Lufthansa am Limit – die wahre Geschichte EXKLUSIV: Insiderbericht – ein Mitarbeiter packt aus

„Lufthansa und Corona – Ein Pilot packt aus“ – dieser Insiderbericht aus dem Luftfahrtkonzern auf meiner Seite wurde mehr als 217.000 Mal angeklickt und schlug Wellen. Und so war ich denn auch geradezu elektrisiert, als mir ein Mitarbeiter des Konzerns und Leser meiner Seite jetzt von den internen Problemen berichtete – und von der „Lovehansa“ – nein, Sie haben sich nicht verlesen, es geht um ein Projekt der politischen Korrektheit. Die scheint fast wichtiger als ein runder Flugbetrieb. Ich bat den Lufthansa-Mitarbeiter um noch mehr Infos – und einen ganzen Insiderbericht. Den hat er mir geschickt – und ich kam aus dem Staunen kaum raus. Hier nun der Blick hinter die Kulissen des Konzerns, der aktuell völlig überfordert scheint und die Reisenden zum Verzweifeln bringt – das, was Sie zu den Hintergründen für die Probleme nicht erfahren sollen.

Ein Gastbeitrag

Die Corona-Maßnahmen fielen in Deutschland vor einigen Wochen und viele Menschen wollen ihre über zwei Jahre gestrichenen Urlaube nachholen. Besonders gefragt sind dabei Reisen, die nur per Flugzeug zeitnah (oder überhaupt) erreichbar sind und nebenbei auch noch im Aufenthalt günstig sind (Ägypten, Türkei etc.), denn die Corona-Maßnahmen und deren Folgen (Kurzarbeit, Schließung von bestimmten Gewerben, Lockdowns etc.) haben in so manchem Haushalt ein Loch in die Urlaubskasse gefressen. Dies sorgt für ein enormes Passagieraufkommen, welches jetzt pünktlich zu Beginn der Sommerferien seinen Höhepunkt erreicht. Die Lufthansa will in den kommenden Wochen bereits 90-95% der Flüge im Vergleich zum Vor-Corona-Zeitraum anbieten, was eigentlich eine (erwartbare) Erfolgsmeldung wäre. Selbst die 8 verbliebenen A380 könnten wieder reaktiviert werden. Leider spüren die Passagiere nur wenig von diesem Erfolg. Wer die Hintergründe dieses Chaos verstehen will, muss in das Frühjahr 2020 zurückblicken.

Beginn der Corona-Pandemie

Was im Januar/Februar 2020 noch eine rechte Verschwörungstheorie war, wurde im März 2020 für viele Mitarbeiter der Lufthansa existenzbedrohend: Das Corona-Virus kam nach Deutschland und damit auch die Corona-Maßnahmen und Reiserestriktionen. Infolgedessen fand praktisch kein Flugverkehr mehr statt und das Unternehmen, welches im Jahr 2019 noch Rekordeinnahmen schrieb, stand kurz vor der Insolvenz. Kurzarbeit wurde angemeldet, wofür aber als Bedingung seitens der Bundesregierung galt, dass Leiharbeitnehmer zuerst gekündigt werden müssen. Binnen zwei Wochen verloren alle Leiharbeiter ihre Arbeit, im April folgten diejenigen, die zwar Lufthansa-Mitarbeiter waren, sich aber noch in Probezeit befanden. Hierzu sei gesagt, dass die Lufthansa, aber auch viele andere Unternehmen, stark auf Leiharbeiter setzen, die zwar offiziell nicht als Mitarbeiter gelten, aber in etwa 10-20 Prozent der Arbeitskräfte ausmachen. Hiernach wurden befristete Verträge in den letzten zwei Jahren nicht verlängert und viele, deren Verträge in absehbarer Zeit endeten, bewarben sich bei anderen Unternehmen. Schließlich haben über Altersteilzeit und ähnliche Programme die erfahrensten Mitarbeiter das Unternehmen verlassen. Exklusive der Leiharbeiter schrumpfte das Unternehmen von 140.000 Mitarbeitern auf 100.000. Mit Hilfe der Bundesregierung konnte das Unternehmen glücklicherweise vor der Insolvenz bewahrt werden. Ausnahmsweise hat der Bund das Geld mal nicht in den Sand gesetzt: Die Stütze der Regierung wurde bereits vollständig zurückgezahlt und der Bund (und damit eigentlich der Steuerzahler) konnte dabei auch kräftig verdienen.

