Wie ich heute anfing zu gendern, ohne das zu wissen Sprach-Architektur und ihre Folgen.

Sehen Sie hier meinen aktuellen Bericht von der heutigen Bundespressekonferenz auf Youtube.

Vielleicht ist es einigen von Ihnen schon aufgefallen: Ich „gendere“ nicht. Ich finde es zwar höflich, von „Leserinnen und Lesern“ zu sprechen, aber ich halte große Stücke auf die Sprache in ihrer natürlichen Form. Und zu der gehört auch das generische Maskulinum. Vielleicht war ich zu lange in Russland, um hier die nötige Sensibilität mit zu bringen. Ekaterina Quehl, die für meine Seite arbeitet und aus Sankt Petersburg stammt, geht es ähnlich. „Ihre Affinität zur deutschen Sprache hat sie bereits als Schulkind entwickelt. Aus dieser heraus weigert sie sich hartnäckig zu gendern“, schreibt sie in ihrer Autoren-Vita. Und jetzt! Ich war sehr überrascht, als ich heute Abend das Protokoll aus der Bundespressekonferenz las, das vom Presse- und Informationsamt der Bundesregierung angefertigt wird. Ich stolperte über das „Gendern“ in meinen Fragen – weil ich, wie gesagt, nie „gendere“ (wobei ich das Wort hier im umgangssprachlichen Sinne verwende, denn die Gender-Wissenschaft ist für mich ein Buch mit sieben Siegeln, so weit entfernt von meiner Lebensrealität, wie für einen Sibirier der Überlebens-Leitfaden für die Wüste).

Im Protokoll der Regierung beginnt meine erste Frage heute so:

FRAGE REITSCHUSTER: Frau Demmer, ich habe eine Verständnisfrage zum Treffen der Bundeskanzlerin mit den Ministerpräsidentinnen und Ministerpräsidenten.

Wie Sie hier im Video sehen können, habe ich die Frage aber ohne „gendern“ begonnen.

Auch meine zweite Frage begann ich wie folgt: „Noch einmal eine Frage zum Gipfel“. Im Protokoll steht aber: „Noch einmal eine Frage zur Besprechung der Bundeskanzlerin mit den Ministerpräsidentinnen und Ministerpräsidenten.“

Eine Kleinigkeit, werden Sie nun vielleicht sagen.

Aber ist es das wirklich?

Sprache drückt eine Einstellung aus. Für mich ist es wichtig, dass ich mich den Sprach-Architekten nicht beuge. Auch, weil ich in Russland erlebt habe, wohin künstliche Eingriffe in die Sprache längerfristig führen können.

Wenn Protokolle der Regierung so geändert werden, dass sie nicht mehr dem entsprechen, was gesagt wurde, sondern dem, was politisch gewünscht ist, ist das für mich ein Alarmzeichen. Und ein Beleg für eine politische Verwirrung.

Ich will den konkreten Fall nicht überbewerten. Sicher hat sich da jemand einfach keine Gedanken gemacht. Aber auch, dass Gedankenlosigkeit zu solchen Eingriffen in das gesprochene Wort aus Gründen der politischen Korrektheit führt, sollte uns Anlass zu kritischen Gedanken sein.

Hier finden Sie meinen ersten Bericht zur Bundespressekonferenz mit den vollen Wortprotokollen meiner Fragen. Ein weiterer Bericht folgt.
Diejenigen, die selbst wenig haben, bitte ich ausdrücklich darum, das Wenige zu behalten. Umso mehr freut mich Unterstützung von allen, denen sie nicht weh tut!

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Bild: Youtube/Phoenix/Screenshot, Sansom.C/Shutterstock/Ekaterina Quehl
Text: br


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