren jedoch grundlegend geändert: „Seit 2015 kamen nun die Migranten mit dazu. Dort ist es irgendwie anders: andere Kulturen, andere Sitten, ganz anderes Klientel.“

Kopp

Als eines der größten Probleme nennt der Sanitäter die offensichtliche Überforderung der Behörden vor Ort. So sei es eher die Regel als die Ausnahme, dass die ursprünglich geplanten Belegungszahlen von Flüchtlingsunterkünften teilweise um das Vielfache überschritten würden. Beispielhaft nennt der Mann eine Einrichtung in der Nähe seines Wohnortes, die für 1.200 Flüchtlinge geplant und ausgelegt worden sei, in der inzwischen aber mindestens 1.800 Menschen lebten.

Polizei, Feuerwehr und Notarzt im Dauereinsatz

Das führe dann immer wieder zu Problemen und fast zwangsläufig dazu, dass sich Polizei, Feuerwehr und Notarzt dort quasi die Klinke in die Hand gäben. Die Lage vor Ort sehe dann nicht selten so aus: „Es stinkt von der Eingangstür bis in die Zimmer nach Fäkalgeruch, in manchen Zimmern liegen nur Matratzen auf dem Boden, manche Zimmer haben einen Vorhang als Türersatz, denn Türen gibt es keine mehr. Kinder rennen nachts gegen 1:30 Uhr auf dem Flur herum, Männer und Frauen führen teilweise laute Debatten. Die Security war überfordert, vor allem aber unterbesetzt bei den Massen an Menschen.“

Was der Rettungsdienstler über die allgemeinen hygienischen Zustände in solchen Unterkünften zu berichten hat, erinnert stark an Peter Scholl-Latour und dessen auf dieser Seite ebenfalls schon häufiger zitierte Weisheit: „Wer halb Kalkutta aufnimmt, hilft nicht etwa Kalkutta, sondern wird selbst zu Kalkutta“:

„Die Lebensumstände in diesen Einrichtungen sind nicht so, wie wir sie kennen. Dort herrschen selten auch nur halbwegs hygienische Zustände, weshalb vor allem Kinder immer wieder an Durchfall leiden, wo wir dann wiederum hingeschickt werden. Händewaschen mit Seife ist eine Seltenheit. Es sind nicht alle so, es kommt darauf an, woher sie stammen: Ukrainer sind sauber, Syrer eher weniger und Leute aus Afrika eher gar nicht. Genauso sieht es dann auch in den Städten und Dörfern aus. Geht uns als Einsatzkräfte ja eigentlich nichts an, aber wir tun unser Bestes, um uns anzupassen, dabei sollte es doch andersherum sein?!?!“

Gewalt gegen Einsatzkräfte nimmt zu

Erst vor wenigen Wochen habe die Feuerwehr ausrücken müssen, um einen Zimmerbrand zu löschen, nachdem dessen Bewohner darin ein offenes Feuer entfacht hatten. Solche und ähnliche Einsätze bekomme er über Funk sehr regelmäßig zu Ohren, so der Leser. Viel öfter entpuppten sich die vermeintlichen Notrufe aber eher als Kleinigkeiten, was auch an den Sprachbarrieren liege. Von der Leitstelle kämen dann Meldungen wie diese: „Fahrt mal hin, wir konnten kaum was verstehen, schaut es euch halt mal an!“

Häufig würden er und seine Kollegen bei derartigen Einsätzen schon von vorneherein von der Polizei begleitet, die dann zumindest auf unmittelbaren Abruf bereitstehe, um bei etwaigen Übergriffen sofort einschreiten zu können. Dies wiederum setze dann immer wieder einen absurden Kreislauf in Gang: „Erst Stress gegenüber Mitbewohnern, dann gegen die Polizei, dann gegen uns und schließlich im Krankenhaus gegen das Personal, das dann wiederum die Polizei ruft.“

Ein Einsatz ist dem Sanitäter eigenen Angaben zufolge ganz besonders in Erinnerung geblieben. Als man einem Syrer mitteilen musste, dass dessen Vater nicht mehr geholfen werden konnte und er leider verstorben ist, habe dieser vollkommen die Kontrolle verloren, herumgeschrien und sich selbst verletzt: „Er hörte nicht auf, seinen Kopf gegen die Wand zu schlagen, sämtliche Kinder bekamen das voll mit. Nur waren es dann eben diese Kinder, die übersetzen mussten. Das ging dann so weit, dass die Hausärztin, die diese Migranten betreute, ihm nicht mal eine Tablette in die Wangentasche stecken konnte, um ihn medikamentös zu beruhigen, denn es war Fastenzeit. Er lehnte alles ab, aber schrie weiter wie am Spieß.“

Der Leser beschreibt das damals Erlebte auch heute noch als „sehr seltsam“ und „erschreckend“ – und wünscht sich für Rettungsdienstler eine deutlich bessere Vorbereitung auf derartige, offenbar immer häufiger auftretende Einsatzlagen. Er und seine Kollegen fühlten sich in diesen Situationen zunehmend alleine gelassen, „denn es gab bisher keinerlei Weiterbildungen oder ähnliche Maßnahmen für den Umgang mit Flüchtlingen.“

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Kai Rebmann ist Publizist und Verleger. Er leitet einen Verlag und betreibt einen eigenen Blog.

Bild: Shutterstock

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