Die Situation heute

Diejenigen unter uns, die noch rechnen können, werden sich fragen, wie man nahezu 100 Prozent der Flüge abfertigen soll, wenn fast 30 Prozent der Mitarbeiter fehlen, plus die unzähligen Leiharbeiter. Man muss kein Luftverkehrsexperte sein, um zu wissen: Das kann nicht funktionieren. Erschwerend kommt hinzu, dass viele Flugzeuge zwei Jahre lang geparkt und in einen Ruhezustand versetzt wurden. Werden diese reaktiviert, müssen ausgebliebene Instandhaltungsmaßnahmen nachgeholt und teils mehrere Tage/Wochen dauernde Checks durchgeführt werden, bis der Flieger wieder Passagiere mitnehmen darf. Nicht nur das Personal fehlt, das die Flugzeuge wartet, prüft und für den Flugbetrieb zertifiziert, sondern ein weiterer Aspekt erschwert die Lage: aufgebrochene Lieferketten.

Chipmangel, fehlende Komponenten und Hilfsstoffe

Den Chipmangel werden die meisten Leser bereits kennen und jeder wird sicherlich verstehen, dass ohne diese Chips kein Autopilot, Triebwerkscomputer, Cockpitanzeige etc. funktionieren kann. Heißt also ohne Mikrochips können weder Komponenten repariert noch neue nachproduziert werden. Auch die Hersteller in aller Welt können fehlende Komponenten nicht nachliefern, was dazu führt, dass entweder Flugzeuge wieder stillgelegt werden oder gar nicht erst reaktiviert werden können. Das könnte auch bei der Reaktivierung der 8 verbliebenen A380 noch ein großes Problem werden. Was die wenigsten wissen werden, ist die Relevanz der sogenannten Hilfsstoffe: von Lacken über Kleber, Hydrauliköle usw. ist alles vertreten. Je nach Komplexität der Komponente können bis zu 100 verschiedene Hilfsstoffe an einer einzigen Komponente zum Einsatz kommen. Dies führt zur absurden Situation, dass für die Reparatur/Produktion einer Komponente (z. B. die Hilfsturbine, auch APU genannt) zwar 99 Hilfsstoffe da sind, aber der eine entscheidende Spezialkleber zur Klebung der Welle längst bestellt ist, jedoch seit über 12 Monaten nicht geliefert wird. Und ohne Hilfsturbine, die am Boden die Triebwerke startet und im Notfall die für den Flugbetrieb überlebenswichtigen Systeme versorgt, sollten alle Triebwerke ausfallen, darf kein Flugzeug abheben. Das Ausbleiben der Hilfsstoffe rührt daher, dass die meisten Rohstoffe billig in China produziert werden und dann in Europa/USA zu dem eben erwähnten Spezialkleber veredelt werden. Da in China immer noch (oder schon wieder) Lockdown ist, wird sich diese Situation auch zeitnah nicht entspannen, da die Schiffe mit den wichtigen Rohstoffen in China nicht abgefertigt werden können.

Personalmangel Made in Germany

Wie jedes große Unternehmen in Deutschland klagt auch die Lufthansa jetzt über Personalmangel. Das von der Politik gern genutzte Wort „Fachkräftemangel“ wird auch hier gerne verwendet. Fast schon gähnend langweilig hören sich die Begründungen der Vorgesetzten an, warum kein neues Personal eingestellt werden kann: kein Geld. Wofür aber selbstverständlich Geld da ist, sind die derzeit wichtigen, woken Dinge: Diversität, Gendern, Gleichstellung, Anti-Rassismus und Nachhaltigkeit. Es vergeht keine Woche, wo man im firmeninternen Intranet nachlesen kann, dass ein neues Programm mit frischem Geld und Budget aufgesetzt wurde mit diesen „tollen“ Themen. Ein gutes Beispiel ist auch die sogenannte Lovehansa: ein A320neo, der in Regenbogenfarben beklebt und im Inneren im Sinne der LGBTXYZ+Einhorn-Community gestaltet ist. Dieser verkehrt selbstverständlich nur in Europa, man will die zahlungskräftigen Kunden im Nahen Osten und Asien nicht mit seiner Ideologie verprellen – also ein weiterer Fall von Gratismut und Virtue-Signalling. Diese Umrüstung hat sicherlich genügend Geld, Material und Arbeitsstunden gekostet, wofür es auch intern und extern viel Kritik gab. Statt in neue Mitarbeiter und Innovationen zu investieren, die wirklich zu mehr Nachhaltigkeit führen könnten, biedert man sich mit Green- und Pinkwashing der zukünftigen Kundschaft an, die heute noch freitags die Schule schwänzt, morgen irgendwas mit Gendern studiert und dann hoffentlich zum Work&Travel nach Australien im Lufthansa-Flieger sitzt. Dieselben Leute, die keinen Dreisatz bilden können, geschweige denn ein naturwissenschaftliches oder ingenieurstechnisches Studium absolvieren können, verlangen von anderen, dass sie die Flugzeuge von morgen entwickeln, die am besten nur mit Luft und Liebe fliegen. Ganz zu schweigen einen der vielen Ausbildungsberufe mit schlechter Work-Life-Balance zu ergreifen, wie Piloten, Stewardessen, Wartungsmitarbeiter, Bodenpersonal und viele andere Berufe, wo Schichtarbeit, Überstunden und pünktliches, zuverlässiges, gepflegtes Auftreten elementar sind. Gleichzeitig sind die jungen Freitagshüpfer, oder ihre Vorsteher, dieselben, die mehr Vielflieger-Meilen besitzen als ich als Lufthansa-Mitarbeiter, trotz Vergünstigungen, jemals ansammeln könnte.

