Transformatorische Wochen-Show in 2052 Der Prozeß gegen die Naturgesetzlerpartei vor 20 Jahren

Ein Gastbeitrag von Gunter Weißgerber. Weißgerber war Redner der Leipziger Montagsdemonstrationen 1989/90, Mitbegründer der Ost-SPD, Mitglied der freigewählten Volkskammer 1990, Mitglied des Deutschen Bundestages 1990–2009.

Nunmehr jährt sich der ruhmreiche und wegweisende Prozess gegen Klimaverräter zum zwanzigsten Mal. Nach zehn aufopferungsvollen Jahren seit 2022 entschied die sozialökologische Transformationsregierung, die seit der epochalen Wahlrechtsevolution von 2025 das Mandat der ewigen ökosozialen Wahrheitsauslegung besitzt, am 30. Februar 2032 den historischen Prozess gegen die „Naturgesetzlerpartei“.

2025 wurden bekanntlich im Transformationswahlrecht die populistische Direktstimme für den Klimabundestag abgeschafft und der Föderalismus mit dem klimagrundgesetzlich verankerten Durchgriffsrecht des Klimakanzlers verbessert. Seitdem ist das klimagerechte Durchregieren, auch mit Hilfe der Parlamentspoeten, schöner geworden.

Für die Technik des Zugriffs innerhalb des Föderalismus sind sämtliche Transformationsregierungen der Altbundeskanzlerin Merkel, die das Verfahren im Frühjahr 2020 erstmals und genial sogar aus Südafrika für Thüringen in Gang setzte, in immerwährender Treue verbunden. Ohne die Klassikerin Angela Merkel konnte es keine Transformation in eine Welt, die auf die überlebten Naturgesetze keine Rücksicht mehr nehmen muss, geben. Die Welt ist seit Angela Merkel besser geworden, weil schöner zu beschreiben.

Dem Weg in die bessere Welt standen von Anfang Minderheiten aus dem alten technisch-naturwissenschaftlich Ingenieur- und Wissenschaftskader entgegen. Mit der Berufung auf die sogenannten Naturgesetze wurden der Transformation Steine in den Weg gelegt, die vor 20 Jahren beinahe zum Scheitern der historischen Mission der Klimaklasse in Deutschland geführt hätten.

Naturgemäß gibt es bei großen epochalen Änderungen nicht nur Erfolge. Die planmäßige Transformation war immer als Prozeß der Überwindung der Realität durch Ausblendung der von weißen Männern gemachten Naturgesetze zu verstehen. Die zweite ökosoziale Bundesregierung machte das in der ersten Transformationsregierungserklärung vom 30. Februar 2025 der ökosozial harmonischgleichgeschalteten Öffentlichkeit klar. Dabei nahm die Klimakanzlerin Lammbock kein Blatt vor den Mund. Der neue Fünfjahrplan bis 2030 war anspruchsvoll und bedurfte zusätzlich der permanenten Bekämpfung der Ökosabogenten aus dem Bereich der Naturgesetzler und Ingenieure. Um Fehlschläge auf dem Weg der Transformation künftig zu verhindern, sollte das alle Feuertaufen erfolgreich bestandene Netzwerkdurchsetzungsgesetz hinsichtlich der Klimasabogenten feingesteuert werden. Zu diesem Zweck sollte eine gemeinsame Regierungskommission mit der Volksrepublik China die ruhmreiche Arbeit aufnehmen.

Mit der epochalen Losung „Von China für das Netzwerkdurchsetzungsgesetz lernen, heißt siegen lernen“ wurde der ökologische Kampfauftrag für diese weit in die Zukunft reichende Mission fundiert begründet. Das Volk verstand die Notwendigkeit, Ausreiseanträge aus der ökosozialen und antifaschistischen Bundesrepublik wurden keine mehr gestellt. Was wiederum den Regierungsweg des sanften Drucks beeindruckend bestätigte. Sobald die Pflicht zum Hierbleiben im Gesetz geschrieben stand, hielten sich auch die meisten Klimavolksgenoss*#innen daran. Alldieweil die Lehre vom Klimatismus mächtig ist, weil sie wahr ist. Wie wahr!

Mit dem Rechenschaftsbericht der Transformationsministerin, der Grundlage der ersten Regierungserklärung der Transformationsregierung am 30. Februar 2025 war, schlug die Transformationsbundeskanzlerin dem Transformationsbundestag zwei Hauptschritte auf dem Weg in ein fortschrittliches gesellschaftliches Klima vor. Bis 2032 sollte eine erste Bilanz mit den Schwerpunkten „Erfolg der ökosozialen Transformation auf deutschem Boden“ und „Der Stand auf dem Weg zum grünen multikulturellgegenderten Mensch neuen Typus“ gezogen werden.

