Von Kai Rebmann
Es gilt längst als eines der am schlechtesten gehüteten Geheimnisse der Klimaforschung: Studien, die sich mit diesem Thema beschäftigen – sei es im Kern oder auch nur am Rande – müssen möglichst alarmistisch daherkommen, um in den renommierten Fachzeitschriften veröffentlicht werden zu können. Diese Erfahrung hat jetzt auch Patrick T. Brown vom Breakthrough Institute in Berkeley (USA) gemacht.
Der in seiner Heimat sehr bekannte Klimaforscher plaudert aus dem Nähkästchen und räumt dabei ein, dass er in dieser Studie über Waldbrände in Kalifornien zumindest „nicht die volle Wahrheit“ gesagt hat. Grund: In der Vergangenheit seien seine Arbeiten oft nicht zuletzt deshalb abgelehnt worden, weil sie inhaltlich zu weit vom „Mainstream-Narrativ“ abgewichen seien.
Am 30. August 2023 veröffentlichte „Nature“ das vorliegende Papier, in welchem Brown eigenen Aussagen zufolge die menschengemachten Ursachen für die Zunahme von Waldbränden „eng fokussiert“ darstellte. Mit anderen Worten: Andere „offensichtlich relevante Faktoren“, zu denen er unter anderem Missmanagement in der Forstwirtschaft oder Brandstiftung zählt, ließen Brown und seine Kollegen bewusst unter den Tisch fallen.
Zunahme der Waldbrände um 25 Prozent
Als Kernaussage hielten die Autoren fest, dass sich die Zahl der „durch den menschengemachten Klimawandel verursachten Wald- und Buschbrände (‚wildfire‘) in Kalifornien um 25 Prozent“ erhöht habe. An anderer Stelle, in einem Blogbeitrag, schreibt Brown aber auch, dass 80 Prozent aller Waldbrände in den USA auf Brandstiftung zurückzuführen seien. Dieser Satz fehlt in der in „Nature“ veröffentlichten Studie jedoch.
Ebenso wird dieser nicht unerhebliche Fakt auch in der medialen Berichterstattung gerne ignoriert. Die Waldbrände in Griechenland oder auf Hawaii waren in diesem Sommer über Tage, wenn nicht Wochen hinweg das beherrschende Thema. Der Hinweis darauf, dass die allermeisten dieser Katastrophen – 80 Prozent ist da wohl eher noch zurückhaltend ausgedrückt – auf Brandstiftung zurückzuführen sind, kam wenn überhaupt nur ganz am Rande und im Kleingedruckten vor.
Auf dem Blog „The Free Press“ schrieb der Forscher am 5. September 2023: „Man mag sich an dieser Stelle vielleicht fragen, ob ich meine eigene Arbeit in Zweifel ziehe.“ Das tue er nicht, versichert Brown, ganz im Gegenteil. Es sei nur so, dass der „Prozess der Anpassung der Forschung“ an die Erwartungen einer renommierten Fachzeitschrift dazu geführt habe, dass seine Arbeit „weniger nützlich war, als sie hätte sein können“.
Doch worin bestehen diese Erwartungen? Laut Brown stehen Wissenschaftler unter Druck, Erkenntnisse zu liefern, aus denen sich Schlagzeilen konstruieren lassen. Diese Voreingenommenheit in der Klimaforschung führe dazu, dass „die Öffentlichkeit falsch informiert“ werde und „praktische Lösungen schwieriger zu erreichen“ seien. Oder auf den Punkt gebracht: „Das erste, was ein kluger Klimaforscher wissen muss, ist, dass seine Arbeit das Mainstream-Narrativ unterstützen sollte.“
Pflege des ‚Mainstream-Narrativs‘
„Mainstream-Narrativ“, so bezeichnet Brown das, was die Redaktionen von Fachmagazinen wie „Nature“ oder „Science“ hören wollen: „Die Herausgeber dieser Zeitschriften haben sowohl durch das, was sie veröffentlichen, als auch das, was sie ablehnen, sehr klargemacht, dass sie Klimapapiere wollen, die bestimmte vorab genehmigte Narrative unterstützen – selbst wenn diese Narrative auf Kosten eines breiteren Wissens für die Gesellschaft gehen.“
Doch damit noch nicht genug. Als „Norm für hoch angesehene Forschung“ bezeichnet Brown „die Art der Darstellung, bei der der Einfluss des (menschengemachten) Klimawandels auf unrealistische Weise isoliert betrachtet wird.“
Diese Aussagen will Magdalena Skipper so freilich nicht stehen lassen. Wenn es um Wissenschaft gehe, so die „Nature“-Chefin, gebe es in ihrem Haus keine bevorzugten Narrative: „Das Einzige, worin wir mit den Aussagen von Patrick Brown über die Redaktionsprozesse in wissenschaftlichen Zeitschriften zustimmen, ist, dass Wissenschaft nicht durch solche Anstrengungen funktionieren sollte, mit denen er (Brown) diesen Artikel veröffentlichte.“
Die vorliegende Arbeit entspreche nicht „den für unsere Zeitschrift festgelegten Standards“, weshalb sie jetzt „sorgfältig geprüft“ werde. Man erwarte, „dass Forscher bei der Auswertung von Daten die am besten geeigneten Daten und Methoden verwenden und sie alle wichtigen Fakten und Ergebnisse umfassen, die für die Hauptschlussfolgerung einer Arbeit relevant sind.“
Unter Beschuss – aber umso wichtiger ist Ihre Unterstützung!
„Verschwörungsideologe“, „Nazi“ oder „rechter Hetzer“: Als kritischer Journalist muss man sich heute ständig mit Schmutz bewerfen lassen. Besonders aktive dabei: die öffentlich-rechtlichen Sender. Der ARD-Chef-Faktenfinder Gensing verklagte mich schon 2019, der Böhmermann-Sender ZDF verleumdete mich erst kürzlich als „Verbreiter von Verschwörungserzählungen“ – ohne einen einzigen Beleg zu benennen, und in einem Beitrag voller Lügen. Springer-Journalist Garbor Steingardt verleumdete mich im „Focus“, für den ich 16 Jahre lang arbeitete, als „Mitglied einer Armee von Zinnsoldaten“ und einer „medialen Kampfmaschine“ der AfD. Auf Initiative des „Westdeutschen Rundfunks“ wurde ich sogar zur Fahndung ausgeschrieben. Wehrt man sich juristisch, bleibt man auf den Kosten in der Regel selbst sitzen. Umso wichtiger ist Ihre Unterstützung. Auch moralisch. Sie spornt an, weiter zu machen, und nicht aufzugeben. Ich danke Ihnen ganz herzlich dafür, dass Sie mir mit Ihrem Beitrag meine Arbeit ermöglichen – ohne Zwangsgebühren und Steuergelder.
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Kai Rebmann ist Publizist und Verleger. Er leitet einen Verlag und betreibt einen eigenen Blog.
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