Ein Gastbeitrag von Thilo Schneider
Ein bemerkenswertes Video einer Muslima in Finnland. In dem Video sagt die Dame, aus dem Englischen übersetzt, Folgendes: „Es gibt hier wenig Vielfalt. Nur Finnen und Finnen und Finnen und wohin man auch sieht, sind Finnen. Daher ist es ein wenig schwierig, hier aufzufallen, aber ich glaube, das wird sich in Zukunft lösen, weil mehr und mehr Migranten hierherkommen und das ist gut für die Gesellschaft.“ Dann endet der 23 Sekunden lange Clip. Warum das „gut für die Gesellschaft“ sein soll, erfahren wir traurigerweise nicht.
Leider habe ich keine näheren Informationen zu diesen 23 Sekunden Verzweiflung einer Frau in der finnischen Diaspora, finde es aber verblüffend, mit welchen Erwartungshaltungen Menschen in ein anderes Land ziehen. Was würde ich erwarten, würde ich beispielsweise nach Italien auswandern? Ich schätze, ich würde erwarten, dass da sehr viele Italiener und sogar Italienerinnen sind. Und ich wäre nicht verblüfft, wenn diese Italienisch sprächen. Und zwar nur und ausschließlich Italienisch.
Eine Muslimin findet, dass es in Finnland zuviele Finnen gibt. Sie sieht aber eine Lösung des "Problems" in der ansteigenden Migration, was sehr gut für die dortige Gesellschaft wäre…
🤔🤨😠😡🤬 pic.twitter.com/5MRf1crMuq— 🌍🌐 GARDE-InfoMedia: Regierungskritische Sicht (@GardeRegierung1) December 20, 2023
Etwas anders sähe es aus, würde ich mir Mallorca als Exil aussuchen. Dort gibt es eine gefestigte Community aus Alemán aus allen Schichten: Die Rentner, die ihr Geld auf den mühsam erworbenen Fincas verjuxen und dem Tod wenigstens mit dem Mittelmeer im Hintergrund ins Auge sehen wollen, die gut Betuchten, die gerne in der Nähe ihrer Yacht wohnen, ebenso aber auch die Ulrikes, die eine kleine Bar in Strandnähe genauso in den Sand setzen wie damals die Eckkneipe in Düsseldorf und schließlich die Herberts, die sich teillegal in der Mietwohnung aufhalten, damit das deutsche Bürgergeld nicht gekappt wird und die sich mit kleinen Jobs über Wasser halten, eben nur bei angenehmeren Temperaturen. Die brauchen Kontakt zur spanischen Bevölkerung auch nur dann, wenn die Kakerlaken in der Küche Katzengröße erreicht haben. Da würde ich schon erwarten, im Lokal ein Wiener Schnitzel oder eine Strandcurrywurst zu bekommen. Aber wer will das? Außer den oben Genannten?
Käme ich also auf die wirklich verrückte Idee, ausgerechnet in das graueste und langweiligste Land in Europa zu flüchten (wie schlimm muss es im Herkunftsland sein, wenn Finnland die bevorzugte Destination ist?), dann würde es mich nicht verblüffen, wenn es da von Finnen nur so wimmelt. Wobei „Wimmeln“ hier ein ziemlich dehnbarer Begriff ist – Finnland besteht in der Hauptsache aus Wäldern, Geröll, Elchen und 187.888 Seen mit 178.888 Inseln (ich kann nichts dafür, das sind die offiziellen Zahlen). Unsere obige Muslima braucht schon ein Fernglas, um Finnen über Finnen zu sehen. Gerade einmal 16 Einwohner verirren sich hier auf einem Quadratkilometer und in den noch abgelegeneren Gegenden des abgelegenen Landes dürften die alle miteinander verwandt sein. Zum Vergleich: In Deutschland bewohnen 236 Bewohner den gleichen Quadratkilometer. Aber ohne Elche. Oder Finnen. Oder Seen. Dafür mit Muslimas und viel Vielfalt und noch mehr Einfalt und ebenfalls mit Großfamilien, die man hierzudeutschlande auch „Clans“ nennt.
Beten ist somit in Finnland für Muslime eine schwierige Angelegenheit. Ich konnte ganze zwei offizielle Moscheen recherchieren, von denen eine von hängengebliebenen Tartaren in – Obacht – Järvenpää betrieben wird und nur für hängengebliebene Tartaren geöffnet ist. Immerhin gibt es diese Moschee schon seit 1942 und sie gilt als erste Moschee im nordischen Raum überhaupt. Die andere Moschee dürfte in Helsinki stehen, aber so genau weiß man das nicht.
