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Leider schaffe ich es zeitlich aktuell kaum noch, mich durch die Berichte des Robert Koch-Instituts zu wühlen. Ein großer Fehler. Denn auf der Suche nach einer ganz anderen, ebenso brisanten Information, stieß ich gerade auf folgendes Dokument der obersten Bundesbehörde, die direkt Gesundheitsminister Karl Lauterbach unterstellt ist: „Monitoring des COVID-19-Impfgeschehens in Deutschland. Monatsbericht des RKI vom 03.11.2022″.
Als Laie kann ich mich des Eindrucks nicht erwehren, dass die Formulierungen in dem Schriftstück in vielen Fällen eher der Verschleierung als der Aufklärung dienen. Aber das kann man vielleicht meiner fehlenden naturwissenschaftlichen Bildung zuschreiben. Doch auch als solchem kommt mir einiges verdächtig vor.
Da wird etwa der Eindruck erweckt, dass vor allem Nicht-Geimpfte ins Krankenhaus kommen mit Covid. Doch liest man aufmerksam, findet man diese Stelle weit unten auf Seite 12: „Für den in Abbildung 7 dargestellten Zeitraum (Datenstand vom 31.10.2022) konnte für 58.426 der 96.793 (60 %) übermittelten symptomatischen, aufgrund von COVID-19 hospitalisierten Fälle der Impfstatus zu einer der genannten Kategorien (grundimmunisiert, mit Auffrischimpfung, ungeimpft) zugeordnet werden.“
Das muss man sich vergegenwärtigen: In 40 Prozent der Fälle ist im Krankenhaus der Impfstatus nicht erfasst – aber man erweckt zumindest unterschwellig den Eindruck, als könne man ernst zu nehmende Rückschlüsse auf den Zusammenhang zwischen Impfung und Hospitalisierung ziehen. Das wirkt für mich wie Hütchenspielerei. Ganz abgesehen davon, dass es ein politischer Skandal ist, dass der Impfstatus im Herbst 2022 in 40 Prozent der Fälle immer noch unbekannt ist. Selbst wenn das auch auf statistische Altlasten zurückzuführen ist – es drängt sich der Verdacht auf, dass man es gar nicht so genau wissen will. Könnten genaue Zahlen die Bevölkerung beunruhigen?
Als sei das nicht schon genug schwerer Tobak, stieß ich dann auf Seite 14 auf eine Textpassage, die mich fast vom Stuhl riss. Lesen Sie selbst, was da steht: „Im gesamten Zeitraum von MW 05/2021-39/2022 war aus den übermittelten Angaben für 87 % der symptomatischen COVID-19-Fälle der Impfstatus bekannt. In diesem Zeitraum wurden unter den gemeldeten symptomatischen Fällen mit bekanntem Impfstatus insgesamt 2.922.234 Impfdurchbrüche identifiziert. Die Verteilung der Impfdurchbrüche auf die Altersgruppen und nach Impfstatus ist in Tabelle 1 dargestellt.“
Fast drei Millionen Fälle von Impfversagen – wie der frühere Begriff war für das, was man heute im beschönigenden Neudeutsch als „Impfdurchbruch“ bezeichnet.
Habe ich da etwas überlesen in den Medien? Das war die Frage, die ich mir sofort stellte. So eine Nachricht hätte sich mir doch eingeprägt. Also machte ich mich bei Google News auf die Suche. Die Zahl 2.922.234 brachte außer dem RKI selbst keinen Suchtreffer. Gibt man „Impfdurchbrüche“ ein, findet man auch nichts. Bzw. Vertuschung. So schrieb etwa der MDR vor zwei Wochen: „Eine neue Studie zeigt, wer trotz Impfung schwer an Corona erkranken kann. Der wenig überraschende Grund sind ein höheres Alter und Vorerkrankungen.“ Das klingt so, als sei Impfversagen eher ein Randproblem. Die meisten Artikel zu dem Thema „Impfdurchbrüche“ sind älteren Datums, und die erschreckende Gesamtzahl wird zumindest in den Überschriften, die ich prüfte, nicht erwähnt. Dabei sind die Überschriften entscheidend.
Es bleibt Ihnen überlassen, liebe Leserinnen und Leser, ob Sie es schlicht für Nachlässigkeit der mit Milliarden Zwangsgebühren und Millionen Steuergeldern verwöhnten Redaktionen mit einer ganzen Armee von Journalisten halten, dass Sie solche Zahlen in den großen Medien nicht lesen. Und Sie bei einem Einzelkämpfer wie mir finden. Oder ob Sie glauben, dass die großen Medien hier absichtlich wegschauen. Weil ein Hinschauen die Menschen „verunsichern“ könnte. Und fast drei Millionen Fälle von Impfversagen dem Vertrauen in die Impfung nicht zuträglich wären.
PS: Wenn Sie vom Fach sind und Zeit und Muße haben, die Berichte des RKI zu sichten, freuen wir uns sehr auf sachdienliche Hinweise!
Bild: photocosmos1/Shutterstock
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