Von Kai Rebmann
Eines muss man Karl Lauterbach (SPD) lassen. Der Bundesgesundheitsminister lässt wirklich nichts unversucht, die in Deutschland millionenfach bevorrateten Impfstoffe vor dem Vergammeln zu bewahren und doch noch unters Volk zu bringen. Mehrere Leser haben uns Kopien von Briefen geschickt, die sie in diesen Tagen in ihren Briefkästen vorgefunden haben. Inhalt dieser Briefe ist eine lupenreine Impf-Propaganda, die die Krankenkassen offenbar im Auftrag des Bundesgesundheitsministeriums an alle über 60-Jährigen unter ihren Mitgliedern verschickt haben. Unterschrieben ist das knapp eineinhalb Seiten lange Werk von einem gewissen „Prof. Dr. Karl Lauterbach“.
Da es ihm ein besonderes Anliegen sei, dass „wir alle gut durch den Herbst und Winter kommen“, hat der Minister die Krankenkassen „gebeten“, ihren Versicherten der Generation Ü60 „dieses Schreiben zuzusenden“, wie es in der Einleitung heißt. Ihm sei bewusst, „dass viele das Thema Corona nicht mehr hören mögen“, ahnt Lauterbach nichts Gutes, doch leider sei die „Pandemie“ noch nicht vorbei. Auch lange nach der eigentlichen Infektion könne es noch zu „erheblichen gesundheitlichen Problemen“ kommen, führt Lauterbach weiter aus und ignoriert dabei, dass die von ihm angedeuteten Symptome wohl deutlich häufiger auf die Impfung zurückzuführen sind.
Doch dann folgt eine glatte Lüge: „Eines der wirkungsvollsten Mittel gegen das SARS-CoV-2-Virus bleibt die Impfung.“ Mit dieser Wortwahl („bleibt“) suggeriert der Gesundheitsminister, dass die Impfung bereits in der Vergangenheit vor Infektionen und „schwere Verläufe der Krankheit“ geschützt habe und dies auch in Zukunft der Fall sei. Und so scheinen Lauterbach die diesbezüglichen Widersprüche in den darauf folgenden Sätzen gar nicht aufgefallen zu sein. Er geht davon aus, dass sich die Empfänger seines Schreibens, „wie viele andere auch“, bereits haben impfen lassen und sogar schon den „Booster“ bekommen haben. „Und vielleicht haben Sie auch schon eine Corona-Infektion überstanden“, mutmaßt Lauterbach. Wir hätten das Glück, „genügend Impfstoff gegen das Virus zu haben.“ Ehrlich gesagt lagert in Deutschland sogar mehr als genug von dem Zeug, das aus freien Stücken offensichtlich kaum noch jemand haben will.
Impf-Propaganda auf Kosten der Versicherten
Angesichts des Beginns der kalten Jahreszeit ruft Karl Lauterbach alle über 60-jährigen Empfänger seiner Propaganda dazu auf, ihren Impfstatus zu überprüfen und sich „gegebenenfalls eine weitere Impfung“ verabreichen zu lassen. Das Motto „viel bringt viel“ spielt auch im weiteren Verlauf des Schreibens aus dem Bundesgesundheitsministerium eine wesentliche Rolle. „Mit einer erneuten Impfung schützen Sie sich selbst. Sie tragen außerdem dazu bei, schwere Verläufe zu verhindern, Infektionsketten zu durchbrechen und so die Folgen einer möglichen Infektionswelle zu mildern“, behauptet Lauterbach unverdrossen. Man könnte gerade meinen, falsche Narrative werden alleine dadurch wahrer, wenn sie nur oft genug wiederholt werden.
Zum Schluss seines Briefs wendet sich Lauterbach mit einer „herzlichen Bitte“ an seine Leser: „Sprechen Sie mit Ihrer Ärztin, Ihrem Arzt oder Ihrem nahegelegenen Impfzentrum.“ Wer dieser Aufforderung nachkommt und zum Beispiel mit seinem nahegelegenen Impfzentrum spricht, dem wird das Impfzentrum sagen, dass bei ihm schon seit Monaten kaum noch etwas los ist, es nur unnötige Kosten verursacht und es sich langsam fragt, was es hier eigentlich noch soll. Der SWR dokumentierte in der vergangenen Woche – wenn auch unfreiwillig – wie arglosen Patienten von ihren Hausärzten nachgestellt und diesen die Impfung regelrecht aufgenötigt wird. Die in dem Beitrag vorgestellte Ärztin folgt dabei dem von Lauterbach in dessen Schreiben verbreiteten Narrativ: „Wir haben in diesem Herbst an die Omikron-Variante angepasste Impfstoffe zur Verfügung, die gegen diese Varianten besonders wirksam sind.“
Übrigens: Dem Vernehmen nach sollen die auf Geheiß des Bundesgesundheitsministers durch die Krankenkassen verschickten Briefe einen zweistelligen Millionenbetrag verschlungen haben. Die Zeche für diese Impf-Propaganda zahlen einmal mehr also die Versicherten selbst. Man fragt sich mit Schrecken, wie weit Karl Lauterbach noch zu gehen bereit ist. Klingelt vielleicht schon bald die Impf-Polizei an der Tür, um den Impfstatus der Bürger „zu überprüfen“ und jedem eine (weitere) Impfung „ans Herz zu legen“? Egal wie verrückt es auch klingen mag – in diesen Zeiten darf nichts mehr ausgeschlossen werden.
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Kai Rebmann ist Publizist und Verleger. Er leitet einen Verlag und betreibt einen eigenen Blog.
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