Klima-Heuchelei in Dubai: lukrative Öl-Deals am Rande der Klimakonferenz "Glaubwürdigkeit der UN-Klimaverhandlungen steht hier auf dem Spiel"

Von Daniel Weinmann

Mehr Doppelzüngigkeit geht kaum: An diesem Donnerstag treffen sich Vertreter aus 167 Ländern – die meisten schweben klimaschonend mit dem Flugzeug ein – in Dubai zur Klimakonferenz 2023. Das Emirat steht als Synonym für aberwitzige Ressourcen-Verschwendung. Der Gipfel an Absurdität ist die Skipiste in der Mall of the Emirates, die wiederum zu den größten Einkaufstempeln des Mittleren Ostens zählt.

Das Ziel der Veranstaltung ist laut Klimakonferenz-Präsident Sultan Ahmed Al Jaber eine „gerechte und verantwortliche“ Energiewende. Kaum glaublich, dass er und die Konferenzteilnehmer dies tatsächlich ernst nehmen. Doch selbst der Papst als Stellvertreter Gottes auf Erden und König Charles III. sind davon so angetan, dass sie sich samt Entourage nach Dubai fliegen lassen.

Die Verlogenheit auf die Spitze bringen durchgesickerte Dokumente, die kürzlich von der BBC veröffentlicht wurden. Danach beabsichtigten die Vereinigten Arabischen Emirate, ihre Position als diesjähriger Gastgeber der Klimakonferenz zu nutzen, um 15 Ländern einträgliche Öl- und Gasgeschäfte anzubieten.

»Völlig inakzeptabel und ein echter Skandal«

Deutschland etwa soll laut den geleakten Dokumenten in Aussicht gestellt bekommen, dass die Abu Dhabi National Oil Company (ADNOC) „bereit ist, die LNG-Lieferungen nach Deutschland auszuweiten“. Geradezu ein Schlag ins Gesicht eines jeden Klimaaktivisten ist die Botschaft an die Öl-Giganten Saudi-Arabien und Venezuela, dass „es keinen Konflikt zwischen der nachhaltigen Entwicklung der natürlichen Ressourcen eines Landes und seiner Verpflichtung zum Klimawandel gibt“.

Die belgische Klimaministerin Zakia Khattabi mahnte denn auch gegenüber der US-Tageszeitung „Politico“: „Wenn sich diese Berichte bestätigen, verstärken sie die bestehenden Bedenken hinsichtlich der COP28-Präsidentschaft. Die Glaubwürdigkeit der UN-Klimaverhandlungen ist essenziell und steht hier auf dem Spiel.“

Kaisa Kosonen von Greenpeace International schloss sich so an: „Wenn die Anschuldigungen wahr sind, ist das völlig inakzeptabel und ein echter Skandal.“ Für Chiara Martinelli, Direktorin des Climate Action Network Europe, ist laut einer schriftlichen Erklärung an „Politico“ „jedes Abkommen mit den Öl- und Gasunternehmen der VAE ein Schlag ins Gesicht des UN-Prozesses zum Klimawandel“.

Organisatoren betonen Vertraulichkeit von »privaten Treffen«

Dazu passt: Konferenzpräsident Sultan Al Jaber ist gleichzeitig Chef des nationalen Öl-Konzerns von Abu Dhabi. Der größte Ölproduzent der Vereinigten Arabischen Emirate plant den massiven Ausbau seiner Öl- und Gasförderung. Erst Anfang Oktober hatte der Petro-Riese ein neues Milliardenprojekt zur Förderung von Erdgas angekündigt. Um die zwei Off-Shore-Felder vor der emiratischen Küste zu erschließen, wurden bereits Verträge im Wert von rund 16 Milliarden Euro abgeschlossen.

Dies hat nicht nur ein „Gschmäckle“, sondern birgt einen immensen Interessenskonflikt: Einerseits geriert sich Al Jaber als unentbehrlicher Protagonist der Klimarettung, während er andererseits alles dafür tut, sein Unternehmen in Sachen Öl und Gas immer stärker werden zu lassen.

Das Organisationsteam der Vereinigten Arabischen Emirate widersprach gegenüber der BBC nicht, Treffen im Rahmen der Konferenz für Geschäftsgespräche nutzen zu wollen. Zugleich betonte es die Vertraulichkeit von „privaten Treffen“. Die Arbeit des Organisationskomitees konzentriere sich auf „bedeutsame Klimamaßnahmen“, ließen die Veranstalter erwartungsgemäß wissen. Laut BBC hat sich „mindestens ein Land“ auf ein konkretes Angebot rückgemeldet. Zwölf Staaten gaben derweil an, derzeit keine Gespräche über die Entwicklung fossiler Projekte zu führen.

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Daniel Weinmann arbeitete viele Jahre als Redakteur bei einem der bekanntesten deutschen Medien. Er schreibt hier unter Pseudonym.

Bild: Screenshot Youtube-Video AFP Deutschland

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