Von Daniel Weinmann
Die Zeiten, als die Bundesrepublik der Wachstumsmotor in der EU war, sind lange vorbei. Der ehemalige Musterschüler muss zum Nachsitzen. Nach der jüngsten Prognose des Statistischen Bundesamtes stagnierte das Bruttoinlandsprodukt im ersten Quartal gegenüber dem Vorquartal. Ende vergangenen Jahres hatte sich die Wirtschaftsleistung gar um knapp 0,5 Prozent verringert. Ursprünglich hatte die Wiesbadener Behörde noch mit einer Stagnation zwischen Oktober und Dezember 2022 gerechnet.
Der deutschen Konjunktur fehlt es derzeit an Dynamik, teilte die Behörde am Freitag mit. Für das Gesamtjahr 2023 erwarten die Volkswirte nun noch bestenfalls ein kleines Wachstum. Revidieren die Statistiker auch die Zahlen für das erste Quartal nach unten, wäre Deutschland offiziell in einer Rezession. Die liegt laut Definition vor, wenn das Bruttoinlandsprodukt zwei Quartale in Folge sinkt.
„Wo ist der Wumms?“, überschreibt Alexander Krüger vom Bankhaus Lampe seine aktuelle Kurzanalyse und spielt damit auf das als „Doppelwumms“ bezeichnete Hilfspaket der Ampelkoalition an. Scholz & Co. stellten im vergangenen Herbst 200 Milliarden Euro bereit, um die hohen Strom- und Gaspreise zu deckeln und damit Verbraucher und Wirtschaft zu entlasten.
Deutschland ist auf einem steinigen Weg
Geholfen hat die gigantische Geldspritze wenig. Für das laufende Jahr rechnet Lampe-Ökonom Krüger mit einer Nullnummer beim Wachstum: „Das Ergebnis enttäuscht, ein dynamischer Aufschwung ist weiter nicht in Sicht.“ Auch die Deutsche Bank attestiert Deutschland in diesem Jahr nur eine Stagnation.
Der Vergleich mit anderen EU-Staaten verdeutlicht die Misere. Zwischen der Nordsee und den Alpen liegt das Bruttoinlandsprodukt knapp unter dem Vor-Corona-Niveau, was unter den großen Volkswirtschaften nur Spanien schafft. Hingegen liegt die Wirtschaftsleistung in Italien 2,4 Prozent über dem Stand von Ende 2019, in Frankreich sind es 1,4 Prozent. Und in der gesamten Euro-Zone übersteigt sie das Vor-Corona-Niveau gar um 2,5 Prozent. Auch diesen Ländern macht die hohe Inflation zu schaffen. Doch dort bewahren augenscheinlich andere Wachstumstreiber die Ökonomien vor der Stagnation.
Lampe-Bank-Chefvolkswirt Krüger sieht Deutschland auf einem steinigen Weg. Zwischen 2024 und 2026 wären Zuwächse von etwa 2,5 Prozent pro Jahr nötig, damit das Bruttoinlandsprodukt seinen Vor-Corona-Pfad erreicht, rechnet er vor. Aber: „Dass das Potenzialwachstum von rund 1,2 Prozent aber länger um das Doppelte übertroffen wird, halten wir wegen bestehender Strukturschwächen für wenig wahrscheinlich.“
»Die bedenklichen Signale nehmen stetig zu in Deutschland«
Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck sieht derweil eine schrittweise Erholung der Konjunktur. „Die deutsche Wirtschaft erweist sich nach der Corona-Krise auch in der Energiekrise als anpassungs- und widerstandsfähig“, postulierte der Grünenpolitiker bei der Vorlage der aktuellen Prognose. Dass Habeck nur über eine rudimentäre ökonomische Bildung verfügt, hat er bereits öfter gezeigt. Sein jüngster Kommentar ist ein weiterer Beleg dafür. Dieses Mal garniert er seine Inkompetenz zusätzlich mit einem hohen Maß an Chuzpe, denn gerade die von ihm vorangetriebene Energiewende erschwert diesem Land den wirtschaftlichen Fortschritt besonders drastisch.
„Es werden kaum neue Fabriken gebaut, in bestehende wird nicht ausreichend investiert und mit den kriegsbedingt stark gestiegenen Energiepreisen droht nun auch noch ein schneller Abschied vieler Unternehmen aus den energieintensiven Branchen“, brachte erst kürzlich Gunther Kegel die prekäre Lage auf den Punkt. „Die bedenklichen Signale nehmen stetig zu in Deutschland“, konstatierte der Präsident des Verbands der Elektro- und Digitalindustrie und sprach von „ideologischen Weltenrettern, die aller Welt vormachen wollen, wie die Industrie in Zukunft auszusehen hat“ (Reitschuster.de berichtete).
Deutschland, einst Exportweltmeister und Vorzeigeland in puncto Wirtschaft und Wohlstand, dürfte auf absehbare Zeit in der ökonomischen Kreisliga verharren. Schade um dieses Land.
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