Die Lufthansa-Einstellungsoffensive

Viele Mitarbeiter haben, so wie ich auch, mehrfach intern im Herbst 2021 darauf hingewiesen, das aufgrund der zu erwartenden explodierenden Reiselust im kommenden Sommer 2022, in Kombination mit der o. g. Lieferkettenproblematik, zusätzliches Personal benötigt wird, um das jetzige Chaos gar nicht erst entstehen zu lassen. Passiert ist leider bis dahin wenig bis nichts. Die Lufthansa versucht !jetzt!, wo sich Passagiere und Gepäck in den Terminals fast planlos stapeln, mit einer Einstellungsoffensive neues Personal zu gewinnen. Meist sieht das so aus, dass zunächst nur Leiharbeits-(Teil-)Stellen geschaffen werden. Beweist man sich, wird aus der Teil-Stelle eine Vollzeit-Stelle. Beweist man sich weiterhin, könnte unter Umständen, vielleicht aber auch gar nicht, eine direkte Anstellung bei der Lufthansa winken, selbstverständlich aber nur in einem befristeten Anstellungsverhältnis. Hat man sich dann immer noch bewährt, kann man nach 1-2 Jahren in ein unbefristetes Arbeitsverhältnis übernommen werden. So vergehen manchmal bis zu 4 Jahre, bis man endlich mal einer Arbeit nachgehen kann, ohne die ständige Angst im Nacken zu haben, kurzfristig seinen Job zu verlieren. Dass man so keine Mitarbeiter anwerben kann, gerade, wenn sie für die Arbeit wegziehen müssen, ist selbstverständlich. Weiterhin wird man die ehemaligen Mitarbeiter, egal ob Leiharbeiter oder Festangestellter, nicht mehr wiederkriegen, denn diese haben nach 2 Jahren sicherlich eine andere Stelle gefunden oder ihnen ist das Risiko zu hoch, im kommenden Herbst/Winter wieder auf die Straße gesetzt zu werden. Karl Lauterbach malt nämlich wieder die neuen Horrorszenarien aus, wozu wieder Masken, Lockdowns und Reiserestriktionen zur Wahrung der „Volksgesundheit“ und natürlich zu unser aller Schutz benötigt werden. Wer weiß, wie vieler „Piekse“ es dann bedarf, damit man wieder in einen Flieger steigen darf. Förderlich für das Flugverhalten der Deutschen wird das sicherlich nicht sein und das weiß auch ein zukünftiger Mitarbeiter, der sich lieber einen sicheren Job, z. B. derzeit in der Rüstungsindustrie, sucht. Kurzfristig reagiert die Lufthansa auf das steigende Passagieraufkommen, indem administratives Personal, also Ingenieure, Controller, Manager etc., aufgefordert werden, in Frankfurt bei der Passagier- und Gepäckabfertigung auszuhelfen. Dass das für Mitarbeiter, die in Hamburg, München oder anderswo stationiert sind, keinen Sinn ergibt, da Anfahrt und Übernachtung selbst bezahlt werden müssen, versteht sich von selbst.

Wie wird es weitergehen?

