Noch wenige Wochen vor Putins Angriff auf die Ukraine sagte Wladimir Schirinowski genau diesen voraus – in drastischen Worten. Der Gründer der „Liberaldemokratischen Partei“ kündigte an, Russland werde London, Washington und Chicago vernichten, sich den ganzen Westen untertan machen, und Staaten wie die Ukraine und Moldawien werde es nicht mehr geben. Ein letzter Auftritte im russischen Staatsfernsehen fiel durch unfassbare Drohungen und Ankündigungen vor einem Millionenpublikum auf (und zur Freude der anderen Gäste). Er war in meinen Augen derart gespenstisch, dass ich ihn extra für Sie übersetzt habe. Damit Sie sich selbst ein Bild davon machen können.
Ich kannte Schirinowski persönlich. Er sprach offen davon, dass er die Deutschen versklaven wolle, und sie dann den Russen die Schnürsenkel binden könnten. „Den Fehler von Stalin werden wir nicht wiederholen, wir werden keine deutsche Staatlichkeit mehr erlauben, und die deutsche Sprache werden wir auch verbieten“. Klar war Schirinowski ein Provokateur, und alles spricht dafür, dass nicht nur er selbst, sondern auch seine Partei ein Projekt des KGB waren – mit dem dieser die Rechtsaußen-Flanke des politischen Spektrums in Russland gezielt abdecken sollte.
Zwei Männer, zwei Welten
Schirinowski starb im April. Michail Gorbatschow starb vor wenigen Tagen. Über ihn brauche ich hier keine Worte verlieren (mein Nachruf ist hier nachzulesen).
Was glauben Sie, wessen Beerdigung Wladimir Putin besucht – und wessen nicht?
Aus Zeitgründen könne der Präsident bei Gorbatschows Beisetzung nicht zugegen sein, teilte sein Sprecher mit. Putin kam nur kurz ins Krankenhaus, wo Gorbatschow aufgebahrt war, um dort in nüchterner, kalter Atmosphäre ein paar Blumen niederzulegen. Ganz anders bei Schirinowski, dem Hassprediger, der die Deutschen unterjochen und ihrer Sprache berauben will. Obwohl Putin im April wegen Corona kaum öffentlich auftrat, kam er zu einer prunkvollen Trauerfreier für Schirinowski, der ein Staatsbegräbnis bekam, legte (was er allerdings bei Gorbatschow auch tat) seine Hand auf seinen Sarg und verneigte sich dort buchstäblich vor dem Mann, der die Zerstörung Europas und des Westens forderte und ankündigte.
Mehr muss dazu in meinen Augen nicht gesagt werden. Die Fakten sprechen für sich. Auch wenn sie für viele, die sich in Wladimir Putin einen Heilsbringer erkoren haben, wohl verstörend sind.Hier geht es zu dem Video mit Schirinowskis Auftritt und Putins Besuch bei dessen Trauerfeier.
Bild: Youtube/Screenshot
Text: br
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