Tatsächlich wissen wir in Deutschland sehr wenig über Finnland, aber das dürften wir mit den meisten Finnen und den etwa 15.000 Irakern, 11.000 Chinesen, 7.600 Afghanen, 7.200 Syrern, 6.079 Türken und 4.036 Iranern (nach statista.com) gemeinsam haben. Durch die Dame oben wissen wir jedoch jetzt, dass es sehr viele Finnen in Finnland hat. Ungefähr 5,5 Millionen. Bei einer mit Deutschland vergleichbaren Größe, allerdings mit nur 15 Sonnentagen, rechnet man die „Mitternachtssonne“ hoch oben im Norden raus, die sich an 73 Tagen im Nebel verhüllt. Es ist so kalt und grau in Finnland wie bei einem Parteitag der SED.
Daher sollten die Finnen unter Staatspräsident (na, werte Leser, wie heißt er? Korrekt) Sauli Niinistö sich wirklich über etwas mehr bunte Vielfalt freuen, die mit ihnen jährlich am 13ten Oktober (kein Scherz) den „Tag des Versagens“ feiern. Den inoffiziellen Feiertag gibt es seit 2010 und hier werden „persönliches Scheitern, eklatante Dummheiten und peinliche Versäumnisse als Ereignisse gefeiert, aus denen nützliche Erkenntnisse für den künftigen Lebensweg gezogen werden.“ Ein, wie ich meine, auch für die Bundesregierung einführbarer Feiertag, der würdig mit Steuererhöhungen oder Reifenluftbepreisungen begangen werden sollte.
Sie hat es also nicht leicht, unsere Muslima mit dem finnischen Meerbusen und ihre Frustration ist verständlich. Die größte Gruppe von Ausländern in Finnland stellen übrigens Esten mit 51.000 Köpfen, dicht gefolgt von tatsächlich Russen mit 30.000 Mitgliedern, die mit grauen und eisigen Klimaverhältnissen vertraut sein dürften. Aber wohl kaum Muslime sind. Und deswegen nicht zur „Diversity“ zählen, sondern rein optisch schon als Finnen durchgehen dürften.
Sie hingegen können nach der Lektüre dieses kleinen, launigen Artikels sagen, dass Sie wenigstens etwas über Finnland gelernt haben, was ihnen schon vorher völlig egal war. Damit wissen Sie aber über Finnland schon mehr als die arme Muslima aus dem guten Morgenlande, die ein unbarmherziges Schicksal nicht nur ins Abend- sondern ins Abendgrauenland gespült hat. In das einzige Land Europas, in dem Supermärkte Valintamyymälä heißen. Seien Sie also dankbar, dass Sie nicht dort wohnen, wo keine Vielfalt, Diversity oder, auf Finnisch, Moninaisuus herrscht. Kippis!
Auf Ihre Mithilfe kommt es an!
Auf meiner Seite konnten Sie schon 2021 lesen, was damals noch als „Corona-Ketzerei“ galt – und heute selbst von den großen Medien eingestanden werden muss. Kritischer Journalismus ist wie ein Eisbrecher – er schlägt Schneisen in die Einheitsmeinung.
Dafür muss man einiges aushalten. Aber nur so bricht man das Eis. Langsam, aber sicher.
Diese Arbeit ist nur mit Ihrer Unterstützung möglich!
Helfen Sie mit, sichern Sie kritischen, unabhängigen Journalismus, der keine GEZ-Gebühren oder Steuergelder bekommt, und keinen Milliardär als Sponsor hat. Und deswegen nur Ihnen gegenüber verpflichtet ist – den Lesern!
1000 Dank!
Per Kreditkarte, Apple Pay etc.Alternativ via Banküberweisung, IBAN: DE30 6805 1207 0000 3701 71 oder BE43 9672 1582 8501
BITCOIN Empfängerschlüssel auf Anfrage
Meinе aktuellen Videos
Kampf ums Augenlicht: Straßenkater Kusja und mein ganz persönliches kleines Weihnachtswunder.
Warum unser Papiergeld ein gigantischer Schwindel ist, der bald auffliegt – und was Sie tun können
Gastbeiträge geben immer die Meinung des Autors wieder, nicht meine. Ich schätze meine Leser als erwachsene Menschen und will ihnen unterschiedliche Blickwinkel bieten, damit sie sich selbst eine Meinung bilden können.
Thilo Schneider, Jahrgang 1966, freier Autor und Kabarettist im Nebenberuf, LKR-Mitglied seit 2021, FDP-Flüchtling und Gewinner diverser Poetry-Slams, lebt, liebt und leidet in der Nähe von Aschaffenburg. Weitere Artikel von Thilo Schneider finden Sie hier unter www.politticker.de. In der Achgut-Edition ist folgendes Buch erschienen: The Dark Side of the Mittelschicht.
Bild: astudio/ShutterstockMehr von Thilo Schneider auf reitschuster.de