„Vatikan billigt Taufe von trans Personen – Die Katholische Kirche zeigt sich offen für Transgender.“ Diese Schlagzeile ist jetzt in der Zeit zu lesen. Viele andere Blätter titeln ähnlich. „Beben im Vatikan: Papst geht auf Transgender-Katholiken zu“, titelte der „Münchner Merkur“. Ich schickte den „Zeit“-Text einem befreundeten Geistlichen, der sie kopfschüttelnd wie folgt kommentierte: „Taufen kannst du und MUSST du jeden, der das will. Das ist christliche Pflicht.“ Ich fragte ihn zurück, warum die „Zeit“ dann einen Bericht daraus mache. Seine Antwort: „Weil die ‚Zeit‘ ein linkes Agitpropblatt ist.“
Tatsächlich fordert die katholische Kirche eine Vorbereitung auf die Taufe, anders als etwa die orthodoxe Kirche, der mein Freund angehört. Das Portal „gut-katholisch“ erklärt in Sachen Erwachsenentaufe etwa: „Es reicht eine Anmeldung zur Taufe, die der Taufbewerber selbst ausfüllt. Die Taufe kann allerdings erst erfolgen, wenn sich der Taufpfarrer um eine angemessene Prüfung des Glaubens bzw. eine Glaubensunterweisung bemüht hat – und wenn der Bischof dem Taufantrag zustimmt.“
Insofern ist die Nachricht in der „Zeit“ offenbar tatsächlich eine „Nicht-Nachricht“. Denn warum sollte der Glaube etwas mit dem Geschlecht zu tun haben? Dass die Kollegen daraus die Schlagzeile machen, die Katholische Kirche zeige sich „offen für Transgender“, ist in meinen Augen deshalb schlicht eine Irreführung des Lesers.
Zurück geht die Nachricht auf eine Antwort der vatikanischen Glaubensbehörde auf sechs Fragen eines brasilianischen Bischofs. Ob es sich dabei um einen der vielen besonders linken Oberhirten aus Südamerika handelt, bleibt unklar – ist aber naheliegend. Jedenfalls passt sie sehr zum Kurs des ebenfalls aus Südamerika stammenden und ebenfalls sehr linken Papstes bei der Thematik. Franziskus scheint das Thema am Herzen zu liegen, und er sprach sich wiederholt für eine Öffnung der Kirche gegenüber Lesben, Schwulen, Transsexuellen und anderen sexuellen Minderheiten aus.
Man hat den Eindruck, dass hier um jeden Preis das Thema „sexuelle Minderheiten“, das heute politisch korrekt als „LGBTIQA+“ bezeichnet wird, von vielen Medien auf der Tagesordnung gehalten wird. Um es durch ständiges Wiederholen im Bewusstsein der Menschen zu verankern.
Neben der Selbstverständlichkeit, dass auch Transsexuelle getauft werden können, die von der „Zeit“ in den Mittelpunkt gestellt wird, ist auch ein anderer Aspekt interessant in dem Artikel. „Trans Personen dürfen auch Taufpaten und Trauzeugen sein“, heißt es in dem Text unter Berufung auf die Antwort der Glaubensbehörde weiter. Sodann folgt folgender Satz: „Transgender dürften Taufpaten oder Trauzeugen nur werden, solange nicht eine ‚Gefahr eines öffentlichen Skandals oder einer Verunsicherung unter den Gläubigen besteht‘.
Das klingt für den unbedarften Leser so, als gäbe es hier eine „Diskriminierung“ – und es wirkt fast, als ob die Journalisten nur darauf gewartet hätten.
Tatsache ist: Egal, ob jemand Transgender ist oder nicht, Taufpaten und Trauzeugen müssen aus Sicht der Kirche immer moralisch und von ihrem Glauben her als Taufpaten oder Trauzeugen geeignet sein, und bei keinem von ihnen – ganz unabhängig von seinem Geschlecht – darf die Gefahr eines öffentlichen Skandals oder einer Verunsicherung der Gläubigen bestehen.
Hier wird also aus einer Nicht-Nachricht um der politischen Agenda willen eine Nachricht gemacht.
Und nicht nur in der „Zeit“ und den großen Blättern. Die „Schwäbische Post“ etwa schreibt: „Bei alleinstehenden Homosexuellen müsse sichergestellt sein, dass der Taufpate ‚ein Leben in Übereinstimmung mit dem Glauben führe‘. Praktisch heißt das: Homosexuelle müssen sexuell enthaltsam sein, um Taufpate zu werden. Homosexualität ist in der katholischen Kirche immer noch eine Sünde.“
Das stimmt. Dass aber jede Form von unehelichem Sex für die katholische Kirche Sünde ist sowie vieles andere mehr, und es sich damit hier nicht nur um eine Besonderheit im Umgang mit Homosexuellen handelt, das verschweigt das Blatt seinen Lesern. Ebenso wie die Tatsache, dass heutzutage wohl die wenigsten Priester potenzielle Taufpaten oder Trauzeugen nach ihrem Sexleben ausfragen würden und es sich in erster Linie um eine Vorschrift auf dem Papier weit weg von der Realität handelt. All diese Details würden ja die schöne Diskriminierungs-Geschichte einschränken.
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