Die woke Welle wird Lufthansa als Großkonzern sicherlich weiter reiten (müssen). Das liegt aber teils auch am eigenen Personal, das auf Betriebsversammlungen sich u. a. darüber beschwert, dass Deutsch in den deutschen Standorten immer noch die Hauptsprache ist und sich internationale Mitarbeiter dadurch ausgegrenzt „fühlen“ könnten. Und dies obwohl alle Mitarbeiter, die im Luftverkehr arbeiten, Englisch beherrschen müssen, da alle Unterlagen eines Flugzeugs auf Englisch geschrieben sind. Fleißig gegendert wird auch, Mitarbeiter sind angewiesen, eine neue Sprache in der internen/externen Kommunikation zu verwenden, wie z. B. Mitarbeitende statt Mitarbeiter. Wie man Meister ohne Gender-Stern (Meister*in) oder Gender-Doppelpunkt (Meister:in) richtig gendert, muss noch erforscht werden, vermutlich wird es in Zukunft „Meisternde“ heißen.

Die Personalknappheit wird kurzfristig nicht abgebaut werden können, zumindest nicht mit dem o. g. Vorgehen. Dazu müsste man den Mitarbeitern Direktverträge ohne Befristung anbieten, von besserer Bezahlung ganz zu schweigen. Aber auch hier wieder das altbekannte Argument: kein Geld. Im Zweifel kommt auch noch hinterhergeschoben, dass das aufgrund interner Prozesse nicht geht. Das und vieles mehr ist sehr schade, da die Lufthansa eigentlich alles hat, was es braucht:

  • motivierte, hochqualifizierte Arbeitskräfte
  • eigene, moderne Flugzeuge
  • einen eigenen, hochmodernen Instandhaltungsbetrieb (Lufthansa Technik)

Gerade der letzte Punkt ist eigentlich ein ausgesprochenes Alleinstellungsmerkmal: Die Lufthansa kann mit der Lufthansa Technik nicht nur die eigenen Flugzeuge kostengünstig und zeitnah reparieren und warten, sondern auch neue Verfahren/Komponenten entwickeln und herstellen. Die Lizenzen, Maschinen, Hangars und motivierte, wenn auch überarbeitete, Mitarbeiter sind vorhanden. Es ist eigentlich alles da, was man z. B. für die Entwicklung eines neuen Triebwerks braucht, sogar Kooperationen mit großen Triebwerksherstellern sind vorhanden und könnten genutzt werden. Wie wäre es mal mit der Entwicklung eines neuen Triebwerks, was kein CO2 ausstößt?! Ach nein, da ist die Lufthansa ganz auf Linie mit den Freitagshüpfern: Forschen und entwickeln sollen doch die „Anderen“. Warum sich selbst die Hände schmutzig machen und Risiken eingehen? Wer diese „Anderen“ sind, weiß man zwar noch nicht, aber vielleicht ist noch Budget da, um einen Arbeitskreis zu bilden und diese „Anderen“ in jahrelangen Meetings zu definieren. Vermutlich müssen die „Arbeitskreisenden“ aber im Vorfeld noch nach den Kriterien von Diversität, Gleichstellung und Nachhaltigkeit besetzt werden, was zusätzliche Zeit und Kosten mit sich bringt.

Ich arbeite eigentlich sehr gerne bei der Lufthansa und liebe es, die Flugzeuge bei Start/Landung zu beobachten und die kleinen Versorgungsfahrzeuge übers Rollfeld fahren zu sehen – es hat aus der Ferne betrachtet etwas von einer Modelleisenbahn, die sich vermutlich viele Jungs, so wie ich auch, in der Kindheit gewünscht haben. Auch die Überwindung der Schwerkraft mittels Technik beeindruckt mich jeden Tag aufs Neue. Ich sehe mich aber gezwungen, diese Zeilen zu schreiben, da ich von der Arbeitslast seit fast einem Jahr erdrückt werde. Sowohl in der Politik als auch in der Wirtschaft scheint aber nur zu gelten: Lernen durch Schmerz. Das Kind muss erst krachend in den Brunnen fallen, bevor gehandelt wird. Das jetzige Chaos war daher leider erwartbar.

Diejenigen, die selbst wenig haben, bitte ich ausdrücklich darum, das Wenige zu behalten. Umso mehr freut mich Unterstützung von allen, denen sie nicht weh tut!

Gastbeiträge geben immer die Meinung des Autors wieder, nicht meine. Und ich bin der Ansicht, dass gerade Beiträge von streitbaren Autoren für die Diskussion und die Demokratie besonders wertvoll sind. Ich schätze meine Leser als erwachsene Menschen, und will ihnen unterschiedliche Blickwinkel bieten, damit sie sich selbst eine Meinung bilden können.

Bild: Lovehansa, Oliver Roesler, Medialounge Lufthansagroup 
Text: Gast

mehr zum Thema auf reitschuster.de

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert