Ein Gastbeitrag von Eli Huber
Die deutsche Sprache entwickelte sich über Jahrhunderte hinweg weitestgehend frei – ohne zentrale Einflussnahme. Gleichwohl versuchten Ideologen immer wieder, die Sprache umzubauen, um zum bestimmten Denken zu erziehen. Etwa die Anhänger einer “geschlechtergerechten Sprache”. Sie sehen es zum Beispiel nicht gerne, wenn in Texten nur die männliche Personenbezeichnung steht.
Unter ihren Einfluss ist offenbar die Redaktion des Duden gelangt. Die schafft laut Medienberichten in der Online-Version des Duden das sogenannte generische Maskulinum ab. Dabei handelt es sich um ein Wort, das sich auf Frauen und Männer gleichermaßen bezieht. Zukünftig definiert der Online-Duden etwa „den Mieter“ als „männliche Person, die etwas gemietet hat“. Ist also die Rede von „den Mietern“, handelt es sich laut Online-Duden um eine Gruppe von ausschließlich Männern. 12000 Personen- und Berufsbezeichnungen passen die Redakteure des Netz-Duden entsprechend an.
Widerstand gegen den Sprachumbau kommt vom Verein Deutsche Sprache. Die Organisation, die Deutsch als Sprache von Kultur, Wissenschaft und Wirtschaft erhalten möchte und weltweit über 36000 Mitglieder zählt, warnt in einem Unterschriften-Aufruf, der Duden sei auf dem Weg, “seine Rolle als Standard-Referenzwerk für das Deutsche aufzugeben”. Das generische Maskulinum sei im modernen Sprachgebrauch fest verankert. Der Duden widerspreche nicht nur den Regeln der Grammatik, sondern auch dem Bundesgerichtshof, kritisieren die Sprachschützer. Das Gericht habe im März 2018 letztinstanzlich festgestellt, dass mit der Bezeichnung “der Kunde” Menschen jeglichen Geschlechts gemeint seien. Die Klägerin habe als „Kundin“ von ihrer Sparkasse angesprochen werden wollen, führt der Verein aus.
Die Duden-Redaktion betreibe “eine problematische Zwangs-Sexualisierung“, erklärt der Sprachverein. Das biologische Geschlecht, der Sexus, sei nicht gleichzusetzen mit dem grammatikalischen Geschlecht, dem Genus. So könne “der Scherzkeks” auch eine Frau sein, “die Ärztekammer” vertrete Ärztinnen und Ärzte und das Finanzamt ziehe Geld von “dem Steuerzahler” ein. Der Duden widerspreche seinen Grundsätzen, indem er die Sprache nicht mehr nur widerspiegle, sondern aktiv verändere, rügen die Sprachschützer und fordern das Nachschlagewerk auf, “seine Sexualisierungspläne zu überdenken”.
Auch Sprachforscher lehnten das Vorpreschen der Duden-Redakteure ab. Die Frankfurter Rundschau berichtete unter Berufung auf die Zeitung „Die Welt“, der Potsdamer Linguist Peter Eisenberg bezeichne die neuen Wort-Einträge als eine „Irreführung des Lesers“. Die Münchner Sprachwissenschaftlerin Elisabeth Leiss erklärte dem Blatt zufolge, es sei grotesk und unverantwortlich zu behaupten, Wörter wie Mieter oder Schüler hätten keine geschlechtsunabhängige Bedeutung. Die Duden-Redaktion sei dem “aktuellen Gender-Unsinn” offenbar vollends verfallen.
Auch der AfD-Abgeordnete Götz Frömming griff den Gender-Duden in einer Bundestagsrede auf. Die Vorgänge um den Online-Duden seien kein Einzelfall, sagte er am Donnerstag bei einer Aussprache über zwei sprachpolitische AfD-Anträge. Sogar im öffentlich-rechtlichen Rundfunk seien Nachrichtensprecher neuerdings angehalten, eine vermeintlich gendergerechte Sprache zu verwenden. “Wer es auf die Grammatik abgesehen hat, der will nicht nur die Sprache verändern, der will das Denken verändern – das ist autoritär”, meinte der Bildungspolitiker.
P.S.: Wer die Aktion des Vereins Deutsche Sprache per Unterschrift unterstützen sowie im privaten und kollegialen Kreis verbreiten möchte, findet sie hier.
Eli Huber ist studierter Volkswirt und arbeitet als freier Journalist in Frankfurt am Main.
Bild: Photographee.eu/ HE Photography/ShutterstockText: Gast
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