Von Christian Euler
Trotz der Millionen Euro teuren, aus Steuergeldern finanzierten Impfkampagne, lehnen viele Menschen die von der Regierung als Freifahrtschein in die Freiheit propagierten Impfungen ab. Zu groß sind ihre Sorgen vor schweren Nebenwirkungen der als Notfallzulassung auf den Markt gebrachten Vakzine.
Wie also kann die Impfbereitschaft in der Bevölkerung erhöht werden, fragte sich ein Forscherteam der Humboldt-Universität zu Berlin und des Wissenschaftszentrums Berlin – und analysierte drei Strategien:
* Wiedererlangung von Freiheiten für geimpfte Personen
* Finanzielle Anreize
* Impfungen durch den Hausarzt
Um die experimentelle Studie zu untermauern, wurden 20.500 Menschen in ganz Deutschland im Rahmen einer bevölkerungsrepräsentativen Umfrage befragt. Leider sei die Impfbereitschaft zu gering, um eine Herdenimmunität gegen das Coronavirus SARS-CoV-2 zu erreichen, beklagen die Autoren. 67 Prozent der Befragten hatten angegeben, sich impfen lassen zu wollen. Weitere 17 Prozent sind unentschlossen und 16 Prozent lehnen eine Impfung strikt ab.
Die 29 Seiten umfassende Studie zeigt, dass alle drei untersuchten Strategien die Impfbereitschaft in der Bevölkerung erhöhen können. Jede der drei Vorgehensweisen kann für sich genommen die Impfbereitschaft um etwa fünf Prozentpunkte erhöhen, in Kombination sogar um bis zu 13 Prozentpunkte. Gerade bei den Unentschlossenen lässt sich die Impfbereitschaft am deutlichsten steigern.
Mit dem 'Grünen Pass' die Impfbereitschaft erhöhen
Eine weitere, höchst beunruhigende Erkenntnis: Regierungen können die Impfrate der Unentschlossenen effektiv erhöhen, indem sie geimpften Bürgern Freiheiten gewähren, die nicht geimpften Bürgern nicht zur Verfügung stehen. Indem sie nur geimpften Bürgern beispielsweise die Teilnahme an gesellschaftlichen Veranstaltungen, den Besuch von Restaurants, Konzerten oder Bars oder die Wiederaufnahme von Reisen nach monatelanger sozialer Distanzierung erlauben, könne die Politik die Bevölkerung wirksam zur Impfung motivieren, so die Studienautoren.
„Nach dem Vorbild Israels, wo die Regierung den so genannten ,Grünen Pass‘ für Geimpfte ausgestellt hat, können Regierungen so die Impfzurückhaltung effektiv verringern.“ Wer ohne diesen Nachweis nicht mehr reisen und viele Orte nicht mehr betreten dürfe, entscheide sich wahrscheinlich am Ende doch für das Impfen.
Die Idee, „negative Anreize“ zu nutzen, um die Inanspruchnahme von Impfungen zu fördern, sei nicht neu, wie etwa das australische Kindergeldprogramm „No Jab No Pay“ zeige: Down Under dürfen Eltern ihre Kinder weder in eine Kindertagesstätte noch in eine Schule schicken, wenn diese nicht alle vorgeschriebenen Impfungen nachweisen.
Auch finanzielle Belohnungen könnten die Impfrate erhöhen. Doch nur wenn der Betrag ausreichend hoch sei, zeige sich eine Wirkung. Erstaunlich ist, dass laut Studie schon 50 Euro genügen, um die Impfbereitschaft „merklich“ zu erhöhen.
Finanzierung mit staatlichen Mitteln
Interessant ist auch, dass die Wirksamkeit der drei untersuchten Strategien – die Gewährung von Freiheiten, die finanzielle Belohnung und die Impfung bei Ärzten vor Ort – von der betrachteten Bevölkerungsgruppe abhängt. Regierungen, die versuchen, die Impfrate unter den unentschlossenen jüngeren Jahrgängen zu erhöhen, sehen möglicherweise einen größeren Nutzen in der Ausweitung der Freiheiten.
Regierungen hingegen, die sich auf unentschlossene ältere Bürger konzentrieren, dürften einen größeren Nutzen in der Sicherstellung der Versorgung durch lokale Ärzte sehen.
Bedenklich ist nicht nur, dass derlei Studien im Namen der Wissenschaft durchgeführt werden. Zutiefst beunruhigend ist darüber hinaus, dass die Steuerzahler dafür zur Kasse gebeten werden. Finanziert wurde die Studie nämlich durch „Contestations of the Liberal Script“, eines der sieben Berliner Exzellenzcluster, das im Rahmen der Exzellenzstrategie von Bund und Ländern gefördert wird.
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Dipl.-Volkswirt Christian Euler widmet sich seit 1998 intensiv dem Finanz- und Wirtschaftsjournalismus. Nach Stationen bei Börse Online in München und als Korrespondent beim „Focus“ in Frankfurt schreibt er seit 2006 als Investment Writer und freier Autor u.a. für die „Welt“-Gruppe, Cash und den Wiener Börsen-Kurier.Bild: Shutterstock
Text: ce
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