Um einen der schönsten Breschnew-Witze in Deutschland zu verstehen, muss man die Vorgeschichte kennen. Der greise Generalsekretär der Sowjetunion war völlig verrückt nach Orden und Auszeichnungen. Spötter meinten, er könne kaum noch gerade gehen vor lauter Metall auf der Brust – siehe Bild:
Nun aber der Witz: Als Erich Honecker, Staats- und Parteichef der DDR, zu Besuch im Kreml ist, bringt er Breschnew einen Teller aus wertvollstem Meißner Porzellan mit. Breschnew dreht den Teller immer wieder, wird immer nervöser. Auch Honecker läuft schon bleich an. Irgend etwas falsch gelaufen mit dem Präsent? Honecker nimmt seinen ganzen Mut zusammen und fragt: „Stimmt was nicht mit dem Gastgeschenk, Genosse Breschnew?“ Der Generalsekretär, kaum noch fähig, klar zu sprechen (selbst im Vergleich zu Honecker), nuschelt: „Doch, doch, ich suche nur die Anstecknadel“, und hält sich den Teller an die Brust.
An diesen Witz musste ich heute denken, als auf der Bundespressekonferenz Merkels Sprecherin Ulrike Demmer Folgendes verkündete: „Am Dienstagnachmittag wird die Bundeskanzlerin mit der Harnack-Medaille der Max-Planck-Gesellschaft ausgezeichnet. Sie ist die höchste Auszeichnung der Max-Planck-Gesellschaft und wurde seit 1924 bislang nur 33 Mal verliehen. Die meisten Preisträger waren Wissenschaftler und Industrielle.“
Eine Kollege hakte nach: „Frau Demmer, zur Harnack-Medaille: Wie viele dieser Auszeichnungen hat die Kanzlerin in ihrer Amtszeit bekommen? Das können Sie nicht jetzt beantworten, das ist mir schon klar, aber vielleicht kann man das bei Gelegenheit einmal nachliefern. Auch die Zahl der Ehrendoktorwürden wäre interessant.“
Demmer antwortete: „Das müsste ich nachreichen. Ich weiß aber nicht, ob es so einfach ist, das nachzuhalten, weil wir darüber bestimmt keine Statistik führen.“
Der Kollege: „Ich habe bis jetzt 17 gezählt.“
Demmer: „Wir können einmal schauen, was wir dazu sagen können.“
Kurz danach erklärte Merkels Sprecherin: „Ich möchte kurz eine Antwort nachreichen. Das Kanzleramt hat nachgezählt: Die Bundeskanzlerin hat 17 Ehrendoktorwürden.“
Der Kollege ließ nicht locker: „Mich würde auch noch die Zahl der Medaillen interessieren, Frau Demmer. Aber vielleicht ist das ein bisschen viel verlangt.“
Demmer: „Dafür war es jetzt eine sehr schnelle Nachlieferung.“
Der Kollege: „Das musste ja nicht jetzt sein.“
Die Leistung der Bundeskanzlerin für die Wissenschaft muss enorm sein – bei 17 Ehrendoktorwürden.
Und man muss ihr zugute halten, dass sie im Gegensatz zu Breschnew ihre Auszeichnungen nicht auf der Brust trägt.
Nicht ganz dazu passt, dass sie sich im Bundestag gerade ziemlich blamierte, was ihre Kenntnisse zu Corona angeht – aber sehen Sie selbst (und lesen Sie darunter dann noch einen weiteren Breschnew-Witz, der zum Thema passt):
So, und nun noch der abschließende Breschnew-Witz: Als der Generalsekretär immer häufiger und stürmischer gelobt wird für sein Buch „Erinnerungen“, geht er in einer ruhigen Minute in sich und fragt: „Wenn alle meinen, dass es so gut ist, sollte ich es vielleicht doch auch einmal selbst in die Hand nehmen und schauen, was da alles drin steht“.
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Bild: vololibero/Shutterstock
Text: br