In Deutschland gilt es noch als böse Verschwörungstheorie, und wer darüber auch nur spekuliert, muss damit rechnen, in eine schlimme Ecke gestellt zu werden. In Großbritannien dagegen ist es jetzt schon geplant, zumindest wenn man der ehrwürdigen Zeitung „Telegraph“ glauben will: Ein sogenannter „Freiheitspass“, dessen Inhaber von den Beschwernissen der Corona-Schutzregeln befreit sind. Auf so eine „Befreiung“ kann hoffen, wer sich nicht nur brav an alle Regeln hält, sondern auch noch einen Schritt weiter geht: Also etwa sich impfen und regelmäßig testen lässt.
Wer auf diese Weise seine „Virenfreiheit“ nachweisen kann, soll dann für die Rückkehr zum „normalen Leben“ auserkoren sein. Und Privilegien genießen wie etwa Einkaufen ohne Maske oder Betreten der Straße ohne dieselbe. Die Bescheinigung wird auch als „Normales-Leben-Pass“ bezeichnet und soll auf dem Smartphone gespeichert und abrufbar sein. Ihr Inhaber soll sich frei bewegen dürfen, so der Telegraph unter Berufung auf Regierungskreise in London. Starten soll das Projekt, nachdem das Impfprogramm auf der Insel Anfang nächsten Jahres richtig ins Laufen gekommen ist.
Interessant ist, dass deutsche Medien aber bis auf wenige Ausnahmen nicht über die Pläne berichten. Auch in Österreichischen und Schweizer Medien gibt es nur vereinzelt Berichte. Solche Pläne erinnern an George Orwell und entsprechen genau den Befürchtungen von denjenigen, die oft als „Corona-Leugner“ diffamiert werden, aber in den meisten Fällen nur Kritiker der Corona-Politik der Regierung sind. Inhabern des „Freiheitspasses“ mit Impfung soll es ermöglicht werden, frei auszugehen und auch den Arbeitsplatz aufzusuchen. Auch von Distanzregeln und Beschränkungen für Familienbesuche sollen Besitzer des „Normales-Leben-Passes“ befreit sein. Auch Reiseerleichterungen winken. Immer vorausgesetzt, sie halten sich an die Auflagen.
Angebliche breite Unterstützung
Die Pläne finden dem Bericht zufolge in der Bevölkerung Unterstützung. Aber auch bei Prominenten wie Jeremy Hunt, dem ehemaligen Gesundheits- und Außenminister der Konservativen: Er sei dafür, „Menschen, welche die Test- und Isolationsvorschriften erfüllen, einen Freiheitspass anzubieten, der die Verpflichtung zur Einhaltung von Sperrvorschriften aufhebt“, so Hunt. Die Regierung tue gut daran, den Bürgern einen Anreiz zu geben, sich testen zu lassen, um dann wieder normal einkaufen, arbeiten und spazieren gehen und ein weitgehend normales Leben führen zu können. Natürlich nur, wenn sie negativ getestet seien.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hatte bereits vor „Immunitätspässen“ gewarnt. Ihrer Ansicht nach können sie nicht garantieren, dass jemand nicht infizierbar sei. Zudem könnten sie falsches Vertrauen erzeugen. Bislang reicht dem Bericht zufolge auch die Testkapazität in Großbritannien noch nicht aus für die Pläne; nötig wären täglich Millionen Tests, bislang sei aber nur eine halbe Million möglich. Geplant sind ab Beginn 2021 zehn Millionen Tests täglich. Den Plänen zufolge sollen die Pässe durch Hologramme fälschungssicher sein und Sicherheitstechnologie wie Personalausweise erhalten. Wie sich das mit der Online-Variante auf den Smartphones vereinbaren lässt, ist unklar.
Premierminister Boris Johnson will den Corona-Lockdown in England nicht verlängern, ganz im Gegensatz zu Bundeskanzlerin Angela Merkel und den deutschen Ministerpräsidenten. Die Einschränkungen sollen nach insgesamt vier Wochen am 2. Dezember auslaufen, wie es offiziell hieß. Im Gegenzug sei ein Drei-Stufen-Plan für Corona-Beschränkungen auf regionaler Ebene geplant.
PS: Auf Twitter kursiert seit einigen Wochen dieses „Meme“ mit einem vermeintlichen Zitat von George Orwell. Obwohl in „Memes“ Satire bzw. Kunst durch Überzeichnung Stilmittel ist, verstehen das die dpa-Faktenchecker offenbar nicht, tappen in die Falle und stellen ganz oberlehrerhaft fest, dass es kein echtes Zitat ist. Wer hätte das gedacht! Eine „Meme“ entpuppt sich als „Meme“!! Orwellsche Faktenchecker widerlegen Orwell á la Kafka!
Text: br