Corona-Demos: Rechtsextreme Mogelpackung Wie Medien und Politik mit Zahlen manipulieren

Journalismus ist eigentlich dazu da, Sachverhalte kritisch zu hinterfragen. Doch das gilt heute offenbar bei vielen Medien nur noch dann, wenn es um Kritik bzw. Kritiker der Regierung geht: Die werden reflexartig und heftig in Zweifel gezogen. Ebenso Nachrichten, die den Mächtigen nicht passen. Umgekehrt übernehmen viele ungeprüft alles, was ins Narrativ des quasi-amtlichen linksgrünen Zeitgeists passt. Und wenn es auch noch so fadenscheinig ist.

Das jüngste Beispiel: Eine kleine Anfrage der „Linken“-Fraktion im Bundestag. Die agiert in vielen – nicht allen – Bereichen wie ein Streitaxt der Bundesregierung. Jetzt wollte sie einen der wichtigsten Narrative unserer Regierung und der ihr nahestehenden Medien untermauern. Sie fragte die Bundesregierung nach der Rolle von Rechtsextremen bei den Demonstrationen gegen die Corona-Maßnahmen. Das Ergebnis gab die Fraktion sodann dem Leitmedium in Deutschland, bei dem sich fast alle Redaktionen bedienen: der dpa. Die machte daraus folgende Kernbotschaft: „Bei mehr als 90 Kundgebungen gegen Corona-Maßnahmen haben Rechtsextremisten den Ton angegeben“

Selbst die einst bürgerliche Welt übernahm die dpa-Nachricht, ohne sie zu hinterfragen:

Seien wir uns ehrlich: Das klingt bedrückend. Und was da beim eiligen Leser hängen bleibt, ist klar. Aber auch der geduldige Welt-Kunde muss zwischen den Zeilen lesen, um den Fallstrick zu entdecken: „Einer der regionalen Schwerpunkte der oftmals nur von einigen Dutzend Teilnehmern besuchten Kundgebungen war laut Verfassungsschutz Sachsen-Anhalt“, steht da. Damit ist gut versteckt, dass es sich offenbar zu einem großen Teil nur um Mini-Veranstaltungen handelte. Und das wird in keinerlei Relation gesetzt. Allein in Berlin waren für den 29. August 5.000 Demonstrationen angemeldet. Das mag eine Ausnahme sein. Aber ohne die Zahl von 90 Demos der Rechtsextremen in Beziehung zu setzen mit der Gesamtzahl von Demos, ist die Nachricht wenig aussagekräftig, ja manipulativ. Das ist so wie wenn ich schreibe: „Schlimme Hitze im Jahr XXXX“. Ohne zu erwähnen, dass es die nur an einem Tag gab.

Da die „Linke“ die vollständige Antwort auf die Anfrage nicht herausgibt und sie nur der dpa vorliegt, ist es unseriös, darüber zu berichten, ohne diese Problematik auch nur anzusprechen. Stattdessen wird den „Linken“ eine breite Tribüne für ihre Manipulation geboten. Etwa in der Welt. Da steht: „‘Wurden Faschisten auf den früheren ,Querdenker‘- und Corona-Protesten bereits geduldet, so ist es insbesondere der Reichsbürgerbewegung und kruden Verschwörungsideologen am 29. August in Berlin gelungen, mit ihren Fahnen, Symbolen und Losungen Teile des Aufzugs zu prägen‘“, kommentierte die innenpolitische Sprecherin der Linksfraktion, Ulla Jelpke. Dies sei „eine gefährliche Entwicklung, die von der Bundesregierung weiterhin unterschätzt wird.“

Da wird gleich doppelt manipuliert. Ich war auf der Demo und fand nirgends, dass Reichsbürger diese auch nur in Teilen prägten. Und zweitens „unterschätzt“  die Bundesregierung rechtsextremen Einfluss nicht. Im Gegenteil. Sie und ihre Hofberichterstatter blasen dieses Phänomen bei jeder Gelegenheit auf. Nach alter sozialistischer Tradition übrigens. Da wurde auch jeder Protest gegen die Regierung als „faschistisch“ diffamiert. Selbst der Arbeiteraufstand gegen die damals noch SED genannte „Linke“ 1953 wurde als „faschistischer Umstuzversuch“ verleumdet. Gelernt ist gelernt.

Und nicht nur die Welt machte sich hier zum Helfershelfer bzw. Mittäter einer Mogelei. Die Nachricht geht breit durch die großen Medien:

Was beim Leser hängen bleibt, ist klar. Unzufriedenheit mit den Corona-Maßnahmen der Regierung wird so als „rechtsextrem“ geframt. Aufgabe von Journalisten wäre es, das zu enthüllen. Hofberichterstatter und Glaubenskrieger tun das Gegenteil.

Natürlich sind die Versuche Rechtsextremer, im Rahmen der Corona-Proteste Einfluss zu gewinnen bzw. diese zu kapern, gefährlich. Und sie sind ein Pflichtthema für jeden Medium. Aber sie müssen seriös und nüchtern aufgearbeitet werden. Ohne jeden Versuch, sie aufzublasen oder für Meinungsmanipulationen einzusetzen. Genau das Gegenteil geschieht. Und die Rechtsextremen können sich darüber freuen, als derart einflussreich dargestellt zu werden. Letztendlich ist das Wasser auf ihre Mühlen. Das ist brandgefährlich. Und ein Kollateralschaden des fast schon verzweifelt anmutenden Versuchs von Medien und Politik, Kritik an den Corona-Maßnahmen in die rechtsextreme Ecke zu stellen.


Bild: style-photography
Text: br

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