Corona-Aufarbeitung: Alena Buyx als Beirats-Expertin Wenn Inquisitoren "Gräben zuschütten" wollen

Ein Gastbeitrag von Thilo Schneider

Österreich will es doch auch. Die Pandemie aufarbeiten. Die Regierung in Wien hat ein Programm vorgestellt, mit dem sie „Gräben zuschütten“ will. Zwischen der Regierung und der Bevölkerung. Zwischen Maskierten und Unmaskierten. Zwischen Geimpften und Ungeimpften.

Es gibt eine sehr schöne Karikatur eines Inquisitors, der vor einem brennenden Scheiterhaufen steht und laut „auf beiden Seiten wurden Fehler gemacht“ brüllt. Ungefähr auf diese Art sollen sie zugeschüttet werden, die Gräben. Als eine derer, die hier zur Schaufel gebeten werden, hat sich die österreichische Regierung ausgerechnet Alena Buyx, die Vorsitzende des Deutschen Ethikrates ausgesucht. Die Alena Buyx, die auf dem Höhepunkt der Pandemie verkündete, es gäbe eine „moralische Pflicht, sich impfen zu lassen“. Ergänzt hat sie diese Aussage in einem Spiegel-Interview: „Jede Dosis muss in einen Arm“. Lassen Sie das kurz sacken. Sehen Sie den Inquisitor?

Stellen Sie sich vor, Wladimir Putin wäre der Leiter einer Kommission, die russische Kriegsverbrechen untersucht. Oder stellen Sie sich vor, ein Taliban wäre Vorsitzender des UN-Menschenrechtsrates. Was meinen Sie? Zu welchen Ergebnissen über „Fehler“ und „Versäumnisse“ würden die kommen?

Erreichen will die österreichische Regierung konkret, dass die Beauftragten „die Gründe für die Polarisierung der Gesellschaft“ (ja, welche mögen das wohl sein?), „die Rolle der Politiker“ (ja, was mögen sie wohl gesagt haben, die ominösen Politiker?), „der Wissenschaft“ (gab es überhaupt kritische Stimmen? Also, außer von „Schwurblern“, „Querdenkern“ und „rechten Hetzern“?) und „der Medien“ (waren die tatsächlich neutral oder so ein bisschen parteiisch?) evaluieren. Als unabhängige Analysierer der Regierungsmaßnahmen während der Pandemie soll die „Akademie der Wissenschaft Österreich“ laut Wissenschaftsminister Polaschek fungieren.

Die gleiche Akademie, deren Präsident Anton Zeilinger die Devise „impfen, impfen, impfen“ verkündete und der an die Bürger appellierte, „Vertrauen in die Wissenschaft und Medizin“ zu haben. Die gleiche Akademie, die eine allgemeine Impfpflicht in Österreich befürwortete. Natürlich könnte man auch Fußballprofis zur moralischen Rechtmäßigkeit von Spielergehältern befragen. Oder einen X-beliebigen deutschen Politiker, ob er 10.300,- € Grundgehalt für gerechtfertigt hält. Oder Georg Restle zur Sinnhaftigkeit eines unkontrollierten und von Zwangsgebühren lebenden öffentlich-rechtlichen Rundfunks. Das alles kann man machen. Wenn man die Öffentlichkeit auf den Arm nehmen will.

Zur Vorstellung des Grabenbeseitigungsprogramms der österreichischen Regierung wollte Kanzler Nehammer (ÖVP) eine grandiose Versöhnungsrede halten, die die „Gräben“ quasi bereits zubaggern sollte, entschied sich jedoch in letzter Minute dagegen. Vielleicht, weil „auf beiden Seiten Fehler gemacht wurden“… Es wird also noch dauern, bis die österreichische Regierung sich selbst bespiegelt hat und zu dem Schluss kommt, dass sie wirklich und ehrlich nach bestem Wissen und Gewissen gehandelt hat und die eigentlichen Fehler bei den Hex… bei den Ungeimpften, den Querdenkern und Querulanten zu suchen sind. Die österreichische Presse wird – ebenso, wie bei einer eventuellen, aber eigentlich stattfinden werdenden Untersuchung in Deutschland – selbstverständlich erleichtert und auch ein bisschen frohlockend verkünden, dass sie sich gerecht und fair und nach dem Informationsstand verhalten hat und auch die Wissenschaft wird verkünden, dass in Vorsorge sowieso kein Ruhm liegt, ohne Impfung und Masken Österreich heute entvölkert wäre und diejenigen, die an den Folgen der Impfung verstorben sind und/oder sich das Leben genommen haben, im Ordner „bedauerlicher Kollateralschaden zum Schutz des Großen und Ganzen“ abzuheften sind.

Oder erwartet irgendjemand wirklich ernsthaft, dass sich eine Frau Buyx vor die Mikrofone einer selbstkritischen Presse stellt und sagt: „Sorry, wir lagen falsch. Es war Bullshit, was wir gemacht haben. Ich bitte die Gesellschaft und die Öffentlichkeit um Entschuldigung. Um meine Worte zu untermauern, trete ich mit sofortiger Wirkung von allen meinen Ämtern zurück.“ Und unter Beifall schließen sich der österreichische und der deutsche Gesundheitsminister gleich an?

Glaubt irgendjemand ernsthaft, eine Sarah Bosetti, die in ihrer Eigenschaft als öffentlich-redliche Sprecherin Impfverweigerer als „Blinddarm, den es zu entfernen gilt“ bezeichnet hat, würde ihren hübsch bezahlten Job aus Scham kündigen? Nein, sie alle – die großen und die kleinen Denunzianten, Menschenverächter und Aufhetzer werden alle auf ihren Posten bleiben und lieber nicht mehr an ihre segensreichen Tätigkeiten und Reden zwischen 2020 und 2022 erinnert werden wollen. Weil das nämlich „Hetze“ der Ungeimpften ist, „auf die man mit dem Finger zeigen sollte“.

Es wird Zeit, sehr viel Zeit brauchen, bis die „Gräben zugeschüttet sind“ – oder erneute Regierungswechsel hin zu frischen, unverbrauchten Gesichtern und Parteien.

Er wird auf „nicht schuldig“ plädieren, der Inquisitor. In diesem Wissen könnte man sich in Österreich auch die überschaubaren Fünfhunderttausendnochwas Euro sparen, die der Unschuldsspruch kosten wird und lieber an die Hinterbliebenen der „plötzlich und unerwartet“ gestorbenen Geimpften verschenken.

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Thilo Schneider, Jahrgang 1966, freier Autor und Kabarettist im Nebenberuf, LKR-Mitglied seit 2021, FDP-Flüchtling und Gewinner diverser Poetry-Slams, lebt, liebt und leidet in der Nähe von Aschaffenburg. Weitere Artikel von Thilo Schneider finden Sie hier unter www.politticker.de. In der Achgut-Edition ist folgendes Buch erschienen: The Dark Side of the Mittelschicht, Achgut-Edition, 224 Seiten, 22 Euro.

Bild: republica GmbH, CC BY-SA 2.0 via Wikimedia Commons

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