Von Kai Rebmann
Corona hat ausgedient, jetzt geht die Klima-Panik um. Geschürt wird diese Angst insbesondere von Mainstream-Medien, die seit Wochen kaum noch ein anderes Thema zu kennen scheinen. Zu den gefährlichsten Alarmisten gehört dabei die Senderfamilie von ARD und ZDF. Gefährlich vor allem deshalb, weil sich zahlreiche ÖRR-Formate als selbsternannte „Wissenschaftssendungen“ verstehen und von nicht wenigen gutgläubigen Zwangsgebührenzahlern auch als solche wahrgenommen bzw. „akzeptiert“ werden.
Zu welchen Trugschlüssen das führen kann, zeigte jetzt einmal mehr das ZDF. So soll es in Deutschland im Zeitraum von 1970 bis 1989 ganze 13 „heiße Tage“ gegeben haben. Insgesamt wohlgemerkt, nicht etwa pro Jahr – wird zumindest bei „Leschs Kosmos“ behauptet. Den Reaktionen in den sozialen Medien nach zu urteilen, hat diese Behauptung massive – und auch berechtigte – Zweifel ausgelöst. Es gibt sie eben doch noch, die älteren Zuschauer, die sich ihrer eigenen Erinnerung bedienen und solche absurden Zahlen zu hinterfragen wagen.
Zwischen 1990 und 2009 soll es dem ZDF zufolge dann insgesamt 90 „heiße Tage“ in Deutschland gegeben haben, also schon fast siebenmal so viel. Und von 2010 bis 2022, einem Zeitraum von nur noch 13 Jahren, schließlich 143 „heiße Tage“, also sage und schreibe elfmal so viele wie noch vor 40 Jahren – und dazu innerhalb von nur 13 Jahren, anstatt wie zuvor noch innerhalb von 20 Jahren.
Woher hat das ZDF seine Zahlen?
Und genau diesen Effekt wollte man bei „Leschs Kosmos“ wohl auch erzielen. Dem Zuschauer sollte suggeriert werden, dass die „heißen Tage“ in Deutschland exponentiell zunehmen, das Thermometer heute also deutlich öfter über 30 Grad steigt als noch vor wenigen Jahren.
Problem: Wissenschaftlich wirklich haltbar ist lediglich die Angabe, dass es seit 2010 (bis 2022) hierzulande etwa 143 „heiße Tage“ gegeben hat. Woher das ZDF die übrigen Zahlen hat, blieb zunächst völlig unklar. Das Umweltbundesamt beantwortete eine diesbezügliche Anfrage der IPPEN-Medien wie folgt: „Dem TV-Beitrag kann weder durch Wort noch im Bild eine Datenquelle für die gezeigte Grafik entnommen werden.“
Doch es wird noch undurchsichtiger. Laut eigenen Angaben wollen die Mainzer die fragwürdigen Zahlen aus den Datenbanken des Deutschen Wetterdienstes (DWD) und Statista bezogen haben.
Aber: Der DWD gibt dazu gegenüber dem „Merkur“ ganz andere Zahlen bekannt. Demnach hat es in Deutschland zwischen 1970 und 1989 genau 83,34 „heiße Tage“ gegeben. Für den folgenden Zeitraum 1990 bis 2009 weist der Wetterdienst 151,44 „heiße Tage“ aus.
Anstatt eines exponentiellen Anstiegs, wie vom ZDF implizit behauptet, müsste man also eher von einer linearen Zunahme der „heißen Tage“ sprechen. Hinzu kommt, dass die beim DWD erhobenen Daten insbesondere aus den früheren Zeiträumen größtenteils nicht auf Messungen beruhen, sondern auf Berechnungen. Grund: Die entsprechenden Daten wurden erstens nicht in jedem einzelnen Jahr erhoben und zweitens auch nicht flächendeckend.
Mainzelmännchen rudern zurück
Einmal der Irreführung überführt, übte man sich auf dem Lerchenberg in Schadensbegrenzung: „Nach nochmaliger Überprüfung hat die Redaktion festgestellt, dass diese Zahlen in den Zeiträumen 1970–1989 sowie 1990–2009 fehlerhaft sind. Wir korrigieren die Grafik schnellstmöglich.“
Solche Angaben sind nicht nur „fehlerhaft“, sie sind grob fahrlässig. Dies gilt um so mehr, wenn sie in einer sogenannten „Wissenschaftssendung“ eines mit Zwangsgebühren finanzierten Senders gemacht werden.
Die Frage lautet nun, ob die selbsternannten „Faktenchecker“ diese Schwindelei des ZDF aufgreifen werden. Sie kennen die Antwort natürlich.
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Kai Rebmann ist Publizist und Verleger. Er leitet einen Verlag und betreibt einen eigenen Blog.
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