Der abtrünnige Grüne Boris Palmer hat mit seiner Wiederwahl zum Oberbürgermeister von Tübingen nicht nur die eigene Partei zerlegt, die sich mit allen Kräften gegen ihn gestellt hatte. Frisch an der Wahlurne bestätigt, zerstörte er auch mit einem einzigen Satz vor laufender Kamera den ganzen Haltungs-Habitus der öffentlich-rechtlichen Sender. Aber sehen Sie sich die ebenso kurze wie phänomenale Szene am besten selbst an:
Ja, ich weiß: Viele verzeihen Palmer seinen strammen Impfkurs nicht. Dass er sich für Rentenkürzung und sogar „Beugehaft“ für Ungeimpfte aussprach, ist eigentlich unverzeihlich. Zumindest, solange er sich nicht genauso öffentlich dafür entschuldigt, wie er die Forderung öffentlich äußerte. Konkret schlug Palmer Ende letzten Jahres vor: „Man könnte Pensionszahlungen, die Rentenzahlungen oder eben den Zutritt zum Arbeitsplatz abhängig machen von der Vorlage eines Impfnachweises.“ Noch in diesem Jahr forderte er bei „Maischberger“ ein Bußgeld von 5.000 Euro für „Impf-Verweigerer“.
Eine Impf-Skeptikerin warf ihm auf Facebook eine „totalitäre Gesinnung“ vor. Sie schrieb ihm: „Ich stelle allen die für mich reservierte prophylaktische Gentherapie, die Sie euphemistisch ‚Impfung‘ nennen, zur Verfügung“. Palmer antwortete darauf: „Sie sind schlicht komplett ignorant. Für Leute wie sie muss die Impfpflicht her. Gerne bis zu Beugehaft.“ Aber der Oberbürgermeister schlug zuweilen auch andere Töne an: Seine drei Kinder ließ er nicht impfen: „Ich bin mir ziemlich sicher, dass das Risiko für die Kinder bei der Impfung größer ist als bei der Infektion. Also muss man sich für das Risiko der Infektion entscheiden.“
Auch mich persönlich hat Palmer wegen meiner kritischen Einstellung massiv attackiert. Doch ich bin nicht nachtragend und nehme das nicht persönlich. Wir haben zu wenig Menschen, die sich gegen den rotgrünen ideologischen Tsunami, der Deutschland überspült hat, widersetzen und noch halbwegs aufrecht gehen. Wenn sich diese jetzt auch noch spalten lassen, dann können wir einpacken. Insofern gebührt Palmer meine Achtung dafür, dass er sich gegen den Zeitgeist stellt und nicht Männchen macht vor den Kulturrevolutionären wie etwa CDU-Chef Friedrich Merz. Wir bräuchten mehr Palmers – auch wenn ich mich mit denen sicher genauso wie mit ihm massiv streiten würde! Aber das gehört dazu zur Demokratie. Und ist besser als der Einheitschor der großen Parteien und ihrer Begleitmusiken in den großen Medien.
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