Apotheker schlagen Alarm: In Deutschland fehlen bis zu 1.600 Medikamente Basis an Lauterbach: „Schauen Sie sich endlich die Realität an!“

Von Kai Rebmann

Seit der Enthüllung der RKI-Files war es zuletzt auffällig still geworden um Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD). Vor wenigen Tagen meldete sich der einstige Lautsprecher der Corona-Jahre dann mal wieder zu Wort. Diesmal ging es jedoch um den allgegenwärtigen Medikamentenmangel, der Deutschland seit Monaten, wenn nicht Jahren fest im Griff hat. Mangel an Medikamenten gebe es nur „punktuell“ und überhaupt sei im Vergleich zum Vorjahr eine „Halbierung der Engpässe“ zu beobachten, so Lauterbach.

Damit argumentiert der Rheinländer einmal mehr knallhart an der Lebenswirklichkeit von Ärzten, Apothekern und nicht zuletzt Millionen von Patienten vorbei. Boris Reitschuster wies in einem aktuellen Telegram-Post auf die alarmierende Situation in seiner Heimatstadt Augsburg hin: „Im ‚besten Deutschland aller Zeiten‘ werden sogar die Erkältungsmedikamente knapp – und das im September. So was gab es nicht mal im real existierenden Sozialismus.“

Und eine kurze Recherche zeigt: Das Problem beschränkt sich bei weitem nicht nur auf die Fuggerstadt. Medikamente fehlen im September 2024 in Deutschland an allen Ecken und Enden und in jeder Altersklasse. Mathias Arnold, Vizepräsident der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände, klagte gegenüber den Zeitungen der Funke Mediengruppe erst vor wenigen Tagen: „Knapp 500 Medikamente sind derzeit von Lieferengpässen betroffen. Bei vielen Apotheken besteht deswegen in diesen Tagen die Sorge, ihre Patientinnen und Patienten in der jetzt beginnenden Erkältungssaison nicht jederzeit mit allen notwendigen Medikamenten versorgen zu können.“

‚Halbierung der Engpässe‘ existiert nur im Lauterbach-Universum

Mehr noch: Arnold geht von einer Dunkelziffer in unbekannter Größenordnung aus, da es sich bei der von ihm genannten Zahl lediglich um „freiwillige Meldungen“ der Hersteller handele. In der „Bild“ gingen andere Apotheker zuletzt von „mehr als 1.600 Medikamenten“ aus, die in Deutschland aktuell knapp oder gar nicht verfügbar seien.

Von der angeblichen „Halbierung der Engpässe“, die Lauterbach ausgemacht haben will, komme bei den Patienten kaum etwas an, bekräftigt Arnold: „Fakt ist, dass die Apotheken auch weiterhin jeden Tag mit großem Zeit- und Personalaufwand nach Alternativmedikamenten für ihre Patientinnen und Patienten suchen müssen.“

Dieser Rattenschwanz setzt sich bis in die Praxen fort. Ärzte müssen ihre Patienten oft auf andere Medikamente umstellen, was zum Beispiel bei der Behandlung von Diabetes oder bakteriellen Infektionen oft zu Problemen führen kann. Denn Insuline und Antibiotika stehen neben Erkältungsmitteln für Kinder auf der Liste der in Deutschland knappen oder nicht verfügbaren Medikamente ganz oben.

In den Krankenhäusern sieht es kaum besser aus. Thomas Karmasin bezeichnet die Versorgungslage in den Krankenhäusern gegenüber der AA als „dramatisch“. Bezogen auf die Situation in Bayern gibt der Landkreistags-Präsident zu Protokoll: „80 Prozent der Krankenhäuser haben hohe Betriebskostendefizite mit tiefgreifenden Auswirkungen auf die Haushalte unserer Landkreise als Träger. Dafür sind nicht unsere Krankenhäuser verantwortlich, sondern die Bundespolitik.“

Apothekerverband fordert Politik zum Handeln auf

Auch der Hessische Apothekerverband (HAV) geht mit Lauterbach und dessen vor gut einem Jahr in Kraft getretenen Lieferengpassgesetz (ALBVVG) hart ins Gericht. Präsident Holger Seyfarth warnt: „Die öffentlichen Apotheken können wegen massiver Lieferengpässe und unzureichender politischer Maßnahmen nicht mehr in vollem Umfang ihrem hoheitlichen Auftrag nachkommen, die Menschen in Deutschland mit Arzneimitteln zu versorgen.“ Insbesondere bei lebenswichtigen Medikamenten bezeichnet Seyfarth die Konsequenzen für Patienten als „gravierend“ und den Ist-Zustand als eine „unhaltbare Situation“, für die die Politik verantwortlich sei.

Direkt an Lauterbach und dessen offenen Hang zur Realitätsverweigerung gewandt, legte Hessens Kammerpräsidentin Ursula Funke in einem via LinkedIn veröffentlichten Post nach: „Erleben Sie einen Tag hautnah, wie wir Apotheker alles unternehmen, um Patienten zu versorgen, schauen Sie sich endlich die Realität an, die wir Ihnen seit Jahren schildern.“

Ob Karl Lauterbach sich aus seinem Elfenbeinturm in Berlin wagen und diese kaum verhohlene Einladung annehmen wird?

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Kai Rebmann ist Publizist und Verleger. Er leitet einen Verlag und betreibt einen eigenen Blog.

Bild: Shutterstock

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