Der Erfolg der Transformation war trotz aller natur- und wirtschaftsgesetzlich geschwurbelten Einwände überragend, auch dank der verschönerten Kommunikation der Regierung zum Volk. Sabotageakte der Naturgesetzler, verbrämt als Fehlen von Sonne und Wind mit dem hinterhältigen Verweis auf eine angeblich notwendige und im Kern tatsächlich faschistische Grundlastsicherung, verdunkelten die gloriose Bilanz nicht. Tatsächliche große Probleme wurden schöngeschrieben, Feindsender und -medien waren bereits seit dem Transformationsmediengesetz von 2027 transformationsregierungsamtlich nicht mehr gewünscht. Die Information der Bevölkerung lag bei der Transformationsregierung in besten Händen. Damit waren die tatsächlichen großen Probleme nicht existent und konnten nicht für Beunruhigung sorgen.

Dennoch stellte die Transformationsregierung bedauernd fest, dass die Naturgesetzler unbedingt vollständig aus dem Diskurs ausgeblendet werden mussten. Sich auf sogenannte Naturgesetze berufen und damit die leuchtende Zukunft infrage stellen, war schon immer das Werk von Volksverrätern.

Im Einklang mit dieser seit Josef Wissarionowitsch Dschughaschwili allgemeingültigen Weltrettungsdeterminante schlug die Transformationsministerin die Generalanklage gegen die Wortführer der Naturgesetzler vor, die der Transformationsverfassungsschutzpräsident sogar und überhaupt rechtzeitig als „Naturgesetzlerpartei“ identifizieren konnte. Der kommende Prozeß zum Zwecke der schöneren Volksbildung sollte öffentlich geführt werden.

Der Transformationsregierung war das Beispiel der ruhmreichen Sowjetunion wichtig. Um tausende Ingenieure zu erziehen, ließ Väterchen Stalin einige wenige klassenmäßig vor Klassengerichte zitieren und aus dem Leben scheiden. Scheiden tut immer weh. Der Erfolg gab ihm recht, die Sowjetunion wurde die mächtigste Sowjetunion, die es je gab.

Nach der Regierungserklärung der Transformationsbundeskanzlerin Lammbock am 30. Februar 2032 beschloss der Transformationsbundestag einstimmig, Oppositionsfraktionen gab es seit der ökosozialen Wahlrechtsänderung von 2025 nicht mehr, die Transformationsregierung aufzufordern, die „Naturgesetzlerpartei“ wegen des „Zuwiderdenkens gegen die historische Mission der Weltrettung“ vor das oberste Transformationsgericht zu stellen.

Der nachhaltige Show-Prozess wurde ein großer Erfolg. Die Stimmung in der Bevölkerung entwickelte sich noch stärker für die Politik der Transformationsregierung, auch vor dem pädagogischen Hintergrund der ausgesprochenen Todesstrafen, die in lebenslängliche Transformationslagerhaftstrafen für die im Prozess reuig gewordenen Haupträdelsführer umgewandelt wurden. Deren Selbstkritik und Reue ließ die Transformationsregierung demonstrativ Milde walten lassen.

Die Todesstrafe für schwerwiegende Störungen der ökosozialen Transformation wurde am 30. Februar 2028, einhundert Jahre nach dem legendären „Schachty-Prozess“ gegen in- und ausländische Spezialisten in der Sowjetunion, in das transformatorische ökosoziale Strafgesetzbuch der Transformationsbundesrepublik unter dem Jubel der bereits transformierten Massen vom Transformationsbundestag einstimmig beschlossen und am gleichen Tage vom Transformationsbundespräsidenten unterschrieben, eingeführt. All das geschah auf der Basis der Werke und im vollen Einklang mit den Klassikern des Marxismus-Leninismus-Stalinismus-Klimatismus.

Interessante Dokumente:

Der Schachty-Prozess 1928

Der Prozess gegen die Industriepartei 1930

Gastbeiträge geben immer die Meinung des Autors wieder, nicht meine. Ich schätze meine Leser als erwachsene Menschen und will ihnen unterschiedliche Blickwinkel bieten, damit sie sich selbst eine Meinung bilden können.

Gunter Weißgerber war Montagsdemonstrant in Leipzig, Mit-Gründer der Ost-SPD und saß dann 19 Jahre für die SPD als Abgeordneter im Deutschen Bundestag. 2019 trat er aus der Partei aus. Der gelernte Bergbauingenieur ist heute Publizist und Herausgeber von GlobKult. Im Internet zu finden ist er unter www.weissgerber-freiheit.de. Dieser Beitrag ist zunächst auf www.weissgerber-freiheit.de erschienen.

Bild: Shutterstock
Text: Gast

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