Von Vera Lengsfeld
Es dauerte keine zwei Wochen, dass STIKO-Chef Thomas Mertens seine persönliche Aussage zur Ablehnung der Corona-Impfung für Kinder als Fehler bezeichnet hat. Anfang Dezember sagte er, er würde sein minderjähriges Kind „wahrscheinlich jetzt nicht impfen lassen“. Daraufhin wurde er heftig von Politik und Medien angegriffen. Im ZDF sprach ihm Marietta Slomka sogar die Kompetenz ab: “Ist es noch angemessen, dass Sie so eine große Verantwortung haben?“ Soll wohl heißen, dass ein Experte, der den politischen Wünschen nicht blindlings folgt, gehen kann.
Seit Donnerstag, dem 9.12., gibt es eine STIKO-Empfehlung zur Corona-Impfung für vorerkrankte Kinder zwischen fünf und elf Jahren. Heute wurde mit viel medialem Aufwand die Impfkampagne für diese Altersgruppe gestartet. Zwar gilt die STIKO-Empfehlung nur für Kinder mit Vorerkrankungen und Kontakt zu Risikopatienten. Aber auch gesunde Kinder sollen geimpft werden können, auf „individuellen Wunsch“.
Eine generelle Impfempfehlung für alle Kinder dieser Altersgruppe könne es nicht geben. Dafür reiche die Datengrundlage im Augenblick nicht aus, sagte Mertens dem ZDF. Aber in den Medien wird auf eine Studie aus den USA verwiesen, die an knapp 3.000 Grundschulkindern durchgeführt wurde. Der zufolge soll eine Impfung die Kinder mit einundneunzigprozentiger Sicherheit vor Corona schützen.
Die Gesundheitsbehörden in den USA sollen auf mögliche ernste Nebenwirkungen des Impfstoffs wie Herzmuskelentzündungen achten. Die klinischen Studien waren bisher zu klein, um diese Risiken verlässlich zu beschreiben. Das Risiko für sehr seltene Nebenwirkungen kann erst mit einiger Sicherheit abgeschätzt werden, wenn mehrere zehntausend oder sogar hunderttausend Kinder eine Impfung erhalten haben.
In amerikanischen und israelischen Studien wurde bereits berichtet, dass es nach einer Corona-Impfung mit einem mRNA-Impfstoff zu Herzmuskelentzündungen kommen kann. Insgesamt wurde diese ernste Komplikation zwar nur sehr selten beobachtet (1,3 Fälle pro 100.000 Zweit-Impfungen), vergleichsweise häufig aber bei jungen Männern zwischen 16 und 19 Jahren (13,7 Fälle pro 100.000 Zweit-Impfungen).
Es ist also eine Art Blindflug, der an unseren Kindern verübt werden soll. Trotzdem wurde mit viel Propagandaaufwand die Kampagne für Kinderimpfungen gestartet. Eltern, die ihre gesunden Kinder impfen lassen, sollten wissen, dass sie allein das Risiko tragen. Im Ernstfall werden sich die Behörden darauf zurückziehen, dass es keine allgemeine Impfempfehlung gegeben hat.
Dieser Artikel ist zuerst auf achgut.com erschienen.
Vera Lengsfeld, geboren 1952 in Thüringen, ist eine Politikerin und Publizistin. Sie war Bürgerrechtlerin und Mitglied der ersten frei gewählten Volkskammer der DDR. Von 1990 bis 2005 war sie Mitglied des Deutschen Bundestages, zunächst bis 1996 für Bündnis 90/Die Grünen, ab 1996 für die CDU. Seitdem betätigt sie sich als freischaffende Autorin. 2008 wurde sie mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande geehrt. Sie betreibt einen Blog, den ich sehr empfehle. Sie finden ihn hier.
Text: Gast